Volltext anzeigen | |
Die Gegenwart: Marktwirtschaft in der Globalisierung 101 i Mikrokredite schaffen Arbeit und sichern die Existenz. Der Aufbau von Kleingewerben scheitert in armen Ländern oft am fehlenden Geld, da herkömmliche Banken den Armen keine Kredite vergeben. Für sein Konzept der „Mikrokredite“ erhielt der Ökonom Mohammad Yunus aus Bangladesch 2006 den Friedensnobelpreis. M5 Globalisierungskritik Der Poliltikwissenschaftler Florian Hartleb stellt in einem Sammelband die Positionen der Globalisierungskritiker dar: Globalisierungskritiker von links zeigen sich modernisierungskritisch und in einem Argwohn gegen Firmenlogos wie Nike oder McDonald’s subkulturell motiviert. Der gemeinsame Nenner der vornehmlich jungen Aktivisten liegt nicht auf der rationalprogrammatischen1, sondern auf der emotionalen Ebene. Was die Bewegung verbindet, sind Angst (aus Identitätsverlusten), Wut (über soziale Ungerechtigkeiten) oder Scham (über den Reichtum der Industrieländer). Zentraler Angriffspunkt ist der Neoliberalismus mitsamt seinen Auswüchsen, der Partizipation und demokratische Kontrolle verhindere: Die Industriestaaten würden durch die Privatisierungen jegliche Kompetenz in Bereichen wie Wirtschaftsund Sozialpolitik abgeben und den Konzernen das Feld überlassen. In der starken Betonung auf antikapitalistisches Handeln liegt der Unterschied zur Sozialdemokratie, der ein unmöglicher Ausgleich zur kapitalistischen Macht unterstellt wird. Ignacio Ramonet beschwört in seinem Buch „Kriege des 21. Jahrhunderts. Die Welt vor neuen Bedrohungen“ das Globalisierungsszenario. Als Apokalypse2 firmiert darin der Neoliberalismus, der nach Auffassung der Kritiker durch die Globalisierung einen verheerenden Siegeszug angetreten hat: „Die Welt befindet sich heute in einer neuen, der Kolonialzeit vergleichbaren Ära der Eroberungen. Doch während in früheren expansionistischen Phasen Staaten die treibende Kraft waren, versuchen nun private Unternehmen und Konzerne, Industriegruppen und Financiers, die Welt zu beherrschen. [...] Der modernen Macht geht es [...] um die Aneignung von Reichtum. Diese Eroberung geht mit erheblichen Zerstörungen einher. […]“ Der Staat soll in den Augen der eigentlich internationalistischen Bewegung gleichsam Schutzfunktionen ausüben. […] Großen Einfluss entfaltet das Motto „Eine andere Welt ist möglich“, gleichsam der Sinnspruch der Bewegung, ihr „roter Faden“. Damit wird kaschiert, dass mehrheitlich Kontra-, kaum Pro-Positionen augenfällig sind. Das Ziel, eine sogenannte Tobin-Steuer einzuführen, eint die Mehrheit der „linken“ Globalisierungskritiker. Ziel der vorgeschlagenen Steuer ist es, die Spekulation auf den Devisenmärkten einzudämmen, weil diese die Fähigkeit der Nationalstaaten zu einer unabhängigen Geldpolitik einschränke. Die Steuer träfe damit vor allem jene Vermögensbesitzer, die ihre Anlagen kurzfristig und wiederholt umschichten, und würde sowohl die Frequenz als auch das Volumen von Devisentransaktionen senken. Verheerende Finanzkrisen wären nach dieser Theorie vermeidbar. […] Gleichwohl ist die Umsetzung dieses Ziels nach wie vor illusionär, wenngleich dieser im Zuge der aufkommenden Globalisierungskritik mit der Formierung von Attac einhergehende Schritt enorme Symbolkraft entfachte. Weitere ProPositionen sind […]: • demokratische Kontrolle von internationalen Handels und Finanzinstitutionen wie WTO, IWF und Weltbank; • strenge Regulierung des internationalen Finanzsystems, unter anderem eine regulative Börsenund Finanzaufsicht; • stärkere Besteuerung von Kapitaleinkünften und großen Vermögen; • Austrocknung der Finanzoasen; • Schuldenerlass für die armen Entwicklungsländer. Die Globalisierungskritik wirft den reichen Staaten des Nordens vor, in einer ungerechten Weltordnung im Namen der Großkonzerne die Ressourcen der armen Länder systematisch auszubeuten. Durch Freihandel und Neoliberalismus litten die armen, ökonomisch nicht konkurrenzfähigen Länder und deren Menschen an „Prekarisierung“3. Deregulierung, Rationalisierung und unsoziale Arbeitsund Lebensverhältnisse zementieren nach dieser Diktion Repression im Innern und Kriegsführung zu Zwecken der Ressourcensicherung. Florian Hartleb, Auf der Suche nach „good governance“: Die Kritik(er) der Globalisierung, in: Tilman Mayer u. a. (Hrsg.), Globalisierung im Fokus von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Wiesbaden 2011, S. 373 390, hier S. 378 f. 1. Bilden Sie Arbeitsgruppen, die je eine Position von Attac darstellen, konkretisieren und Lösungen entwickeln. 2. Beurteilen Sie den Vergleich zwischen Globalisierung und Kolonialismus (Z. 22 29). Ziehen Sie S. 82 85 heran. 1 rationalprogrammatisch: auf vernünftiges Vorgehen ausgerichtet 2 Apokalypse: Weltuntergang, Endzeit, Weltgericht 3 Prekarisierung (lat. precarius: unsicher, unbeständig): Zunahme von Beschäftigungsverhältnissen mit geringer Arbeitsplatzsicherheit und geringen Löhnen 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 In Bangladesh leihen sich 42 Handwerkerinnen ... Zusätzlich wurden damit Arbeitsplätze geschaffen. ... 27 Dollar von einer Mikrokredit-Bank ... ... um daraus Schemel herzustellen. Der Verkauf der Schemel ermöglicht die Rückzahlung des Darlehens und der Zinsen. ... und kaufen davon Bambus, ohne von Preisschwankungen abhängig zu sein, ... N u r zu P rü fz e c k e E g e n tu e s C .C . B u c h n r V rl a g s | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |