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169Der aufgeklärte Absolutismus Am stärksten von der Aufklärung bestimmt war die Justizpolitik Friedrichs II. Er verzichtete selbst auf die Aus übung seiner richterlichen Gewalt, vereinheitlichte das Recht im ganzen Land, schaffte die Folter ab und sorgte für eine unabhängige, jedermann zugängliche Rechtsprechung mit gut ausgebildeten Richtern. Preußen war damit dem modernen Rechtsstaat näher gerückt. Das von Juristen in seinem Auftrag ausgearbeitete Gesetzbuch, das Allgemeine Preußische Landrecht, konnte erst Jahre nach Friedrichs Tod eingeführt werden, blieb aber bis 1900 in Kraft. Trotz vieler Erlasse erreichte Friedrich II. allerdings wenig zur Verbesserung der Schulen und Universitäten, da er das hierfür benötigte Geld nicht zur Verfügung stellte. Ebenso begünstigte er den Adel allzu einseitig auf Kosten der minderberechtigten Bürger und der unterjochten Bauern. Österreich Im österreichischen Teil des Habsburgerreiches begann Kaiserin Maria Theresia* (1717 1780) mit Reformen, die dann ihr Sohn Joseph II. im Geist der Aufklärung vorantrieb. Maria Theresia errichtete um 1750 eine hierarchische Verwaltung mit besser ausgebildeten Beamten. Auch folgte sie dem Beispiel Preußens im Landesausbau und in der Besiedlung von Neuland, entlang der Donau, in Ungarn und im Banat. Dort ließen sich Bauern nieder, die im Westen, vor allem in Südwestdeutschland, angeworben wurden. Joseph II., der zunächst zusammen mit seiner Mutter, ab 1780 allein regierte, setzte zahlreiche Forderungen der Aufklärung um. Er gewährte in einem „Toleranzpatent“ neben den Katholiken erstmals auch Lutheranern, Calvinisten und orthodoxen Griechen die private Religionsausübung und bürgerliche Rechte. Die Konfessionen waren aber noch nicht völlig gleichgestellt. Großes Aufsehen erregten die Säkularisation von 700 Klöstern und die Aufhebung der Leibeigenschaft. Nicht so weit wie Preußen kam Joseph II. in der Vereinheitlichung des Rechts und der Verbesserung der Rechtsprechung. Als der Kaiser freilich in der Zentralisierung seines Reiches zu weit ging und auch noch überall Deutsch als Amtssprache einführte, überspannte er den Bogen. In den Österreichischen Niederlanden und in Ungarn brachen Revolten aus. Ein großer Teil der Reformen wurde wieder rückgängig gemacht. Bildung, Schüler und Studenten Die Bildung des Menschen war für die Aufklärer der Schlüssel zur Besserung der Welt. Sie sprachen gern von „Emporbildung“. Darunter verstanden sie eine Erziehung zum Gebrauch des Verstandes und zur Mündigkeit, aber auch die Qualifi zierung zu bestimmten Berufen, wie es der Nutzen für die Gesellschaft gebot. Die Qualifi zierung interessierte naturgemäß die Fürsten und Politiker unter den Aufklärern. Deren Blick richtete sich auf die Schulen und Universitäten. Die Elementarschulen waren bis etwa 1750 in einem erbärmlichen Zustand, vor allem auf dem Land, wo die Kinder zum Teil gar nicht, zum Teil unregelmäßig zur Schule gingen. Längst nicht alle lernten Schreiben und Rechnen. In Preußen wie auch sonst unterrichteten Messdiener, Handwerker oder frühere Soldaten, die die Kinder heftig prügelten. Die weiterführenden Schulen hatten ein sehr unterschiedliches Niveau. Die meisten bereiteten nicht wirklich auf die Universität vor. Einige brachten den Schülern wenigstens das Lateinische bei, das immer noch die vorherrschende Bildungssprache i Friedrich der Große nach dem Siebenjährigen Krieg. Ölgemälde (126 x 94,3 cm) von Johann Heinrich Franke, nach 1763. Das Bild wurde in zahlreichen Kopien und Varianten verbreitet und hat die Vorstellung vom „Alten Fritz“ bis heute geprägt. i Kaiser Joseph II. Gemälde (94,7 x 72,8 cm) von Josef Michel, 1770. * Maria Theresia übernahm den Titel im Jahr 1745 nach der Krönung ihres Gatten Franz I. Stephan zum Kaiser. Sie selbst war jedoch keine gekrönte Kaiserin, sondern regierende Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen. Internettipp: Zur Regierung Friedrichs II. von Preußen siehe Code 4663-19 Nu r z ur Pr üf zw ec k n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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