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953.4 Maßnahmen der Außenhandelspolitik 3.4 Maßnahmen der Außenhandelspolitik E Brief an das Abgeordnetenhaus An dieser Stelle kann ich es mir nicht verkneifen, einen französi schen Ökonomen und Satiriker zu zitieren. Frédéric Bastiat, Bauer, Friedensrichter, Schriftsteller, Publizist, Pamphletist und Abgeordneter, wandte sich im 19. Jahrhundert an die Mit glieder des Abgeordnetenhauses und zwar mit einer „Petition der Hersteller von Kerzen, Talglichtern, Lampen, Leuchtern, Straßenlaternen, Lichtputzscheren und Löschhütchen sowie der Fabrikanten von Talg, Öl, Harz, Alkohol und allem, was mit Beleuchtung zu tun hat“. Er war so aufgebracht über den zuneh menden Protektionismus in Frankreich, dass er folgende bissige Satire schrieb: Sehr geehrte Herren, Sie machen sich viele Gedanken über das Schicksal der Hersteller. Sie möchten sie von jeder äußeren Konkurrenz befreien, mit einem Wort, Sie wollen den heimischen Markt allein für heimische Arbeit reservieren … Wir müssen aber die unerträgliche Konkurrenz einer ausländischen Rivalin hinnehmen, die, wie es den Anschein hat, bei der Produktion von Licht von Bedin gungen profitiert, die unsere bei weitem übersteigen, und so unseren heimischen Markt mit Licht zu absurd herabgesetzten Preisen geradezu überschwemmt; sobald sie auftaucht, hat es mit unserem Geschäft ein Ende, alle Verbraucher wenden sich ihr zu, und auf einmal stagniert eine ganze, weitverzweigte Branche der heimischen Industrie. Diese Rivalin, die niemand anderes ist als die Sonne, führt einen so erbitterten Kampf gegen uns, dass man meinen möchte, unsere englischen Feinde hätten sie uns geschickt … zumal sie jener hochmütigen Insel eine Rücksicht entgegenbringt, auf die sie uns gegenüber vollkommen verzichtet. Wir fordern höflichst die Einführung eines Gesetzes, das den Verschluss aller Fen ster, Dachluken, Lichtöffnungen, Fensterläden, Vorhänge, Oberlichter und Rouleaus gebietet, mit einem Wort aller Öffnungen, Löcher, Spalten und Risse, durch die das Sonnenlicht in unsere Häuser einzudringen pflegt und damit den schönen Industrien zum Nachteil gereicht, mit denen wir, ohne uns schmeicheln zu wollen, dieses Land ausgestattet haben, welches sich heute nicht so undankbar zeigen wird, uns in diesem ungleichen Kampf im Stich zu lassen … Wenn eine Orange aus Lissabon nur halb so teuer ist wie eine aus Paris, dies dann, weil die Orange aus Lissabon mit natürlicher und somit kostenloser Wärme wachsen konnte, die aus Paris hingegen in künstlicher und damit teurerer Wärme. Entscheiden Sie, doch seien Sie logisch dabei; denn wäre es nicht, solange Sie aus ländische Steinkohle, Stoffe, Eisen und Weizen in dem Maße zurückdrängen, wie ihre Preise gegen Null streben, höchst inkonsequent, das Sonnenlicht, dessen Preis bei Null liegt, den lieben langen Tag hinzunehmen? André Fourçans, Frédéric Bastiat, Die Welt der Wirtschaft, Frankfurt/Main 1998, S. 117 f., (Übersetzung: Sabine Schwenk) Erläutern Sie, wie der Satiriker Bastiat seine Forderung nach einem Gesetz zum Ausschluss des Sonnen lichts begründet. Frédéric Bastiat (1801–1850) Nu r z u Pr üf zw ck en Ei g nt um d s C .C . B ch ne r V er la gs | |
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