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Die Lebenswelt der Hindus 163 Die alte Ordnung der Kasten Die Menschen in der Hindu-Gesellschaft leben in gegeneinander abgegrenzten Kasten. Innerhalb der Kasten gelten strenge Rituale: Beruf, Essgewohnheiten, Verwandtschaftsbeziehungen und religiöse Bräuche sind genau festgelegt. Die Kasten sind hierarchisch geordnet. Ordnungsprinzip ist das Ideal der „Reinheit“. Wer die Gesetze der „Reinheit“ beachtet und in seiner Kaste ein rechtschaffenes Leben führt, hat Aussicht, in einem späteren Leben in einer höheren Kaste wiedergeboren zu werden. Außerhalb der Kasten leben auf der untersten Stufe der Werteskala die „Dalitis“. Früher wurden sie auch „Paria“, die Unberührbaren, genannt. Ihre Stellung in der Gesellschaft ist darauf zurückzuführen, dass ihnen zum Teil auch heute noch Arbeiten zufallen, die kein anderer verrichten will. Daher galt – und gilt in vieler Hinsicht auch heute – bereits ihre Berührung als unrein. […] Seit der Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1947 sitzt der indische Staat in der Klemme: Kastensystem, kulturelle Minderheiten und indisches Nationalgefühl schaffen Interessenskonflikte, die sozialen Sprengstoff bergen. Politiker wie Mahatma Gandhi und Jawaharlal Nehru erkannten das Problem früh: Die alten Ordnungssysteme sind mit der Entwicklung des demokratischen Parteiensystems in Indien schwer zu versöhnen. Um die Lage der „Dalitis“ zu verbessern, reserviert ihnen die derzeitige indische Regierung feste Kontingente an Ausbildungsund Arbeitsplätzen in allen Bereichen des öffentlichen Lebens. So auch an Universitäten und in den Parlamenten. Unter solche Quotenregeln fallen heute fast 50 Prozent aller staatlichen Jobs. Rainer Aust. In: ZDF Terra X, 26.07.2009 Hinduismus im Alltag Der Hinduismus ist in jedem Aspekt des Lebens eines Gläubigen gegenwärtig. Neben den Tempeln in ihrer Umgebung haben die meisten Familien einen kleinen Schrein oder Altar in ihrem Haus. Der Schrein kann einfach nur aus einem Bild ihres Gottes bestehen. In den meisten Familien beginnt der Tag mit dem „Puja“, einem Gebet. Die Puja wird meistens bei Sonnenaufund -untergang gehalten. Es werden den M3 M4 5 10 15 20 25 30 5 10 15 20 1 Erläutere das Problem, das in der kleinen Heirats anzeige steckt, und überlege, ob es in unserem Kulturkreis vergleichbare Probleme gibt. ➜ M1 2 Erkläre, worauf die Kastenzugehö rig keit des Einzelnen beruht. ➜ M2 3 Indien ist eine Gesellschaft im Umbruch. Informiere dich über das Kastensystem heute. ➜ M3 4 Vergleiche die Gebetsform des „Puja“ mit der Art und Weise des Betens im Christentum. ➜ M4 5 Recherchiere hinduistische Feste und ihre Bedeutung, z. B. Dawali und Holi (s. auch S. 90-91). ➜ M4 Glossar: Dharma, Mahatma Gandhi, Hierarchie, Kausalität, Jawaharlal Nehru Göttern Blumen und Früchte dargeboten und vor dem Bildnis der Gottheit ein Licht angezündet. Dann meditiert oder betet der Gläubige. Die Puja wird individuell von jedem Familienmitglied nach seinem eigenen Bedürfnis durchgeführt. Es wird jedoch als Pflicht der Frauen betrachtet, für das Wohlergehen ihrer Familie zu beten. Wann immer eine besondere Bitte vorzutragen oder der Tag besonders glückverheißend ist, gehen die Menschen zum Tempel und beten dort zu ihrer Gottheit. Das tägliche Bad hat eine religiöse Bedeutung in Bezug auf Reinheit und Verunreinigung. Dieses Glaubenselement ist auch in dem Brauch wiederzufinden, die Schuhe auszuziehen, bevor ein Haus betreten wird. Der Schmutz von der Straße soll nicht hereingebracht werden. Plan International Deutschland e.V. (Hrsg.) A u fg a b e nN ur z P r fzw ec k Ei ge nt um d es C .C . B uc h er V rla gs | |
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