M3 Eine Erklärung besorgter schwarzer Bürger Am 4. Juli 1970 veröffentlicht ein „Nationalkomitee Schwarzer Geistlicher“ folgende „Unabhängigkeits erklärung“: Wir halten es für selbstverständliche Wahrheiten, dass alle Menschen nicht nur gleich geschaffen und von ihrem Schöpfer mit bestimmten unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind, zu denen das Leben, die Freiheit und das Streben nach Glück gehören, sondern dass die Menschen, wenn diese Gleichheit und diese Rechte vorsätzlich und konsequent verweigert, vorenthalten und versagt werden, bei ihrer Selbstachtung und ihrer Ehre verpfl ichtet sind, sich in gerechtem Zorn zu ihrem Schutz zu erheben. […] Wir, das schwarze Volk der Vereinigten Staaten von Amerika, in allen Teilen dieses Staatenbundes, rufen daher den höchsten Richter dieser Welt zum Zeugen für die Redlichkeit unserer Absichten an und erklären […], dass wir rechtens frei und unabhängig sein werden von der Ungerechtigkeit, Ausbeutungsherrschaft, institutionalisierten Gewalt und dem Rassismus des weißen Amerika und dass wir, wenn wir nicht die volle Abschaffung dieser Unmenschlichkeiten und Befreiung von ihnen erlangen, dazu aufrufen werden, diesem Staat den Gehorsam aufzukündigen, und uns in jeder Weise weigern werden, an dem Übel mitzuwirken, das uns und unseren Gemeinden zugefügt wird. Eberhard Brüning (Hrsg.), Anspruch und Wirklichkeit. Zweihundert Jahre Kampf um Demokratie in den USA: Dokumente und Aussagen, Berlin (Ost) 1976, S. 664 668; Zitat S. 664 und 667 f. Beurteilen Sie die Ankündigung, dem „Staat den Gehorsam aufzukündigen“ (Zeile 18 f.). Berücksichtigen Sie dabei die Aussagen der Unabhängigkeitserklärung (siehe M 8, Seite 96 f.). Recherchieren Sie dazu im Internet die Hintergründe der Bürgerrechtsbewegung. M4 Remember Im Jahre 2010 bittet die „Journal Times“ ihre Leser, Briefe zum Unabhängigkeitstag zu schreiben. Joanna Storm ist eine der Schreiberinnen; ihr Leserbrief erscheint am 4. Juli 2010: Diese Nation wurde von bedeutenden Männern gegründet, die die Verfassung der Vereinigten Staaten geschrieben haben! Wie die 10 Gebote … sind sie Vorschriften! Allerdings haben die Macht des Geldes und Großunternehmen unsere Regierungsbeamten so beeinfl usst, dass sie die Verfassung aus einem anderen Blickwinkel betrachten. […] Wir müssen uns […] bei Feiern zum 4. Juli an seine wahrhaftige Bedeutung erinnern. Es geht um mehr als um Feuerwerk und Grillpartys, es geht um jene, die sich geopfert haben, damit wir in den Vereinigten Staaten in Freiheit leben können, jene Menschen, die dafür Sorge getragen haben, die Verfassung auf den Weg zu bringen. Menschen, die wir ins Amt wählen, müssen sich daran halten und dürfen die Verfassung nicht abändern oder falsch auslegen. Es steht uns nicht zu, neue Gesetze zu verabschieden, um dadurch Wählerstimmen oder die öffentliche Meinung zu gewinnen. Wir müssen zurück zum Wesentlichen, uns auf den Gründungsgedanken dieses Landes besinnen und darüber nachdenken, weshalb wir Männer und Frauen in den Krieg schicken … (nämlich) für unsere Freiheit! GOD Bless America! www.journaltimes.com/news/local/article (Zugriff: 31. Januar 2011; übertragen von Gerlind Kramer) 1. Geben Sie die Meinung der Leserin mit eigenen Worten wieder. 2. Arbeiten Sie die implizierten Vorwürfe an die Amerikaner und ihre Politik heraus. 3. Nehmen Sie Stellung zu der Aufforderung, darüber nachzudenken, „weshalb wir Männer und Frauen in den Krieg schicken“ (Zeile 19 f.). i Offi zielles Bicentennial Logo von 1976. Die Regierung nutzte die Zweihundertjahrfeier (Bicentennial), „um mit Stolz auf das von uns Erreichte zu zeigen und ein erregendes Bild unserer Entwicklung zu entwerfen“. Diese Vorstellung wurde von denen kritisiert, die die Bedeutung des 4. Juli in dem stets neuen Vergleich zwischen Ideal und Wirklichkeit sehen. 5 10 15 20 5 10 15 20 107„The Fourth of July“: ein nationaler Gedenktag 7316_1_1_2015_080-107_Krisen_Revolutionen.indd 107 05.05.15 13:01 Nu r z u Pr üf zw ck e Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs