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199 Q4 „Der alte Barbarossa“ Friedrich Rückert schrieb das Gedicht 1815. In vielen Gedichtsammlungen und Schulbüchern war es abgedruckt. Es war weit verbreitet, lange bevor die Pläne zum Kyffhäuser-Denkmal entstanden. Hier die ersten drei Strophen: 2. Entstehungsgeschichte Nach dem Tod Kaiser Wilhelms I. 1888 wurde das Denkmal vom Deutschen Kriegerbund in Auftrag gegeben. Der Architekt Bruno Schmitz plante die Gesamtanlage, die 1890 bis 1896 gebaut wurde. Die Kosten von fast 1,5 Millionen Reichsmark wurden durch Spenden aufgebracht. Am 16. Juni 1896 wurde das Denkmal im Beisein Kaiser Wilhelms II. eingeweiht, zur 25-Jahr-Feier des Einzugs Wilhelms I. in Berlin 1871 nach dem Krieg gegen Frankreich. 3. Beschreiben Das Denkmal besteht aus einem breiten Sockelbau und einem Turm. Auf dem Sockel vor dem Turm steht ein 9,7 m hohes Standbild Kaiser Wilhelms I. in preußischer Paradeuniform hoch zu Ross, ihm zu Füßen ein germanischer Krieger und eine weibliche Figur mit Schreibgerät. Im Sockelbereich sitzt unter einem Rundbogen eine zweite Herrscherfi gur mit wallendem Bart. Die Turmspitze bildet die Reichskrone. 4. Deuten Die sitzende Riesengestalt ist der mittelalterliche Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152-1190). Sein Bild knüpft an eine alte Sage an: Barbarossa (der „Rotbart“) sei nicht gestorben, sondern er schliefe in einer Höhle im Kyffhäuserberg und würde wieder erwachen, wenn „des Reiches Herrlichkeit“ wiederhergestellt sei. Im 19. Jahrhundert sahen viele die Kaiser des Mittelalters, vor allem Friedrich I., als Herrscher der guten, alten Zeit, als es in Deutschland ein geeintes, mächtiges Reich gab. Kaiser Wilhelm I. konnte damit als Nachfolger der mittelalterlichen Kaiser erscheinen, denn er hatte ja Deutschland wieder zu einem Reich vereint. So ist Barbarossa im Sockel des Denkmals buchstäblich die Grundlage und Stütze des neuen Kaisers von 1871. (Die Frauengestalt mit dem Schreibgriffel in der Hand verkörpert die Geschichtsschreibung. Sie erzählt den Zusammenhang von altem und neuem Reich.) 5. Wirkung Das Denkmal befi ndet sich auf dem Gelände der mittelalterlichen Reichsburg Kyffhausen; wenige Kilometer entfernt liegt die alte Königspfalz Tilleda. Das Denkmal ist weithin sichtbar und feiert Kaiser Wilhelm I. als stolzen Erneuerer alter Kaisermacht. 1. Informiere dich im Internet über das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig und untersuche es nach dem vorgegebenen Schema. 2. Erkundige dich, welche Denkmäler es in deiner Umgebung gibt. Wann wurden sie errichtet? An wen oder was sollen sie erinnern? 3. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Pläne, das Kyffhäuser-Denkmal zu verändern oder sogar ganz abzureißen. Informiere dich über diese Pläne und nenne Gründe dafür (siehe Internettipp). 4. Informiere dich genauer über die Kyffhäusersage (siehe Internettipp). 5. Erkläre, warum es für den Kaiser nach der Gründung des Deutschen Reiches wichtig war, dass es sich auf das mittelalterliche Kaisertum bezog. Q2 Standbild Kaiser Wilhelm I. am KyffhäuserDenkmal Q3 Friedrich I. Barbarossa am Kyffhäuser-Denkmal 5 10 Der alte Barbarossa, Der Kaiser Friedrich, Im unterird’schen Schlosse Hält er verzaubert sich. Er ist niemals gestorben, Er lebt darin noch jetzt, Er hat im Schloss verborgen Zum Schlaf sich hingesetzt. Er hat hinabgenommen Des Reiches Herrlichkeit Und wird einst wiederkommen Mit ihr zu seiner Zeit. Friedrich Rückert, Gesammelte Gedichte, 2. Theil, Frankfurt am Main 1843, S. 216 f. Internettipp: www.kyffnet.de N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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