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1011.2 Die Französische Revolution und ihre Wirkung M5 „Gesetz über die Verdächtigen“ Der „Große Terror“ beginnt für viele Historiker mit diesem Gesetz vom 17. September 1793: Artikel 2. Als Verdächtige gelten: 1. alle, die sich durch ihr Verhalten, ihre Beziehungen oder ihre in Wort oder Schrift geäußerten Ansichten als An hänger der Tyrannei, des Föderalismus1 und als Feinde der Freiheit erwiesen haben; 2. alle, die sich nicht auf die durch das Gesetz vom 21. März die ses Jahres vorgeschriebene Weise über die Mittel ihrer Existenz und die Erfüllung ihrer Bürgerpfl ichten ausweisen können; 3. alle, denen die Beglaubigung der Staatsbürgertreue verweigert worden ist; 4. durch den Nationalkonvent oder seine Kommissare von ihren Ämtern suspendierte oder abge setzte und nicht wieder eingesetzte öffentliche Be amte, namentlich diejenigen, die kraft des Gesetzes vom 12. August dieses Jahres abgesetzt worden sind oder noch abgesetzt werden müssen; 5. jene unter den ehemaligen Adligen, ob Männer, Frauen, Väter, Mütter, Söhne oder Töchter, Brüder oder Schwestern wie auch Bevollmächtigte von Emig ranten, die nicht beständig ihre Verbundenheit mit der Revolution kundgetan haben; 6. alle, die in dem Zeitraum zwischen dem 1. Juli 1789 und der Verkündung des Gesetzes vom 8. April 1792 emi griert sind, auch wenn sie in der von diesem Gesetz bestimmten Frist oder davor nach Frankreich zurückgekehrt sein sollten. Walter Markov, a. a. O., S. 499 f. 1. Nehmen Sie zu dem Gesetz Stellung. Beachten Sie dabei, dass die Mehrheit des National konvents dafür stimmte. 2. In der Auseinandersetzung zwischen der städtischen Volksbewegung und den Girondisten (siehe M4 und M5) sieht die marxistisch geprägte Revolutionsgeschichtsschreibung den Beginn eines Klassenkampfes zwischen „Bourgeoisie“ und „Proletariat“. Erläutern Sie diese Vorstellung. Berücksichtigen Sie dazu auch den TheorieBaustein „Revolution“ (siehe M2, Seite 105 f.). M4 „Macht alle gleich!“ In Paris beschließen die Sansculotten am 2. September 1793 folgende Adresse an den Nationalkonvent: Abgeordnete des Volkes! […] Beeilt euch, den Preis der Grundnahrungs mittel unverrückbar festzusetzen, ebenso den der Rohstoffe, den Arbeitslohn, die Industrieprofi te und die Handelsgewinne; ihr habt dazu das Recht und die Macht … „Aber wie!“ werden euch die Aristokraten, die Royalisten, die Gemäßigten, die Ränkeschmiede sagen. „Heißt das nicht Hand an das Eigentum legen, das heilig sein soll und unverletzlich?“ […] Zweifellos; aber wissen sie nicht, diese Schurken, wissen sie nicht, dass Eigentum nur soweit gut ist, als es den Bedarf des Einzelnen befriedigt? Wissen sie nicht, dass keiner das Recht hat, etwas zu tun, was dem anderen schaden kann? Was gibt es Schändlicheres, als willkürlich einen Preis für die Lebensmittel zu verlangen, den sieben Achtel der Bürger nicht aufbringen können? […] 2. Alle Grundnahrungsmittel sind unveränderlich auf den Preis der sogenannten „früheren Jahre“ 1789 bis 1790 festzusetzen, jedoch in Ansehung ihrer unterschiedlichen Qualität. 3. Ebenso sollen die Rohstoffpreise festgesetzt werden, und zwar so, dass die Industrieprofi te, die Arbeitslöhne und die Handelsgewinne durch Gesetz in Grenzen gehalten werden und den gewerblichen Arbeiter, den Bauer und den Kaufmann in die Lage versetzen, sich nicht nur die Dinge zu verschaffen, die er zum Leben braucht, sondern auch all das, was es ihm angenehm machen kann. […] 8. Es soll ein Maximum für Vermögen festgesetzt werden. […] 11. Ein Bürger soll nicht mehr als eine Werkstatt oder einen Laden besitzen dürfen. […] Walter Markov, Revolution im Zeugenstand. Frankreich 1789 1799, Bd. 2: Gesprochenes und Geschriebenes, Leipzig 21986, S. 489 f. 1. Charakterisieren Sie das Wirtschaftsmodell, das die Sansculotten fordern. 2. Überprüfen Sie, ob die Forderungen mit Artikel 4 der Erklärung der Menschenrechte (M3, Seite 99) vereinbar sind. 1 Als Parteigänger des Föderalismus galten alle, die die Einheit der Republik infrage stellten. 5 10 15 20 25 5 10 15 20 32015_1_1_2015_Kap1_082-113.indd 101 01.04.15 10:09 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d e C .C . B uc hn er V er la gs | |
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