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143 4.1 Das Grundgesetz – Grundrechte und Grundwerte Was wir können Leben in Nordkorea – Klassenfahrt zur Hinrichtung Kindern wird von klein auf eingetrichtert, dass der oberste Führer wichtiger ist als das eigene Leben und das der Eltern. Der Unterricht ist auf Führerkult ausgerichtet, genauso die Paraden und Massenveranstaltungen, bei denen Teilnahme Pfl icht ist. Schon im Kindergarten beginnen wöchentliche Kritikstunden, in denen sich die Jungen und Mädchen zu den Prinzipien der Kim-Dynastie bekennen und Verfehlungen beichten müssen. Plakate, Monumente, Parolen – Propaganda durchdringt das öffentliche Leben. […] Außer auf Propaganda setzt der Staat auf totale Kontrolle. Kommandos des Staatssicherheitsdienstes durchforsten Häuser nach geschmuggelten Handys, Radios und Filmen. […] Die Nordkoreanerin L., eine Liebhaberin südkoreanischer Filme, schilderte einen Trick der Spezialeinheit in ihrer Heimatregion: Vor Razzien schalteten die Agenten manchmal den Strom ab, damit Betroffene nicht mehr rechtzeitig die DVD aus dem Apparat holen können. Einer ihrer Freunde warf seinen DVDPlayer gerade noch rechtzeitig aus dem Fenster. Fürchten müssen Nordkoreaner aber nicht nur Polizei und Agenten der Staatssicherheit. Gefahr lauert auch durch Arbeitskollegen und Nachbarn. Jeder ist angehalten, beim anderen herumzuschnüffeln. Siedlungen sind unterteilt in „Neighbourhood Watch“-Einheiten, Auffälligkeiten dem jeweiligen Vorgesetzten zu melden. Der hat besondere Befugnisse: Beispielsweise muss ihm zu jeder Tagesund Nachtzeit Einlass gewährt werden. […] Fast jeder Nordkoreaner hat nach Einschätzung der UN-Kommission mindestens einer Exekution beigewohnt. Sie fi nden auf öffentlichen Plätzen statt, häufi g wird die Bevölkerung gezwungen zuzuschauen. Selbst die Angehörigen und Kinder werden nicht verschont. Die Gefl ohenen Choi Young-hwa und Kim Joo-il waren zehn Jahre alt, als sie das erste Mal einer Hinrichtung zusehen mussten. In beiden Fällen unterbrach der Lehrer den Unterricht und führte die Klasse gesammelt zum Exekutionsort. Lee Jae-geun erlebte mindestens zehn Exekutionen in 30 Jahren. „Sie schickten uns zu öffentlichen Hinrichtungen wie auf eine Exkursion, damit niemand wagte, die Partei und die Ideologie von Kim Il Sung infrage zu stellen“, erinnerte er sich. Einmal hatten sich rund 1.000 Zuschauer versammelt. Ein Mann wurde hingerichtet, weil er die Arbeiterpartei kritisiert hatte. Nordkorea erhebt keine Statistik über die Zahl der Hinrichtungen. Das Korea Institute for National Unifi cation dokumentierte 510 öffentliche Exekutionen in den Jahren 2005 bis 2012 auf Basis von Zeugenaussagen Gefl ohener. Die tatsächliche Zahl dürfte erheblich höher sein. Die Todesstrafe steht auf Mord und Drogenhandel, aber auch auf Kritik an Autoritäten oder der Arbeiterpartei, „schweren“ wirtschaftlichen Vergehen wie Schmuggel und mutwillige Zerstörung von Staatseigentum. Zu Zeiten der Hungerkatastrophe in den 1990er-Jahren wurde auch Diebstahl mit dem Tod geahndet. Die Menschen klauten Lebensmittel, um zu überleben. In einem dokumentierten Fall wurden mehrere Bauern exekutiert, weil sie heimlich eine Kuh geschlachtet hatten. Einen Prozess gab es nicht, ein lokaler Funktionär fällte das Urteil – keine Seltenheit. Sandra Tjong, Klassenfahrt zur Hinrichtung – wie Kim Jong-un mit Herrscher-Kult sein Volk quält, www.focus.de, 21.2.2014 Aufgabe Beurteile die politische Situation in Nordkorea anhand deiner persönlichen Maßstäbe für einen demokratischen Staat und formuliere in einem Brief Forderungen an den Machthaber Kim Jong-un. 5 10 15 20 25 30 35 Nu r z ur P rü fzw ec ke n Ei g nt um d s C .C . B uc hn er V er la gs | |
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