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317Neuordnungen der Welt und Deutschlands Wiederveinigung 2 Demontage einer Saddam-Statue in Bagdad. Foto vom April 2003 (Ausschnitt). ó Nenne Gründe für die Demontage der Statue. Die internationalen Folgen Die von Washington geführten „Antiterrorkriege“ machten deutlich, dass die Vereinigten Staaten ihre Position als alleinige Weltmacht zu festigen versuchten. Dies brachte ihnen den Vorwurf ein, die Rolle der Vereinten Nationen als „Weltpolizist“ zu ignorieren und Entscheidungen nur nach eigenen Interessen und Vorstellungen zu treffen. Das Verhalten der USA und ihrer Verbündeten löste internationale und nationale Kritik aus. Darüber hinaus verloren die westlichen Soldaten an Glaubwürdigkeit in ihrem Kampf für Freiheit und Demokratie, nachdem 2004 Fotos von Misshandlungen irakischer Gefangener aus dem Abu Ghraib-Gefängnis in Bagdad veröffentlicht worden waren. „Wir sind mit Tricks in den Krieg gegen den Irak getrieben worden“, rief der demokratische Senator Edward Kennedy 2004 aus, „der einen Erfolg in dem tatsächlichen Krieg gegen den Terrorismus erschwert und unser Ansehen in der Welt auf den niedrigsten Punkt in unserer gesamten Geschichte gebracht hat.“ Die vorläufi ge Bilanz der Interventionspolitik im Irak und in Afghanistan fällt daher negativ aus, denn beide Kriege • dauerten länger und waren verlustreicher als erwartet, • brachten weder Frieden noch Demokratie, • führten zum Anwachsen der Staatsschulden in den kriegführenden Staaten und • verschlechterten das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der USA und des Westens in der muslimischen Welt. „Operation Irakische Freiheit“: der Dritte Golfkrieg Nach zahllosen vergeblichen Vermittlungsversuchen der Vereinten Nationen begann am 20. März 2003 die Operation Irakische Freiheit. Ohne einen Beschluss des UN-Sicherheitsrates abzuwarten, begannen die USA und Großbritannien, den Irak zu bombardieren, nachdem ein von Präsident Bush dem irakischen Diktator Saddam Hussein gestelltes Ultimatum, sein Land zu verlassen, verstrichen war. Als unmittelbarer Kriegsgrund wurden irakische Massenvernichtungswaffen angegeben. Als Kriegsziel nannte die US-Regierung die Beseitigung des diktatorischen Regimes. Gegen den Krieg protestierten Menschen in vielen Staaten – auch in Deutschland. Sie verurteilten ihn als Präventivkrieg und als Verstoß gegen das Völkerrecht. Am 1. Mai 2003 wurde der Krieg, an dem sich 30 Verbündete der Amerikaner beteiligten, von Bush für erfolgreich beendet erklärt. Saddam Hussein konnten die Truppen aber erst im Dezember festnehmen. Befreier oder Besatzer? Die alliierten Streitkräfte wurden zwar als „Befreier“ begrüßt, als „Besatzer“ aber abgelehnt. Trotz intensiver Suche wurden im Irak keine Massenvernichtungswaffen gefunden. Die politische Neuordnung des Landes erwies sich als äußerst schwierig. Die „Besatzungspolitik“ der Siegermächte führte zu nachhaltigen Protesten irakischer Gruppen, vor allem der Schiiten und ehemaliger regimetreuer Kräfte. Es kam wiederholt zu Bombenattentaten auf US-Soldaten, auf UN-Einrichtungen und Mitglieder der irakischen Übergangsregierung. Anfang Juni 2004 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat einstimmig eine weitere Resolution, die den Übergang des Irak zu demokratischen Verhältnissen regelte und eine befristete „Sicherheitspartnerschaft“ zwischen der neuen irakischen Regierung und der von den USA geführten multinationalen Truppe begründete. Auch nach der Verkündung einer neuen Verfassung und den Wahlen vom 15. Dezember 2005 blieb die Sicherheitslage im Irak äußerst schwierig. Zu den Anschlägen gegen die US-Soldaten und ihre Verbündeten kamen nun vermehrt Auseinandersetzungen zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen. Extremisten beider Gruppen ließen das Land nicht zur Ruhe kommen. Ende 2010, inzwischen hatten die USA eine neue Regierung unter Barack Obama, zogen sich die US-Streitkräfte aus dem politisch noch nicht stabilen Irak zurück. Über 4 400 amerikanische und etwa 10 000 irakische Soldaten ließen in dem Konfl ikt ihr Leben. Dazu kamen allein von 2004 bis 2008 etwa 86 000 Iraker, die Opfer politisch motivierter Terroranschläge wurden. 4493_1_1_2014_272_321_kap6.indd 317 07.04.14 14:19 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn r V er la gs | |
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