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89 Das Kaiserreich war ein Obrigkeitsstaat. Die gesellschaftliche Elite bildete nach wie vor der Adel. Er hatte die höchsten Ämter in Verwaltung, Militär und Diplomatie inne. Aber nicht nur die Herkunft war für das Ansehen in der Gesellschaft wichtig, sondern auch Vermögen und Bildung. So gehörten auch Unternehmer, hohe Beamte und bürgerliche Offi ziere zur Oberschicht. Besonderes Ansehen genoss das Militär. Die Bürger glaubten, dass die nationale Einigung durch die Siege der Armee zustande gekommen sei. Ein gesellschaftlicher Aufstieg war für Angehörige der unteren Schichten nur sehr schwer möglich (u. a. Landarbeiter, Dienstboten, Industriearbeiter). Sie hatten meist nur geringe Löhne und ein geringe Bildung. Frauen waren grundsätzlich benachteiligt. Sie bekamen geringere Löhne und waren in Ehe und Familie dem Mann untergeordnet. Die Frauenbewegung setzte sich vor allem für eine bessere Ausbildung und mehr Rechte ein. Die jüdischen Mitbürger waren rein rechtlich gleichgestellt. Tatsächlich wurden sie jedoch benachteiligt und von einigen Berufen ausgeschlossen. Im Kaiserreich entwickelte sich der Antisemitismus, der Juden als „minderwertige Rasse“ ansah. Er fand in der Bevölkerung immer stärkere Verbreitung. p Vor der Eröffnung des Paulskirchenparlaments 1848 gab es noch keine Parteien. Abgeordnete der Nationalversammlung, die dieselbe Ansicht hatten, bildeten jedoch schnell Fraktionen. Aus ihnen entstanden die meisten der Parteien im Kaiserreich. Einige der heutigen Parteien haben in ihnen ihren Ursprung. p Die Verfassung der Paulskirche und die Reichsverfassung waren föderalistisch, d. h., die Einzelstaaten und die deutsche Zentralregierung sollten gemeinsam regieren. Auch die Bundesrepublik Deutschland ist ein Bundesstaat mit Landesregierungen und einer Bundesregierung. p Die Frankfurter Paulskirche gilt heute als Nationaldenkmal und als „Wiege der Demokratie“ in Deutschland. 1944 wurde sie bei einem Bombenangriff zerstört, 1947/48 wieder aufgebaut. Sie ist häufi g Schauplatz für Ehrungen und Festveranstaltungen. p Zeitungen entwickelten sich zum wichtigsten Medium, um Informationen und Meinungen zu verbreiten. Technische Neuerungen machten es möglich, sie in hoher Aufl age zu drucken und günstig zu verkaufen. Erst Ende des 20. Jahrhunderts dominierten andere Medien. p Das Bürgerliche Gesetzbuch regelt, welches Recht zwischen Privatpersonen gilt. Es trat bereits im Kaiserreich 1900 in Kraft und wurde seither immer wieder verändert. Zum Beispiel wurden Paragrafen, die Frauen benachteiligen, mittlerweile ganz gestrichen. p Es wurden viele der heutigen Vereine bzw. ihre Vorgängervereine gegründet, auch zahlreiche Sportvereine. Ein großer Teil der Fußballvereine wurde in der Kaiserzeit oder schon davor gegründet: „1860 München“ im Jahr 1860, der „FC Schalke 04“ 1904. Der Frankfurter Fußballclub „Eintracht“ entstand 1894 und hieß damals „Germania 1894“. p Durch die Reichsgründung 1871 wurde Berlin, die Hauptstadt Preußens, zur Hauptstadt des Deutschen Reiches. Sie blieb es bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945. Seit der Wiedervereinigung 1989/90 ist Berlin wieder die Hauptstadt ganz Deutschlands. Was ist sonst noch für uns heute wichtig? 5. Wie veränderte sich die Gesellschaft im Kaiserreich? N u r zu P rü fz w c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n r V e rl a g s | |
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