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Stube 25 m2 Küche9 m2 WC WC Stube 21 m2Küche9 m2 Stube 18 m2 Küche 12 m2 WC WC Küche 12,6 m2 Stube 21 m2 Küche 10,5 m2 WC WC Bad Stube 13,5 m2 Küche 10,5 m2 W C Sp Stube 22,3 m2 Stube 22 m2 Stube 22,3 m2 Stube 20 m2 Küche 10 m2 99 Frauen zwischen Familie und Beruf Die Frauen des Bildungsund Besitzbürgertums konnten und sollten sich – nach den Vorstellungen der Männer – in der Ehe auf Küche, Kinderstube und Kirche konzentieren. Bei der Hausarbeit wurden sie von Dienstmädchen, Köchin oder Kinderfrau unterstützt. Die Frau eines Handwerkers oder Händ lers hatte zu ihren Haushaltsund Erziehungsaufgaben noch Arbeiten in der Werkstatt oder im Geschäft zu übernehmen. Verheiratete Frauen aus den Unterschichten hatten es besonders schwer. Neben den Geldsorgen und schlechten Wohnverhältnissen stand die ständige Suche nach Zuerwerb. Arbeiterfrauen verdienten als Putz-, Waschoder Nähhilfen hinzu oder übernahmen schlecht bezahlte Heimarbeiten, um bei ihren Kindern bleiben zu können. Die Fol gen der ständigen Mehrfachbelastungen: Sie waren häufig krank, alterten rasch und starben früh. „Schafft die Frauenarbeit ab …“ Die Unterschichten wollten leben wie die bürgerlichen Familien, in denen die Hausfrau nicht erwerbstätig sein mu ss te. „Schafft die Frauenarbeit ab und ermöglicht es den Frauen, ihren Haushalt 4 Grundriss einer „Mietskaserne“. Beschreibe die Anlage der Häuser, und ziehe Rückschlüsse auf die Wohnverhältnisse (Abb. 3 und 4). Warum wurden diese Häuser „Mietskasernen“ genannt? Nenne Gründe für ihren Bau. selbst zu führen; ermöglicht es dem männlichen Arbeiter, soviel zu verdienen, als er zur Ernährung von Weib und Kind bedarf“, forderte 1877 ein Sozialdemokrat*. Wohnungselend in den Städten In den schnell wachsenden Industriestädten fehlten billige Wohnungen. Viele Menschen hausten in menschenunwürdigen Verhältnissen: Behelfsbauten, feuchten Kellerwohnungen oder „Mietskasernen“ mit dunklen Hinterhöfen und schlechten sanitären Verhältnissen. Mehrere Familien teilten sich eine Toilette und einen Wasserhahn auf dem Flur. Spekulanten nutzten die Wohnungsnot aus und verlangten hohe Mieten. In Berlin wohnten um 1910 etwa 600 000 Menschen in Wohnungen, in denen jedes Zimmer mit fünf und mehr Personen belegt war. Dazu kam das Schlafgängerwesen: Jun ge Arbeiter und Arbeiterinnen, die sich keine eigene Wohnung leisten konnten, mieteten sich eine Schlafstelle im Wohn raum einer Familie. Sie schliefen dann auf den Lagerstätten der Personen, die gerade nicht anwesend waren, oder mussten sich damit begnügen, mit den Kindern der Vermieter in einem Bett zu übernachten. Diese Wohnverhältnisse zerstörten häu fig das Familienleben. Die Männer zogen das Wirtshaus den ungemüt lichen Wohnungen vor. Übermäßiger Alkoholgenuss vergrößerte die Not in den Familien. Und die Ausweglosigkeit ließ nicht selten rohe Gewalt gegen Frauen und Kinder entstehen. Oft suchten Jugendliche aus den Unterschichten in der Kriminalität oder in der Prostitution einen Ausweg aus diesem hoffnungslosen Leben. Manche en deten im Erziehungsheim, im Arbeitshaus oder im Gefängnis. * Zu den Sozialdemokraten siehe Seite 110 f. 3 Berliner „Mietskasernen“. Diese Häuser mit zahlreichen Hinterhöfen wurden um 1900 erbaut. Beschreibe die Wohnverhältnisse. 4743_097_112_q7.qxd 12.08.2016 8:04 Uhr Seite 99 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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