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29 Menschen der Urund Früh geschichte 5 Rekonstruktion eines Schöninger Jägers Am Fundort der Schöninger Speere wurde 2013 ein Museum und Forschungszentrum eröffnet, das paläon. Für das Museum hat Elisabeth Daynès die Rekonstruktion eines Homo erectus angefertigt – eine lebensechte Figur nach wissenschaftlichen Erkenntnissen und ihren Vorstellungen. 3 Vorratshaltung und Rohstoffversorgung Der Archäologe Hartmut Thieme überlegt auf der Grundlage der Funde von Schöningen: Die gesamte erbeutete Fleischmenge dürfte viel zu groß für einen baldigen Verzehr durch eine Urmenschengruppe gewesen sein. Wenn dennoch mehr Tiere zur Strecke gebracht wurden, als man tatsächlich in relativ kurzer Zeit zur Ernährung der Gemeinschaft verbrauchen konnte, liegt der Schluss nahe, dass einfache Konservierungsverfahren1 genutzt wurden. So könnten z. B. Fleischstücke oder in Streifen geschnittenes Fleisch an der Luft getrocknet oder über dem Feuer geröstet/geräuchert worden sein. Daraus ließe sich ableiten, dass schon in der frühen Altsteinzeit Vorratswirtschaft betrieben wurde. Neben dem Fleisch zur Nahrungssicherung werden auch die erbeuteten Felle zum Bau von Zelten oder für die Anfertigung von Kleidung begehrte Rohstoffe gewesen sein, vielleicht sogar die Sehnen (z. B. zum Nähen oder zum festen Verbinden verschiedener Werkstoffe). Die Gewinnung von Knochenmark hat wegen seines hohen Fettgehaltes ebenfalls zur Ernährung der Gruppe beigetragen. Hartmut Thieme, Die Zerlegung und Nutzung der Jagd beute, in: Ders. (Hrsg.), Die Schöninger Speere. Mensch und Jagd vor 400 000 Jahren, Stuttgart 2008, S. 182-186, hier S. 182 f. 1 konservieren: haltbar machen 5 10 15 20 5 4 Wer ging auf die Jagd? Der Entdecker der Schöninger Speere, Hartmut Thieme, schreibt 2008: Wie die Gruppe im Einzelnen zusammengesetzt war, ob neben Männern sich auch Frauen darin fanden, darüber kann nur spekuliert werden. Wichtig scheint mir jedoch die Beobachtung zu sein, dass der zum Jagdeinsatz gekommene Speer III mit seinen im Vergleich zu den anderen Jagdwaffen geringen Ausmaßen von 1,82 m Länge möglicherweise von einem noch jugendlichen Angehörigen der Gruppe (oder einer Frau?) genutzt wurde. Hartmut Thieme, Überlegungen zum Gesamtbefund des Wildpferd-Jagdlagers, in: Ders., a. a. O., S. 177-190, hier S. 179 6 Speere im Vergleich Länge Gewicht Schöningen, vor 300 000 Jahren 1,80 bis 2,50 m ca. 500 g Olympische Spiele2 heute (Frauen) 2,20 bis 2,30 m ca. 600 g Olympische Spiele2 heute (Männer) 2,60 bis 2,70 m ca. 800 g Nach: Jordi Serangeli und Utz Böhner, Die Artefakte von Schöningen und deren zeitliche Einordnung. Forschungen zur Urgeschichte aus dem Tagebau Schöningen, Bd. 1, Mainz 2012, S. 23 1. Nenne die Merkmale im Leben der Menschen von Schöningen, die typisch für die Altsteinzeit sind. Benutze folgende Begriffe: Nahrung, Wohnen, Tiere, Pflanzen. 2. Erläutere, warum der Verfasser von Vorratswirtschaft spricht (M3). 3. Vergleiche den Homo erectus (M5) mit heutigen erwachsenen Männern. Benenne, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede die Künstlerin hervor hebt. Schreibe auf: „Der Körperbau …“, „Die Behaarung …“, „Die Gesichtsmerkmale …“. 4. Du sollst für eine Ausstellung ein Bild von der Wildpferdjagd in Schöningen malen. Erkläre, welche Informationen aus der Darstellung und aus M5 du nutzen kannst. Welche Einzelheiten musst du dir ausdenken? 5. Versetze dich mithilfe der Rekonstruktion M5, der Abbildung des Speeres mit dem Wildpferdknochen (M1) und den weiteren Informationen in den Träger oder die Trägerin von Speer III (M4) hinein. Erzähle eine spannende Geschichte: „Leben mit altsteinzeitlichen Wildpferdjägern“. 2 Über den Ursprung der Olympischen Spiele erfährst du mehr in Kapitel 3, S. 86 f. 500 000 Jahre 400 000 Jahre 300 000 Jahre 200 000 Jahre 100 000 Jahre Schöninger Jäger Mittelsteinzeit Altsteinzeit 31051_1_1_2015_022-047_Kap2_Ur-Fruehgeschichte.indd 29 13.08.15 09:34 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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