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Die Gegenwart: Marktwirtschaft in der Globalisierung 97 i Attac-Demonstration zur globalen Finanzkrise. Foto aus Berlin, März 2009. In die Kritik an der globalisierten Wirtschaft mischt sich zunehmend eine umfassende Systemund Kapitalismuskritik. Die Finanzkrisen von 2007 und 2009 beförderten diese Haltung. Jahren touren Popstars und Rockbands durch die Welt, füllen Konzertsäle oder ganze Sportstadien und begeistern auf allen Kontinenten Millionen von Fans – unabhängig von Sprachschranken und kulturellen Traditionen. Mit der Pop-Rockmusik hat sich seit den sechziger Jahren eine Kulturform herausgebildet, die länderund kulturübergreifend nicht mehr an enge traditionelle Bezugsfelder gebunden ist und als erste Musikrichtung Impulse und Färbungen aus allen Kontinenten aufnimmt. In diesem Sinne stellt Globalisierung auch eine „Entgrenzung“ dar. Globalisierungskritik und Attac Viele Beobachter führen Missstände und Ungerechtigkeiten auf der Welt auf den Prozess der Globalisierung zurück. Armut und Hunger, Umweltzerstörung und Klimawandel, Arbeitslosigkeit und weltweite Finanzkrisen werden von Globalisierungskritikern einem zügellosen Neoliberalismus angelastet. Schriftsteller, Journalisten, Künstler, Politiker und Wissenschaftler äußern ihre Ablehnung. Aktivisten haben sich auch global organisiert und vernetzt. Die bekannteste Gruppe dieser Bewegung ist das 1998 gegründete Netzwerk Attac. Es kritisiert vor allem die folgenden Aspekte (u M5): • Internationale Konzerne, Industriestaaten und internationale Finanzorganisationen würden die Regeln der Globalisierung vorgeben und dabei nur das jeweilige Eigeninteresse beachten. • Die Globalisierung verstärke weltweit die Ungleichheit zwischen Arm und Reich. • Mit gewaltigen Summen wird weltweit auf den Finanzmärkten spekuliert. Kurzfristiges Profitinteresse der Spekulanten führe in den betroffenen Regionen zu Unsicherheit und Instabilität. • Der globale Wettbewerb der Unternehmen führe zu einem Konkurrenzdruck, bei dem soziale und ökologische Standards auf der Strecke blieben. • Die Vorstellung, Wohlstand könne nur durch Wachstum erzeugt werden, führe weltweit zu steigendem Verbrauch von Ressourcen (Energie, Wasser, Land). • Die Globalisierung sorge für eine „Amerikanisierung“ der Kultur und für den Verlust der Vielfalt von lokalen und traditionellen Kulturen.* Auswirkungen auf Deutschland Aus der Globalisierung hat Deutschland bislang im Saldo Gewinn ziehen können. Der härter gewordene Wettbewerb auf entgrenzten Märkten übt jedoch einen starken Anpassungsdruck auf den Arbeitsmarkt aus: Das Lohnniveau vieler Branchen muss sich mit dem anderer Länder messen lassen. Das Entstehen eines Niedriglohnsektors und eines „zweiten Arbeitsmarktes“ waren die Folge. Während die Fertigung arbeitsintensiver Güter leicht an Standorte mit geringerem Lohnniveau verlagert werden kann, gelten forschungsintensive Produkte als standortfest. Daraus resultieren Forderungen nach verbesserter Ausbildung und Investitionen in die Qualifikation der Mitarbeiter (u M6). Schließlich führt die zunehmende Verflechtung der Märkte zur erhöhten Abhängigkeit aller von Fehlentwicklungen in einem einzigen Land. Dies wurde ab 2007 nach einer Finanzkrise in den USA ebenso deutlich wie nach 2009, als Griechenland nur durch massive Hilfe aller EU-Staaten vor dem Staatsbankrott gerettet werden konnte. Neoliberalismus: Wirtschaftspolitik, die den freien Wettbewerb und privates Unternehmertum fördert und gegen staatliche Regulierungen, umfassende soziale Sicherungen sowie Handelsschranken eintritt. Der Begriff ist unscharf und meist negativ besetzt. Attac (frz. Abk.: Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen im Interesse der BürgerInnen): Bündnis von Kritikern der Globalisierung und des Kapitalismus, gegründet 1998 in Frankreich, heute in 50 Ländern aktiv n Wählen Sie einen von Globalisierung betroffenen Personenkreis (z. B. Maisbauern in Mali, Spieleprogrammierer in Polen, Bankmanager in Großbritannien, Textilarbeiter in China). Schreiben Sie in der Rolle eines Vertreters dieser Gruppe ein Statement, das die Wirkung der Globalisierung auf sein Leben möglichst konkret schildert.* siehe S. 184 f. und 196 f. N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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