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Materialien M1 Germania Die Malerei auf einem Transparent (482 x 320 cm) fertigt Philipp Veit im März 1848 an. Das Bild wird in der Frankfurter Paulskirche, dem Tagungsort der verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung, auf der Orgelempore oberhalb des Sitzes des Präsidenten angebracht. Heute befi ndet sich das Gemälde im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. M2 „Aber was kann ich Machtloser geben?“ Auf der ersten Tagung der Legionäre in Krakau hält Jozef Piłsudski am 6. August 1922 eine Ansprache. Zu diesem Zeitpunkt ist er polnischer Staatschef. Im Rückblick stellt er seine Überlegungen von 1914 folgendermaßen dar: Die Rechnung machte ich folgendermaßen: Jede Politik und jede Tätigkeit ist auf dem einfachen und rohen Grundsatz „do ut des“1 aufgebaut; wo man alle Kraft anstrengen muss, um zu siegen, da ist nur das etwas wert, was zum Siege verhilft […] Aber was kann ich Machtloser geben? […] Das war die Frage, meine Herren, und so entschloss ich mich, in diesem Falle das zu geben, was das Schwierigste war: den bewaffneten Arm, den Arm des Soldaten, der sich obendrein erst in schweren Mühen seinen Ruf als Soldat nicht nur bei den Fremden, sondern auch bei den eigenen Landsleuten erwerben musste. Das war der schwerste, der zweifelhafteste und der allen Teilungsmächten unangenehmste Weg. Gleichzeitig fragte ich mich, wo, bei welcher der Teilungsmächte ich die Bedingungen vorfi nden könnte, um eine Wehrmacht in Polen zu errichten, die am Ende des Krieges, wenn schon alle durch den Krieg entsprechend geschwächt wären, in der Waagschale etwas bedeuten könnte […]. Bei dieser Rechnung sagte ich mir von Anfang an: Der einzige Staat unter den Teilungsmächten, in welchem eine solche Arbeit begonnen und entfaltet werden kann, ist Österreich. Das also ist meine Rechnung, die ich nur einigen, mir sehr ergebenen Menschen offen dargelegt habe: Die Deutschen werden mit ihrer eisernen Organisation, mit ihrer furchtbaren Kriegsmaschinerie alles erfassen, was kriegstüchtig ist; das ganze Menschenmaterial wird für Kriegszwecke verbraucht. […] Auf irgendeinen Aufbau der Wehrmacht dort zu rechnen und darauf zu hoffen, wäre geradezu Selbsttäuschung gewesen. Von dort konnte ich nichts haben. Wenn ich an Russland dachte, so war ich von vornherein sicher, dass ein derartiger Versuch sofort auf große Schwierigkeiten stoßen würde, und zwar nicht nur auf moralisch-staatliche, sondern vor allem auf die allergrößten Hindernisse angesichts des inneren Machtbewusstseins des Staates, seines Bewusstseins der Macht und der Überlegenheit gegenüber seinen Untertanen. Daher nahm ich also bei der Berechnung im Voraus an: Dieser Plan kann nicht in Russland zur Ausführung gelangen, denn Russland würde nicht darauf eingehen. 5 10 15 20 25 30 35 1 do ut des (lat.), deutsche Übersetzung: Ich gebe, damit du gibst. 167 Nu r z u Pr üf zw ec ke Ei ge nt um d es C .C .B uc hn r V er la gs | |
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