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n Deutschland hat sich oft als „Exportweltmeister“ bezeichnet. Diskutieren Sie den Begriff im Lichte merkantilistischer Politik und ihrer Kritik. n Finden Sie heraus, ob und in welchen Branchen es heute in Deutschland staatliche Wirtschafts betriebe gibt. Beurteilen Sie Ihr Ergebnis. Adam Smith (1723 1790): schottischer Moralphilosoph, Aufklärer und Begründer der klassischen Nationalökonomie, Theoretiker der Marktwirtschaft; Hauptwerk: „Der Wohlstand der Nationen“ Absolutistische Wirtschaft: der Merkantilismus 91 • Die französischen Einfuhrhemmnisse (Schutzzölle) beantworteten England und Holland mit Importverboten. Diesen Zollkrieg konnte das exportorientierte Land nicht gewinnen: Die liberaleren Staaten zwangen Frankreich gemäßigte Tarife auf. • Frankreichs koloniale Handelskompanien waren zu schwerfällig. Versuche der Kaufleute, mehr Eigenverantwortlichkeit zu erreichen, scheiterten am Widerstand Colberts. Die Kompanien konnten mit den gewaltigen Flotten und der glänzenden Handelsorganisation der Niederländer nie konkurrieren. • Ludwig XIV. führte in seiner Regentschaft vier große, langwierige Kriege. Der Spanische Erbfolgekrieg (1701 1713) ruinierte die Staatsfinanzen vollends. • Frankreich war schon 1661 bei Regierungsantritt Ludwigs XIV. nahezu bankrott. Bei seinem Tod 1715 war die Staatsverschuldung noch erheblich höher. Besonders die steuerliche Bevorzugung städtischer Gewerbetreibender gegenüber den agrarischen Produzenten führten zu massiver Unzufriedenheit der Bevölkerung. Für die Wirtschaft Frankreichs verhängnisvoll war schließlich, dass Ludwig XIV. 1685 die religiösen Freiheitsrechte der calvinistischen Hugenotten aufhob. Mehr als 300 000 der etwa eine Million Protestanten verließen das nun ausschließlich den Katholizismus duldende Land, viele von ihnen reiche Händler und gut ausgebildete Spezialisten. Andere Staaten, vor allem Preußen und Hessen, sahen ihre Chance und ermunterten die Flüchtlinge zur Ansiedlung und Gründung von Manufakturen. Colbert, dessen Einfluss bei Hof in seinen letzten Lebensjahren geschwunden war, hatte diesen Verstoß gegen seine Maximen nicht verhindern können; König Ludwig hatte seinen religiösen Eifer über die materiellen Interessen des Landes gestellt. Kritik am Merkantilismus Die Wirtschaftspraxis absolutistischer Staaten beruhte noch nicht auf einer ökonomischen Theorie, sondern stellte sich als (manchmal konzeptionslose) Reihe von Einzelmaßnahmen dar. Erst in der Aufklärung* befassten sich Intellektuelle auch mit den Grundlagen und Mechanismen der Volkswirtschaft. Mehrere Aufklärer bezweifelten die Grundannahme der Merkantilisten: Nicht eine positive Handelsbilanz und die Größe des Staatsschatzes seien Quelle des Wohlstands, sondern einzig und allein die menschliche Arbeitskraft. Da jeder Arbeiter nur durch Nahrung erhalten werden kann, richteten diese Ökonomen ihr Augenmerk auf Grund und Boden sowie die Agrarprodukte. Sie sahen den Handel nicht als „Nullsummenspiel“, bei dem der Gewinn des einen zwangsläufig den Verlust des anderen darstellt, sondern erkannten, dass auch Werte neu erschaffen werden können. Die erste umfassende Auseinandersetzung mit dem Wirtschaftsprozess lieferte der Philosoph Adam Smith. Er begründete die Überzeugung, dass ein Markt frei von Handelsschranken und Monopolen für alle Beteiligten das günstigste Ergebnis zur Folge habe. Waren würden für den Käufer billiger, da sich diejenigen Produkte durchsetzen, die mit den geringsten Kosten produziert werden können. Unternehmer könnten ihre Gewinne steigern, da sie frei von Zollabgaben einen größeren Markt bedienen können. Smith sprach von der „unsichtbaren Hand“ des Marktes, durch die ohne menschliche Steuerung das volkswirtschaftliche Optimum erzielt werde. Während in vielen Staaten, auch in Frankreich, Reste des Merkantilismus in Form regulierender, zentralistischer Wirtschaftspolitik noch wirksam sind, wird diese historische Phase im Zuge der globalen Wirtschaft** weithin als Hemmnis und Relikt eines durch wirtschaftsliberale Auffassungen überwundenen Denkens aufgefasst (u M4). Hugenotten: evangelische Christen im überwiegend katholischen Frankreich, stark an der Lehre Calvins ausgerichtet. Nach dem Verbot ihres Glaubens 1685 ließen sich zahlreiche Hugenotten in reformierten Staaten nieder. * siehe S. 31 33 ** siehe den folgenden Abschnitt „Marktwirtschaft in der Globalisierung“, S. 94 105 N u r zu P rü fz w e c k n E ig e n u m d e s C .C . B u c h n r V rl a g s | |
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