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143 Die nachstehenden Gesichtspunkte bieten dazu eine Hilfe: • Das von 1378 bis 1417 andauernde Große Abendländische Schisma schwächt das Ansehen des Papsttums. Hinzu tritt die zunehmende Kritik an der reich gewordenen Institution Kirche und ihrer Glaubenslehre. Bezug nehmend auf M1 könnten hier die von Luther genannten Missstände aufgeführt werden (Zeile 1 15). Daneben sollte auch Luthers Kritik an der Ablasspraxis (siehe Seite 54) ebenso wie die Kirchenkritik von Wyclif und Hus (vgl. Seite 48) Erwähnung fi nden. Zudem könnten für den deutschen Raum die Beschwerden der „Gravamina der deutschen Nation“ herangezogen werden (Erosion und Dysfunktionalität). Aufgrund der mannigfaltigen Probleme in der Kirche bestand also ein entsprechender Reformbedarf. • Die Krise der Kirche ist nur ungefähr datierbar. So kann die Kirchenspaltung im 14. Jahr hundert (Großes Abendländisches Schisma) als Krisenbeginn gesehen werden. Wenn allerdings nur der deutsche Raum betrachtet wird, kann hier als Anfang der Krise auch die zunehmende Kritik an der Institution Kirche angeführt werden. Hier sind insbesondere die seit Mitte des 15. Jahrhunderts auf den Reichstagen in Deutschland regelmäßig hervorgebrachten Beschwerden („Gravamina“) gegen den Papst und die römische Kurie zu nennen. • Es gibt mehrere Phasen der Zuspitzung, die als Wendepunkte gesehen werden können, wie zum Beispiel das Große Abendländische Schisma, die Reformkonzile (Konstanz und Basel), die Kritik an der Ablasspraxis/Luthers 95 Thesen oder Luthers Reformschriften von 1520. In den Reformkonzilen von Konstanz (1414 1418) und Basel (1431 1449) zeigt sich eine Existenz von Alternativen, die die Krise der Kirche zu einem offenen Prozess macht. Letztlich erweist sich die Kirche aber als unfähig, den Reformforderungen Rechnung zu tragen. Eine erhoffte Reform der Kirche „an Haupt und Gliedern“ misslingt. Zu Aufgabe 4 • Sie wenden wie in Aufgabe 3 die Krisen-Kriterien von Vierhaus an. Allerdings steht hier das Spätmittelalter als Krisenzeit im Mittelpunkt. So ließen sich u. a. folgende Aspekte betrachten: religiöse Krisen (Kirche/Papsttum), soziale Krisen (Pest/Judenverfolgungen), wirtschaftliche Krisen (Klimawandel, Agrarkrise) und politische Krisen (Probleme in den Städten/Partizipationsbewegungen, Probleme im Reich/Reichsreform). • Anschließend vergleichen Sie Ihre Ergebnisse mit einer Krise aus der Neuzeit, z. B. mit der Krisenzeit, die der Amerikanischen Revolution vorausging. Folgende Gesichtspunkte können u. a. genannt werden: • Infolge des Krieges mit Frankreich kommt es in Großbritannien zu einer hohen Staatsverschuldung. Die bisherige „wohlwollende Vernachlässigung“ der britischen Kolonien endet, neue Zölle und Steuern werden erhoben. Die Kolonialparlamente protestieren und fordern mehr politische Mitsprache (Dysfunktionalität und Reformbedarf). Die Auslöser der Krisen des Spätmittelalters sind dagegen vielfältiger Natur. Krisenerscheinungen lassen sich nicht nur auf wirtschaftlicher und politischer Ebene ausmachen, sondern sind auch im religiösen und sozialen Bereich anzutreffen. • Ebenso dysfunktional erscheint die fehlende Reformbereitschaft des britischen Parlaments. Es ist z. B. nicht bereit, das Recht der Kolonisten auf Selbstbesteuerung anzuerkennen. Hier könnte beispielsweise ein Bezug zur spätmittelalterlichen Kirche und deren Unfähigkeit, angemessen auf Reformforderungen einzugehen, hergestellt werden. • Die Krise in Nordamerika ist in ihren Anfängen deutlicher als die Krisen des Spätmittelalters datierbar. Ihren Anfang nimmt sie 1763 nach dem Ende des „French and Indian War“. • Eine Zuspitzung der Krise erfolgt Ende der 1760er-/Anfang der 1770er-Jahre. Zu nennen sind hier u. a. die „Townshend Acts“ (1767), das „Boston Massacre“ (1770), vor allem aber die „Boston Tea Party“ (1773). Diese Wendepunkte treten deutlich hervor wie – bleibt man 7316_1_1_2015_138-152_Krisen_Revolutionen.indd 143 05.05.15 13:04 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt u d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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