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157Mit Material arbeiten 1. Das Flugblatt (M 1) änderte die Einstellung der meisten Deutschen zum Krieg nicht. Erörtere die möglichen Gründe. 2. Untersuche die Erinnerungen an die Bombardierungen (M 2 bis M 4). Welche Auswirkungen werden beschrieben? 3. Für den Organisator der britischen Bombenaktionen, Arthur Harris, errichteten Kriegsveteranen in London 1992 ein Denkmal. Diskutiert das Für und Wider aus britischer und deutscher Sicht. M 3 Blick auf die Stadtkirche St. Michael in Jena. Foto von 1945. 5 10 15 5 10 5 10 M 1 „Warum wir das tun?“ 1942 wendet sich der Oberbefehlshaber der Britischen Kampffl ugzeuge, Arthur Harris, in einem Flugblatt an das deutsche Volk. Er begründet die Bombenangriffe wie folgt: Nicht aus Rachsucht – obwohl wir Warschau, Rotterdam, Belgrad, London, Plymouth, Coventry nicht vergessen. Wir bomben Deutschland, eine Stadt nach der anderen, immer schwerer und schwerer, um euch die Fortführung des Krieges unmöglich zu machen. Das ist unser Ziel. Wir werden es unerbittlich verfolgen. Stadt für Stadt: Lübeck, Rostock, Köln, Emden, Bremen, Wilhelmshaven, Duisburg, Hamburg – und die Liste wird immer länger. Lasst euch von den Nazis mit ins Verderben reißen, wenn ihr wollt. Das ist eure Sache. Zit. nach: www.amaot.de/bunker/raf-fl ugblatt.htm (Zugriff: 16. Juli 2013) M 2 Erinnerung an den Luftangriff auf Jena Die Bevölkerung Thüringens bekommt ab Mai 1944 die Folgen des Bombenkrieges zu spüren. Zwischen Februar und April 1945 legen dann Bomben Gera, Erfurt, Eisenach, Weimar und Nordhausen in Schutt und Asche. Etwa 20 000 Menschen fallen den Luftangriffen zum Opfer. a) Edeltraut F. (geb. 1923) erinnert sich Mitte der 1990-Jahre an die Bombardierung Jenas: Fliegeralarm hatten wir fast jede Nacht gehabt und manchmal sogar zweimal. Ich sehe jetzt noch die Christbäume* am Himmel hängen, ein Gehänge von Leuchtkugeln, das die Nacht mondhell machte. Aber es blieb außer dem Flugmotorenlärm des Pulks still. b) Die ehemalige Kinderpfl egerin Margot K. (geb. 1926) berichtet nach rund 50 Jahren: Da kam der Alarm! Wir saßen im Keller und hatten das Gefühl, das Haus ist getroffen. Bei Entwarnung war die ganze Stadt in Rauch, Feuer, Nebel und schrecklichen Gestank gehüllt. […] Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass der Kindergarten in der Richard-Strauß-Straße getroffen war. Ich lief so schnell mich meine Beine tragen konnten um zu helfen. Als ich in die Erfurter Straße kam, sah ich, wie eine Frau, ihr totes Kind im Arm, wie von Sinnen in einen Wehrmachtslastwagen lief. Der Anblick war entsetzlich, wir waren alle wie gelähmt! Als ich zum Kindergarten kam, war das Grauen noch schlimmer! […] Überall lagen oder saßen Kinder und Erwachsene mit geplatzten Lungen, die uns aus seelen losen Augen anstarrten. Zit. nach: Gudrun Braune (Hrsg.), Erinnerungen an die Zeit zwischen 1930 bis 1947, Erfurt 1996, S. 94 und 124 f. * Christbäume: an Fallschirmen hängende Markierungslichter zur Orientierung der Bomberbesatzungen M 4 Weimar in Trümmern Der Weimarer Museumsund Archivdirektor Hans Wahl schildert in einem zeitgenössischen Aufsatz die Folgen des Angriffes vom 9. Februar 1945: Die alten schönen Häuser am Markt sind ebenso wie das Goethische Gegenüber am Frauenplan in Flammen zugrunde gegangen, in den alten Gassen und Straßen liegen die Trümmer manchen geschichtlich bedeutsamen Hauses der Goethezeit [...]. Zahllose Bombentrichter haben die Wiesen und Hänge des stillen Parks und die Ufer der friedlichen Ilm aufgerissen, in Goethes Garten am Stern die ehrwürdigen, von ihm selbst gepfl anzten Bäume entwurzelt oder zersplittert; das Gartenhaus selbst ist empfi ndlich verwundet. Die Herderkirche hat einen Volltreffer erhalten, aus dem Wittumspalais gegenüber dem ausgebrannten Nationaltheater, aus dem Schillerhaus, gähnen uns die leeren Fensterhöhlen an. Zit. nach: Thomas Neumann, Thüringen 1945, Erfurt 2010, S. 9 f. 4493_1_1_2014_100_167_kap3.indd 157 09.04.14 13:06 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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