Volltext anzeigen | |
45Mit Material arbeiten 1. Stelle fest, was Wilson von Deutschland erwartet (M 1). 2. Arbeite heraus, wie Ludendorff die Lage beurteilt (M 2). Welche Gründe nennt er? 3. Erkläre, weshalb Ludendorff einen Frieden auf der Grundlage der Vorschläge Wilsons befürwortet (M 1, M 2 und Darstellung auf Seite 44). 4. Erläutere, wie sich Ludendorff aus der Verantwortung für die Niederlage zu entziehen versucht (M 2). 5 10 15 20 5 10 15 20 25 30 M 1 „Wir neiden Deutschland nicht seine Größe …“ US-Präsident Woodrow Wilson stellt am 8. Januar 1918 in einer Rede an den Kongress seinen 14-Punkte-Plan vor (siehe Seite 44). Am Ende seiner Rede wendet er sich an die Deutschen und sagt: Wir neiden Deutschland nicht seine Größe und nicht seine Leistungen. Wir wollen seinen rechtmäßigen Einfl uss als Macht nicht schmälern. Wir wünschen Deutschland weder mit Waffen noch mit feindseligen Handelsregelungen zu bekämpfen, wenn es seinerseits willens ist, sich mit uns und den anderen friedliebenden Nationen der Welt auf der Grundlage der Gerechtigkeit, des Rechts und des fairen Umgangs miteinander vertraglich zu verbinden. Wir wünschen lediglich, dass es einen Platz der Gleichrangigkeit (a place of equality) unter den Völkern der Welt, der neuen Welt, in der wir jetzt leben, einnimmt und nicht einen dominierenden Platz (a place of mastery). Wir maßen uns auch nicht an, Deutschland eine Auswechslung oder Änderung seiner Institutionen anzuraten. Doch es ist, offen gesagt, notwendig, und zwar notwendig im Sinn einer Vorbedingung für vernünftige Verhandlungen zwischen uns und Deutschland, dass wir wissen, für wen seine Vertreter sprechen – für die Mehrheit des Reichstages oder für die Militärpartei und die Männer, deren Credo imperiale Herrschaft ist. Zit. nach: Heinrich August Winkler, Geschichte des Westens. Die Zeit der Weltkriege 1914-1945, München 2011, S. 86 M 2 „Furchtbar und entsetzlich!“ Oberst Albrecht von Thaer berichtet in seinem Tagebuch, wie sein Vorgesetzter, Generalstabschef Erich Ludendorff, am 1. Oktober 1918 vor den Offi zieren der Obersten Heeresleitung die Lage beurteilt: Er sagte ungefähr Folgendes: Er sei verpfl ichtet, uns zu sagen, dass unsere militärische Lage furchtbar ernst sei. Täglich könne unsere Westfront durchbrochen werden. Er habe darüber in den letzten Tagen Sr. M.* zu berichten gehabt. Zum 1. Mal sei der O.H.L. von Sr. M. bzw. vom Reichskanzler die Frage vorgelegt worden, was sie und das Heer noch zu leisten imstande seien. Er habe im Einvernehmen mit dem Generalfeldmarschall** geantwortet: „Die O.H.L. und das deutsche Heer seien am Ende; der Krieg sei nicht nur nicht mehr zu gewinnen, vielmehr stehe die endgültige Niederlage wohl unvermeidbar bevor. […] Auf die Truppen sei kein Verlass mehr. […] So sei vorauszusehen, dass dem Feinde schon in nächster Zeit mithilfe der kampffreudigen Amerikaner ein großer Sieg, ein Durchbruch in ganz großem Stile gelingen werde, dann werde dieses Westheer den letzten Halt verlieren und in voller Aufl ösung zurückfl uten über den Rhein und werde die Revolution nach Deutschland tragen. Diese Katastrophe müsse unbedingt vermieden werden. Aus den angeführten Gründen dürfe man sich nun nicht mehr schlagen lassen. Deshalb habe die O.H.L. von Sr. M. und dem Kanzler gefordert, dass ohne jeden Verzug der Antrag auf Herbeiführung eines Waffenstillstandes gestellt würde bei dem Präsidenten Wilson von Amerika zwecks Herbeiführung eines Friedens auf der Grundlage seiner 14 Punkte. [...] Ich habe [...] Sr. M. gebeten, jetzt auch diejenigen Kreise an die Regierung zu bringen, denen wir es in der Hauptsache zu verdanken haben, dass wir so weit gekommen sind. [...] Die sollen nun den Frieden schließen, der jetzt geschlossen werden muss. Sie sollen die Suppe essen, die sie uns eingebrockt haben!“ Gerhard A. Ritter/Susanne Miller (Hrsg.), Die deutsche Revolution 1918-1919. Dokumente, Frankfurt a. M. 21983, S. 25 f. (Hervorhebungen im Original) Gefallene Verwundete Deutsches Reich 1 808 000 4 247 000 Frankreich 1 385 000 3 044 000 * Großbritannien 947 000 2 122 000 Italien 460 000 947 000 Österreich-Ungarn 1 200 000 3 620 000 Russland 1 700 000 4 950 000 Türkei 325 000 400 000 USA 115 000 206 000 * 1,1 Millionen anerkannte Kriegsinvaliden M 3 Tote und Verwundete im Ersten Weltkrieg Nach: Der Große Ploetz. Auszug aus der Geschichte, hrsg. vom Verlag Ploetz, Würzburg 352008, S. 780 * Sr. M.: Seiner Majestät [Kaiser Wilhelm II.] ** Gemeint ist Paul von Hindenburg. 31013_1_1_2015_010_053_kap1.indd 45 26.03.15 15:26 Nu r z P rü fzw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |