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Ausblick – Mit Material arbeiten 61 1. Erläutert die vom Arbeiter-, Bauernund Soldatenrat gefassten Punkte (M 2). Was macht sie „revolutionär“? 2. Analysiert den Funkspruch (M 3). Was sagt er über die politischen Strömungen der Arbeiter-, Bauernund Soldatenräte im Deutschen Reich aus? 3. Diskutiert die Schlagzeile vom 9. November 1918 (M 1). Wurde Hessen eine „sozialistische“ Republik? Hessen wird „sozialistische Republik“ Vom 7. bis zum 10. November 1918 kam es in einigen hessischen Städten zu Protesten und Unruhen. Arbeiterund Soldatenräte entmachteten die Fürs ten. In Darmstadt bildete der Sozialdemokrat Carl Ulrich eine Regierung. Am 11. November wurde Großherzog Ernst Ludwig für abgesetzt und Hessen zur Republik erklärt. Der neue „Volksstaat Hessen“, der am 12. Dezember 1919 eine demokratische Verfassung erhielt, umfasste nur einen Teil des heutigen Bundeslandes. Weite Bereiche blieben preußisch. Rheinhessen und den Rheingau hatten die Franzosen besetzt. Hessen war gespalten, wichtige Verkehrswege waren durchschnitten, die großen Städte konnten nur mit Passierscheinen betreten werden. Das hemmte die wirtschaftliche Entwicklung und die Handlungsfähigkeit der Regierung. Wird Hessen eine sozialistische Republik? M 1 „Hessischer Volksfreund“ vom 9. November 1918. 5 10 15 5 10 15 20 25 M 2 „Soldaten, Bürger!“ Während in Frankfurt und Wiesbaden Abgesandte der Kieler Matrosen die revolutionäre Bewegung einleiten, handeln die Sozialdemokraten in Darmstadt selbstständig. Sie rufen einen Arbeiter-, Bauernund Soldatenrat zusammen, der am 11. November folgenden Aufruf veröffentlicht, dessen Programmpunkte er bereits am 9. November beschlossen hat: Soldaten, Bürger! Schließt die Reihen! Ein freies Volk schafft seine freie Zukunft. In folgenden sieben Punkten fasst der Arbeiterund Soldatenrat seine Ansichten zusammen. 1. Der sozialdemokratischen Fraktion der seitherigen Zweiten Kammer wird die Bildung des Ministeriums übertragen. 2. Der von dieser [Fraktion] gebildeten Regierung wird aufgetragen, binnen drei Tagen ein Gesetz zur Wahl der Landesversammlung vorzulegen, das den Grundsätzen der Verhältniswahl entspricht. Wahlberechtigt soll jeder großjährige Hesse sein. 3. Großherzog Ernst Ludwig wird abgesetzt und das Großherzogtum als Republik erklärt. Die Großherzoglichen Domänen verfallen dem Land. 4. Alle Sonderrechte der Geburt und des Standes werden beseitigt. 5. Sämtliche im Großherzogtum bestehenden Fideikommisse* sind aufzulösen. 6. Vollständige Glaubensund Gewissensfreiheit wird gewährleistet. 7. Trennung von Kirche und Staat. Das Volk ist aufgerufen zur Tat. Die Vergangenheit ist abgeschlossen. Das Tor der Zukunft steht weit offen. Tretet ein mit entschlossenem Geist und helft mit, den neuen Volksstaat stark und gesichert zu errichten. Zit. nach: Tobias Haren, Der Volksstaat Hessen 1918/19. Hessens Weg zur Demokratie, Berlin 2003, S. 101 * Fideikommisse: Sondervermögen von (adligen) Familien M 3 Wir fordern Der Darmstädter Arbeiter-, Bauernund Soldatenrat wendet sich am 22. November 1918 mit einem Funkspruch an alle süddeutschen und gleichgesinnten norddeutschen Arbeiter-, Bauernund Soldatenräte: Der hessische Arbeiter-, Bauernund Soldatenrat verlangt im Einverständnis mit der hessischen Regierung von der Reichsregierung die umgehende Einberufung der Nationalversammlung, die die allein wirkliche Vertretung des deutschen Volkes darstellt. Er lehnt die Diktatur irgendwelcher Klassen ab. Der hessische Arbeiter-, Bauernund Soldatenrat bittet die süddeutschen Arbeiter-, Bauern und Soldatenräte und die norddeutschen Arbeiter-, Bauernund Soldatenräte, die gleicher Gesinnung sind, gemeinsam mit dem hessischen Arbeiter-, Bauernund Soldatenrat von der Reichsregierung obiges zu verlangen. Der hessische Arbeiter-, Bauernund Soldatenrat ist der Ansicht, dass im Falle, wo die Reichsregierung die Nationalversammlung nicht baldigst einberufen kann und eine Diktatur in Berlin aufkommen sollte, die süddeutschen und die gleichgesinnten norddeutschen Arbeiter-, Bauernund Soldatenräte gemeinsam mit den Regierungen die Einberufung der Nationalversammlung in einer süddeutschen Hauptstadt veranlassen sollen. Zit. nach: Tobias Haren, Der Volksstaat Hessen 1918/19, a. a. O., S. 101 31013_1_1_2015_054_099_kap2.indd 61 26.03.15 15:28 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V rla gs | |
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