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Der Untergang des Römischen Reiches wird gedeutet 105 M3 Der Einfluss des Christentums Der Engländer Edward Gibbon (1737–1794) war ein Historiker und Politiker der Aufklärungszeit. Er beschäftigt sich in seinem sechsbändigen Hauptwerk „The History of the Decline and Fall of the Roman Empire“ mit der Zeit vom Tod Marc Aurels (180) bis zum Fall Konstantinopels (1453). Seine Arbeit gilt noch immer als eine der bedeutendsten Darstellungen des Untergangs von Rom. Da die Glückseligkeit eines künftigen Lebens das große Ziel der Religion ist, kann es uns weder überraschen noch erschrecken, dass die Einführung oder zumindest der Missbrauch des Christentums nicht ohne Einfluss auf den Verfall und den Untergang des Römischen Reiches geblieben ist. Die Geistlichkeit verkündete mit Erfolg die Lehre der Geduld und des Kleinmutes, die Tatkraft der Gesellschaft wurde entmutigt und die letzten Reste soldatischen Geistes wurden in den Klöstern begraben. Ein beträchtlicher Teil des öffentlichen und des privaten Besitzes wurde den scheinbaren Erfordernissen der Barm herzigkeit und der Frömmigkeit dargebracht und der Sold der Soldaten an jene unnützen Scharen beiderlei Geschlechts vergeudet, die lediglich auf die Verdienste von Abstinenz1) und Keuschheit verweisen konnten. Glaube, Eifer, Wissbegier und die irdischen Leidenschaften der Bosheit und des Ehrgeizes entzündeten das Feuer theologischer Zwietracht. Die Kirche und selbst der Staat wurden von religiösen Parteiungen zerrüttet, deren Streitigkeiten zuweilen blutig und die stets unversöhnlich waren. Die Aufmerksamkeit der Kaiser wurde von den Feldlagern auf Synoden abgelenkt, auf der römi5 10 15 20 25 5 10 15 1) hier: Enthaltsamkeit in Essen und Trinken 1. Stellen Sie den beschriebenen Konflikt zwischen Kaiser und Senat in seinen historischen Zusammenhang und erklären Sie ihn. 2. Erarbeiten Sie Zosimos’ Begründung für den Niedergang des Weströmischen Reiches und beurteilen Sie seine Sichtweise. schen Welt lastete eine neue Art von Tyrannei, und die verfolgten Sekten wurden die heimlichen Feinde ihres Landes. Edward Gibbon, Verfall und Untergang des römischen Imperiums. Bis zum Ende des Reiches im Westen, Band 5, München 2003, S. 321 f. 1. Erarbeiten Sie Gibbons Gründe für den Niedergang Roms und nennen Sie Argumente, die für und die gegen sein Urteil sprechen. 2. Beurteilen Sie seine Darstellung des Christentums. 3. Benennen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Gibbons Deutung und jener von Zosimos (M2, Seite 104). Erklären Sie diese. M4 Die Rolle der Germanen Alfred Rosenberg (1893–1946) war seit 1919 Mitglied in der NSDAP und stieg zu einem der führenden Parteiideologen auf. Er wurde 1946 in den Nürnberger Prozessen verurteilt und hingerichtet. In seinem 1930 veröffentlichten Hauptwerk „Der Mythus des 20. Jahrhunderts“ äußert er sich auch zum Untergang des Römischen Reiches: Wie ein drohendes urgewaltiges Schicksal war einst der Sturm der Cimbern1) von Norden hereingebrochen. Seine Abwehr konnte nicht verhindern, dass nordische Kelten und Germanen die Grenzen Roms immer mehr bedrohten. Ein Feldzug nach dem andern zeigt krieggewohnte römische Taktik vergebens gegen urwüchsige Kraft am Werke. Blonde riesige „Sklaven“ treten in Rom auf, das germanische Schönheitsideal wird Mode im verfallenden ideallosen Volkstum. Auch freie Germanen sind in Rom keine Seltenheit mehr, germanische Soldatentreue wird nach und nach die stärkste Stütze des Caesars. Aber zugleich auch die drohendste Gefahr für den armselig-wertelos gewordenen Staat. [...] Zu Konstantins Zeiten ist fast das ganze Römerheer germanisch. [...] Wer hier nicht Rassekräfte 1) germanischer Stamm aus dem nördlichen Jütland (heute Dänemark) Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um s C .C .B uc hn er V rla gs | |
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