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111Mit Material arbeiten 1. Beschreibe die Situation der Häftlinge in den frühen Konzentrationslagern (M 4 und M 6). 2. Erläutere den Begriff „wildes“ Konzentrationslager. 3. Erörtere am Schicksal Ossietzkys (M 5 und M 6), welche Möglichkeiten und Grenzen bestanden, prominenten Häftlingen zu helfen. 4. Informiert euch im Internet oder in Veröffentlichungen über das 1933 in Osthofen bei Worms eingerichtete KZ. Sucht Hinweise über Anzahl, Herkunft und Behandlung der Inhaftierten. Wie wird heute in Osthofen an die Opfer erinnert? Haltet das Ergebnis in eurem Portfolio fest. M 4 Hilfl os ausgeliefert. Verhaftete Regimegegner in einem „wilden Konzentrationslager“ der „Sturmabteilung“ (SA), Ende März 1933. Das Lager – eine von mehr als 150 SA-Haftstätten in Berlin – befand sich in der SA-Kaserne in der Friedrichstraße. M 5 Carl von Ossietzky in Esterwegen. Foto von 1934. Um Ossietzkys Arbeit für die Friedensbewegung zu ehren und ihn aus dem KZ zu befreien, schlugen emigrierte Freunde ihn für den Friedensnobelpreis vor. Als Zeitungen über den Antrag an das Nobelkomitee berichteten, entstand im Ausland eine Welle von Zustimmung. Vor den Olympischen Sommerspielen 1936 wurde Ossietzky aus dem KZ entlassen. Im November erhielt er den Friedensnobelpreis für 1935 zuerkannt. Doch die öffentliche Unterstützung kam zu spät: Am 4. Mai 1938 starb Ossietzky an den Folgen der Haft. 5 10 M 6 „Verpfl ichtungserklärung“ Der bekannteste Häftling des KZ Esterwegen war der 1889 in Hamburg geborene Carl von Ossietzky. Den kritischen Pub lizisten und überzeugten Pazifi sten hatte die Gestapo nach dem Reichstagsbrand verhaftet und 1934 in das Emslandlager gebracht. Wie Ossietzky behandelt wurde, konnte die Öffentlichkeit einem eidesstattlichen Bericht eines ehemaligen Häftlings entnehmen, der im Juni 1934 in der in Wien erscheinenden „Neuen Weltbühne“ abgedruckt wurde. Ossietzky wurde als Landesverräter und, trotz rein arischer Abstammung, als Jude und Judensau besonders malträtiert*. Die Gefangenen traten auf dem Hof zum Dienst an. Carl von Ossietzky wurde im Laufschritt umhergejagt, musste sich hinwerfen, aufstehen, wieder hinwerfen, wieder aufstehen. Betrunkene SA-Leute ließen sich das Ver gnügen nicht nehmen, hinter ihm herzulaufen und Ungeschicklichkeiten Ossietzkys durch Schläge und Fußtritte zu bestrafen. Oft vermochte sich Ossietzky kaum noch zu erheben, stumm lag er da, ohne Protest, ohne seinen Schmerz zu äußern. Solche Augenblicke benutzte der Sturmführer Bahr, ihn mit den Füßen zu stoßen und zu brüllen: „Du polnische Sau, verrecke endlich!“ Zit. nach: Fritz J. Raddatz, Er war eine Fackel, in: Die Zeit Nr. 51 vom 16. Dezember 1994, S. 16 ˘ Exkursionsund Internettipp: Gedenkstätte KZ Osthofen (Mediencode 31013-36) ˘ Lesetipp: Anna Seghers, Das siebte Kreuz, Berlin 1993 Roman von 1939/42 über die Flucht von sieben Häftlingen aus dem KZ Westhofen mit Parallelen zu den Bedingungen im und um das KZ-Osthofen. 5 * malträtieren: misshandeln, quälen 31013_1_1_2015_100_163_kap3.indd 111 26.03.15 15:29 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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