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Absolutistische Wirtschaft: der Merkantilismus 89 i Eine Spielkartenmanufaktur in Paris. Gemälde, um 1680. 1 Pressen, 2 Trocknen, 3 Leimen von Vorderund Rückseite, 4 Trocknen, 5 Färben, 6 Bemalen, 7 Lackieren, 8 Wärmen, 9 Polieren, 10 Schneiden, 11 Sortieren, 12 Prüfen, 13 Verpacken, 14 Verkaufen. Die Zerlegung des Fertigungsprozesses in Einzelschritte erlaubte eine kostengünstigere Herstellung: Es waren weniger Fachkräfte erforderlich und der Transport von Halbzeugen zwischen Werkstätten entfiel. p Erläutern Sie den Unterschied einer Manufaktur zu a) einem Handwerksbetrieb und b) einer Fabrik. * siehe S. 82 85 ** nicht dem Zunftzwang unterliegend, siehe S. 24 f. und 77 verpachtete die Ämter zu ihrer Eintreibung. Dies verstetigte die Einnahmen und senkte die Ausgaben. Gleichzeitig erhöhte Colbert die indirekten Steuern (ferme), die dem Preis bestimmter Güter (Salz, Getränke, Öl, Seife, Papier, Tabak, Spielkarten etc.) aufgeschlagen wurden und daher auch Adel und Klerus belasteten. Die Erhebung dieser Abgaben wurde einer zentralen Steuerpachtbehörde (ferme générale) übertragen. Die Kolonien* sollten ausschließlich mit dem Mutterland Handel treiben, aber die in Übersee hergestellten Produkte durften keinesfalls mit dessen Erzeugnissen in Konkurrenz treten. Selbst der kleinste Nagel für ein Zuckerfass sollte aus Frankreich stammen. Im Gegenzug war der französische Handel für die vollständige Abnahme der Kolonialwaren und für die Versorgung der eigenen Kolonien verantwortlich. Absolutistische Königsherrschaft und wirtschaftlicher Merkantilismus stellen die politische und ökonomische Seite der Frühneuzeit dar. Beide trugen mit den zentralistischen Elementen zur Herausbildung des modernen Einheitstaates bei. In Frankreich war der Merkantilismus unter Colbert so stark ausgeprägt, dass man ihn bisweilen als „Colbertismus“ bezeichnet (u M1). Die Manufaktur Kennzeichnend für den absolutistischen Staat ist die Errichtung von Manufakturen, die sich im 17. Jahrhundert zunehmend verbreiteten. Manufakturen waren zunftfreie,** arbeitsteilige Betriebe mit meist über zehn Beschäftigten. Hand arbeit wurde mit einfachen Maschinen verrichtet, gelegentlich unterstützt durch Wasserund Pferdekraft. Rohstoffe und größere Werkzeuge gehörten dem Manufaktur-Unternehmer, die Arbeiter stellten Arbeitskraft gegen Lohn zur Verfügung. Arbeitsteilung und Massenfabrikation führten zu einer sozialen Differenzierung der Arbeit. Zur Planung, Einrichtung und Leitung einer Manufaktur waren noch technisch-wissenschaftliche Kenntnisse notwendig. Die Produktion jedoch war in einfache Teilvorgänge zerlegt, daher konnte auf viele ausgebildete Handwerker verzichtet werden. Man griff auf angelernte Arbeitskräfte, auch auf Frauen und Kinder, zurück. Durch niedrige Löhne blieb das eigene Gewerbe international konkurrenzfähig und brachte Geld ins Land. Konzessionen wurden auch an ausländische Unternehmer vergeben, die technische Erfahrung und nicht selten auch Arbeiter mitbrachten. Die Konzession ging meist mit einem regionalen oder nationalen Monopol für die entsprechenden Waren einher. Dies schaltete Konkurrenz aus und hielt das Preisniveau hoch, verhinderte aber auch Investitionen in Verbesserungen und Innovationen. Die Neuerung der betrieblichen Organisationsform darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Manufakturen nur ein Bruchteil aller Güter erwirtschaftet wurde. Auch die Zahl der im traditionellen Handund Hauswerk Beschäftigten war ungleich höher. Die Leitung der Manufakturen durch die Krone lässt diese in den Quellen und in der ökonomischen Literatur nur überproportional häufig erscheinen. Handelsbilanz: Verrechnung der Warenimund -exporte eines Landes. Aktive bzw. positive Handelsbilanz: Die Summe der Ausfuhren ist größer als die Summe der Einfuhren („H.überschuss“). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1112 13 14 Direkte Steuer (taille) 1657 53,4 Mio. livre 1679 35,0 Mio. livre Indirekte Steuer (ferme) 1662 44,0 Mio. livre 1670 50,0 Mio. livre 1677 60,0 Mio. livre 1682 65,0 Mio. livre i Frankreichs Staatseinnahmen. Livre: französische Währung, im 17. Jahrhundert ca. 0,6 g reines Gold. N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n t m d e s C .C . B u c h n e r V e la g s | |
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