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27 Q2 Muss der Betrieb schließen? Ankündigung der Stahlwerke Buderus-Röchling AG, Wetzlar, vom 19. Oktober 1923 an den Staatsbeauftragten für den Übergang von der Kriegswirtschaft zur Friedensproduktion: Wir sind unseres Wissens bis zum heutigen Tage die einzige Firma im Bezirk […], welche ihre Betriebe ohne jegliche Arbeitseinschränkung voll aufrechterhalten hat. […] Die katastrophale Entwicklung, die das Wirtschaftsleben in der verfl ossenen Woche, hervorgerufen durch den beispiellosen Sturz der Mark, genommen hat, versetzt uns plötzlich in eine Lage, die nicht vorauszusehen war. – Wenn der augenblickliche Zustand anhält oder sich gar noch in kurzer Zeit verschärfen sollte, so ist zu befürchten, dass wir mangels einer Möglichkeit der Lohnzahlungen unsere Betriebe plötzlich schließen müssen. Nach: Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Akte 423/1001 5 10 Q3 Proteste – Demonstrationen – Plünderungen Bericht der Polizeiverwaltung der Stadt Wetzlar vom 1. Oktober 1923: Schon seit Wochen machte sich unter der hiesigen Arbeiterschaft infolge der Lebensmittelteuerungen und der geringen Tariflöhne, die nicht im selben Maß gestiegen waren, eine gereizte Stimmung bemerkbar, die zunächst ihren Ausdruck in einem Demonstrationszuge seitens der Belegschaft der Firma BuderusRöchling am 01. des Monats fand. Der Zug war etwa 1 000 Personen stark und durchzog unter Absingung der Internationale1 die Straßen der Stadt. […] Fast täglich zogen Trupps Erwerbsloser durch die Stadt und interpellierten2 im Rathause und im Kreishause. […] Gerüchte wurden von Mund zu Mund weitergetragen, dass geplündert werden sollte und ein Aufstand geplant sei. […] Am 24. d. Mts. sammelte sich wieder gegen Abend eine größere Volksmenge auf dem Eisenmarkt an. […] [Man hörte] Ladenscheiben klirren. Plünderer hatten die beiden großen Ladenscheiben bei Schade und Füllgrabe3 eingeschlagen, nachdem zuvor durch einen Stein5 10 15 20 1. Beschreibe die Überlegungen der Firma (Q2) und die Vorgänge in Wetzlar (Q3). 2. Berechne, wie sich das Verhältnis von Lohnund Brotpreis zu verschiedenen Zeiten geändert hat: Juli 1914, Anfang 1923, Ende 1923. 3. Besprecht und erläutert die Proteste (Q3), indem ihr sie mit den Informationen aus Q2, M1 und M2 verbindet. 4. Vergleicht die Reaktionen und Handlungen 1923 mit Protesten, Demonstrationen und Plünderungen in der heutigen Zeit und diskutiert über Motive und Gründe, weshalb sich Menschen daran beteiligten und noch beteiligen. M1 Wochenlohn eines verheirateten Metallarbeiters Mark Juli 1914 (Vorkrieg) 37,57 Januar 1923 25 379,00 Februar 1923 59 205,00 März 1923 76 148,00 April 1923 78 420,00 Mai 1923 102 815,00 Juni 1923 242 000,00 Juli 1923 992 000,00 August 1923 23 000 000,00 September 1923 580 000 000,00 Oktober 1923 181 500 000 000,00 November 1923 17 907 000 000 000,00 Nach: Konrad Gunst (Bearb.): Die Geldentwertung in den Jahren 1914 – 1924, Pfullingen 1925, B. 37 M2 Preis für 1 kg Roggenbrot Nach: Ebeling/Birkenfeld: Die Reise in die Vergangenheit, Bd. 4, Braunschweig 1975, S. 110 Mark Juli 1914 (Vorkrieg) 0,26 Januar 1923 250,00 Februar 1923 389,00 März 1923 463,00 April 1923 474,00 Mai 1923 482,00 Juni 1923 1 428,00 Juli 1923 3 465,00 August 1923 69 000,00 September 1923 1 512 000,00 Oktober 1923 1 743 000 000,00 November 1923 201 000 000 000,00 wurf die am Eisenmarkt befi ndliche Laterne eingeworfen und damit gelöscht war. [In Bäckereien, Schuhund Lebensmittelgeschäften] hat eine vollständige Ausräumung stattgefunden, nichts ist zurückgeblieben, sogar Einrichtungsgegenstände sind gestohlen worden. Historisches Archiv Wetzlar, Akte K 92 b: Straßenaufl äufe, Tumulte, Plünderungen im Oktober 1923 25 30 1 Internationale: Kampfl ied der Arbeiterbewegung 2 interpellieren: protestieren 3 Schade und Füllgrabe: Lebensmittelgeschäft 4544_1_1_2013_008_057_kap01.indd 27 10.04.14 08:28 N r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um de s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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