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185„American Revolution“: Eine Nation erschafft sich selbst M1 Common Sense Der aus England emigrierte Steuereinnehmer Thomas Paine veröffentlicht 1776 in Philadelphia seine Streitschrift „Common Sense“1 anonym. Sie erreicht innerhalb von drei Monaten eine Aufl age von 120 000 Exemplaren und ist damit der erste politische Bestseller Amerikas: Da ganz Europa der Absatzmarkt für unseren Handel ist, sollten wir keine parteiische Verbindung mit einem Teil davon eingehen. Es liegt im wahren Interesse Amerikas, sich aus europäischen Streitigkeiten herauszuhalten, was es niemals tun kann, solange es durch die Abhängigkeit von Großbritannien zum Zugewicht in der Waagschale der britischen Politik wird. In Europa gibt es einfach zu viele Königreiche, als dass es lange in Frieden leben könnte, und sobald zwischen England und irgendeiner fremden Macht ein Krieg ausbricht, wird der amerikanische Handel wegen seiner Bindung an Großbritannien ruiniert. […] Das Blut der Getöteten, die klagende Stimme der Natur schreien: ES IST ZEIT, SICH ZU TRENNEN. Sogar die Entfernung voneinander, in der der Allmächtige England und Amerika geschaffen hat, ist ein starker und natürlicher Beweis dafür, dass die Herrschaft des einen über den anderen niemals im göttlichen Plan lag. […] Um die Sache auf einen Punkt zu bringen: Ist die Macht, die eifersüchtig auf unseren Reichtum ist, geeignet, uns zu regieren? Wer auch immer auf diese Frage mit Nein antwortet, ist ein Unabhängiger, denn Unabhängigkeit bedeutet nichts anderes, als dass entweder wir unsere eigenen Gesetze machen werden, oder der König, der größte Feind, den dieser Kontinent hat oder haben kann, uns sagen wird: Es soll keine anderen Gesetze geben als solche, die mir gefallen. […] Aber wo bleibt, sagen einige, der König von Amerika? Ich sage dir, mein Freund, er regiert oben im Himmel und richtet keine Gemetzel unter der Menschheit an so wie der königliche Untermensch aus Großbritannien. Aber damit es nicht so aussieht, als ob es uns an irdischen Ehren mangelt, soll man einen Tag bestimmen, an dem feierlich die Charta proklamiert wird: Sie soll dann auf das göttliche Gesetz, das Wort Gottes, gelegt und herbeigebracht werden, darauf eine Krone, an der die Welt erkennen mag, dass, wenn wir eine Monarchie anerkennen, in Amerika ALLEIN DAS GESETZ KÖNIG IST. Denn wie in absoluten Regierungen der König das Gesetz ist, sollte in freien Ländern das Gesetz König sein und nichts anderes. Aber damit nicht später Missbrauch betrieben wird, sollte die Krone nach der Zeremonie zerstört und unter das Volk verstreut werden, das ein Recht darauf hat. Eine eigene Regierung ist unser natürliches Recht; und wenn man ernsthaft über die Vergänglichkeit menschlicher Dinge nachdenkt, wird man zur Überzeugung kommen, dass es sehr viel sicherer und weiser ist, uns gelassen und überlegt eine eigene Verfassung zu schaffen, solange wir noch die Möglichkeit dazu haben, als ihre Entstehung der Zeit und dem Zufall anzuvertrauen. Thomas Paine, Common Sense, übersetzt und herausgegeben von Lothar Meinzer, Stuttgart 1982, S. 37, 45 f. und 52 f. 1. Erläutern Sie Paines Haltung zur Monarchie. Analysieren Sie die sprachliche Gestaltung seiner Ausführungen. 2. Arbeiten Sie heraus, auf welche verfassungsrechtlichen Prinzipien das unabhängige Amerika gegründet werden soll. 3. Verfassen Sie aus Sicht der englischen Regierung eine Antwort auf Paines Forderungen. 1 Common Sense: Der Ausdruck bedeutet zugleich gesunder Menschenverstand, Gemeinsinn, Nüchternheit und praktische Vernunft. 15 20 25 30 35 40 45 5 10 i Thomas Paine. Kupferstich von Johann Friedrich Bolt, 1793. Nu r z ur rü fzw ck n Ei ge tu m d s C .C . B uc hn er V er la gs | |
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