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227Deutschland nach 1945: zwischen Zusammenbruch und Neubeginn es als ungerecht, dass die harmloseren Fälle zuerst und mit Strenge, die verantwortlichen Nazis aber erst später und dann oft milde behandelt wurden. Außerdem gelang es zahlreichen schwer belasteten NS-Tätern, durch Tarnung und geschickte Anpassung an die neuen Verhältnisse durch die Maschen der Justiz zu schlüpfen – eine Hypothek, die später noch schwer auf der jungen Bundesrepublik lasten sollte. Neugründung von politischen Parteien in den Westzonen Die Demokratisierung setzte Parteien voraus, deren Zulassung im „Potsdamer Abkommen“ vorgesehen war. Im August/September 1945 lizenzierten die Vereinigten Staaten und Großbritannien die bislang illegal tätigen Gruppierungen – darunter das „Büro Dr. Schumacher“ in Hannover – als Zentralstelle der wiederbelebten „Sozialdemokratischen Partei Deutschlands“ (SPD) und die in Köln von verschiedenen Politikern des ehemaligen Zentrums und christlichen Gewerkschaften gegründete „Christlich-Demokratische Union“ (CDU). Die CDU war das parteipolitische Novum der Nachkriegszeit. Die Überwindung der konfessionellen Spaltung zwischen evangelischen und katholischen Wählern sowie die Einbeziehung konservativ-bürgerlicher Schichten und der christlichen Gewerkschaften sollten mit dem Begriff „Union“ zum Ausdruck gebracht werden. Kennzeichnend für die Gründungsphase der CDU ist ihr antikapitalistischer Akzent, die Forderung nach Vergesellschaftung bestimmter Grundstoffi ndustrien sowie nach Mitbestimmung der Arbeitnehmer (Ahlener Programm von 1947). Vorsitzender der CDU in der britischen Zone wurde im März 1946 Konrad Adenauer. 1950 schlossen sich die CDUVerbände unter seiner Führung zur Bundespartei zusammen. Die bayerische „Christlich-Soziale Union“ (CSU) verweigerte sich 1946 dem bundesweiten Zusammenschluss der Union. Die SPD knüpfte organisatorisch, programmatisch und personell an ihre Stellung in der Weimarer Republik an. In den weitgehend von Kurt Schumacher formulierten „Politischen Leitsätzen“ wurde die sofortige Sozialisierung der Bodenschätze und der Grundstoffi ndustrien gefordert. Zu ihren Zielen gehörten auch die Mitbestimmung der Arbeitnehmer und eine volkswirtschaftliche Gesamtplanung für die vergesellschafteten Betriebe. Bereits Ende 1947 brachte es die Partei wieder auf 875 000 Mitglieder. Die liberalen Parteien betonten stärker als die anderen das Recht auf Privateigentum und die Bedeutung der freien Initiative für die Wirtschaft. Ende 1948 schlossen sich konservativ-liberale und liberal-demokratische Politiker zur „Freien Demokratischen Partei“ (FDP) zusammen. Theodor Heuss wurde ihr erster Vorsitzender. Auch die „Kommunistische Partei Deutschlands“ (KPD) wurde in den Westzonen wieder zugelassen, wo sie jedoch ohne größere Wahlerfolge blieb. Staatlicher und politischer Neuaufbau in den Westzonen Schon Ende Mai 1945 setzten die Amerikaner in Bayern eine erste provisorische Regierung ein. Im Herbst 1945 wurden die Länder Bayern (ohne die Pfalz), Großhessen und Württemberg-Baden gegründet; Bremen folgte 1947 nach. Koalitionsregierungen aller wieder zugelassenen Parteien wurden unter Aufsicht der Militärregierung tätig. Da die amerikanische Militärregierung ihre Zone möglichst rasch aufbauen wollte, veranlasste General Lucius D. Clay schon im Oktober 1945 in Stuttgart die Gründung eines Länderrates, eine Art ständiger Konferenz der Ministerpräsidenten der US-Zone, zur Bewältigung gemeinsamer Probleme. Konrad Adenauer (1876 1967): 1917 1933 Oberbürgermeister von Köln, 1948 Vorsitzender des Parlamentarischen Rates, 1950 1966 Mitbegründer und Bundesvorsitzender der CDU, 1949 1963 Bundeskanzler, 1951 1955 zugleich Bundesaußenminister Theodor Heuss (1884 1963): 1945 1946 Kultusminister von Württemberg-Baden, 1949 1959 erster Präsident der Bundesrepublik Deutschland Kurt Schumacher (1895 1952): 1946 1952 erster Vorsitzender der SPD nach dem Zweiten Weltkrieg Lucius D. Clay (1897 1978): amerikanischer General; 1947 1949 Militärgouverneur der US-Besatzungszone in Deutschland Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g tu m d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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