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139Mit Material arbeiten M1 „Der Krieg hätte nicht zu kommen brauchen“ Auf die Frage nach den Ursachen des Aufstandes antwortet ein zum Christentum bekehrter Herero nach Beendigung der Kämpfe: Der Krieg ist von ganz kleinen Dingen gekommen und hätte nicht zu kommen brauchen. Einmal waren es die Stuurmann* mit ihrem schrecklichen Wucher und eigenmächtigen, gewaltsamen Ein treiben [der Schulden]. […] Wer nicht zahlen wollte oder konnte, den verfolgten und plagten sie. Dann ist es der Branntwein gewesen, der die Leute schlecht und gewissenlos gemacht hat. Wenn jemand trinkt, dann ist es ihm gleich, was er tut. Aber das schlimmste Übel ist, was viel böses Blut und Streit hervorgerufen hat, die Vergewaltigung unserer Frauen durch Weiße. Manche Männer sind totgeschossen worden wie Hunde, wenn sie sich weigerten, ihre Frauen und Töchter preiszugeben, und drohten, sie mit der Waffe in der Hand zu verteidigen. Wären solche Dinge nicht geschehen, wäre kein Krieg gekommen, aber er ist bei solchen Verge waltigungen ausgebrochen. Er war mit einem Male da, und da war kein Halten mehr, jeder rächte sich, und es war, als sei kein Verstand mehr unter den Massen. Horst Gründer (Hrsg.), „… da und dort ein junges Deutschland gründen“. Rassismus, Kolonien und kolonialer Gedanke vom 16. bis zum 20. Jahrhundert, München 32006, S. 153 *Stuurmann: Kaufleute 1. Arbeite die Ursachen des Auf standes heraus (M1). 2. Diskutiert in der Klasse, ob der Befehl Trothas den Schluss zu lässt, von einem Völkermord zu sprechen (M3). 3. Erläutere die Aussagen der beiden Fotos aus Sicht der Herero (M2 und M4). M2 Gefangene Herero. Foto, um 1904 (Ausschnitt). M4 Überlebende Herero. Das Foto entstand nach der Flucht durch das wasserlose Sandfeld von Omaheke (Deutsch-Südwestafrika), um 1904 (Ausschnitt). 5 10 15 M3 „Jeder Herero wird erschossen“ Am 2. Oktober 1904 erlässt General Lothar von Trotha folgenden Befehl: Das Volk der Herero muss […] das Land verlassen. Wenn das Volk dies nicht tut, so werde ich es mit dem Groot Rohr* dazu zwingen. Innerhalb der Deutschen Grenze wird jeder Here ro mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und keine Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auch auf sie schießen. […] Ich nehme mit Bestimmtheit an, dass dieser Erlass dazu führen wird, keine männlichen Gefangene mehr zu machen, aber nicht zu Grausamkeiten gegen Weiber und Kinder ausartet. Diese werden schon fortlaufen, wenn zweimal über sie hinweggeschossen wird. Horst Gründer (Hrsg.), „… da und dort ein junges Deutschland gründen“, a.a.O., S. 152 f. *Groot Rohr: Geschütz 5 10 4453_130_161 06.06.14 11:29 Seite 139 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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