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445Die DDR 1949 1989 träge entstanden auf Druck der Sowjetunion. Einerseits verbesserten sie das Verhältnis der DDR zu den östlichen Nachbarn, andererseits vertieften sie die deutsche Spaltung. Denn weder die Bundesrepublik noch die westlichen Siegermächte waren in die Abmachungen einbezogen worden. Trotz dieser Entwicklung war die deutsche Frage noch immer offen. DDR und Bundesrepublik standen weiterhin unter der Hoheit der Siegermächte. Während die Bundesregierung in Bonn jedoch die Westintegration aus freiem Entschluss vorantrieb, konnte die DDR-Führung nur reagieren: auf die Entscheidungen im Westen sowie auf die Weisungen der Sowjetunion. Die UdSSR unternahm im Frühjahr 1952 einen letzten Versuch, den Eintritt der Bundesrepublik in ein westliches Verteidigungsbündnis zu verhindern.* Als die Westmächte das Angebot zu einem vereinten, aber neutralen Deutschland ausschlugen, gab Stalin das Signal, auf das die Regierung in Ost-Berlin schon lange gewartet hatte: Der „Aufbau des Sozialismus“ in der DDR sollte nun stattfi nden. „Planmäßiger Aufbau des Sozialismus“ Nachdem die SED ihre Herrschaft gesichert hatte, beschloss sie auf einer Parteikonferenz im Juli 1952 den „planmäßigen Aufbau des Sozialismus“. Er sollte Wirtschaft und Gesellschaft der DDR grundlegend umformen. Das Programm sah vor: • weitere Zentralisierung der Staatsmacht (Auflösung der Länder, Aufhebung der Selbstverwaltung der Kommunen), Ausbau von Partei und Sicherheitsorganen, massive Verbreitung der SED-Ideologie durch die Medien; • Ausbau der „Volkseigenen Betriebe“ (VEB), deren Anteil an der industriellen Produktion bereits rund 80 Prozent betrug; Enteignung und politische Verfolgung der bürgerlichen Mittelschichten, die als private Unternehmer, kleine Handelund Gewerbetreibende eine wichtige Stütze für die ostdeutsche Wirtschaft bildeten; durch eine extrem hohe Besteuerung und bürokratische Gängeleien wurde ihre berufl iche Existenz vielfach vernichtet; • einseitige Förderung der Schwerindustrie und der Rüstungsproduktion ohne Rücksicht auf die wachsenden Versorgungsengpässe für die Bevölkerung, dazu eine Erhöhung der geforderten Arbeitsleistung; • forcierte Kollektivierung der Landwirtschaft; durch extrem hohe Ablieferungsverpfl ichtungen wurden selbstständige Bauern in „Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften“ (LPG) gezwungen; • rascher Aufbau von „nationalen Streitkräften“, fi nanziert durch Steuererhöhungen und Einsparungen im sozialen Bereich. Die SED verstärkte auch den Druck auf die evangelische Kirche, die sie für eine weltanschauliche Konkurrenz hielt. Deren Nachwuchsorganisation „Junge Gemeinde“ wurde als „politisch-ideologisch“ verboten. Der Religionsunterricht an den Schulen wurde abgeschafft. Nach der Entnazifi zierung, der Bodenreform und der „Gleichschaltung“ der politischen Kräfte bedeuteten diese Maßnahmen einen weiteren, radikalen Eingriff in die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen. Die Krise von 1953 Im Jahr 1952 nahm das SED-Regime auf Anordnung Moskaus die Aufstellung regulärer DDR-Truppen vor. Mitte 1953 waren etwa 130 000 Soldaten einsatzbereit. Diese Militarisierung belastete die Wirtschaft enorm. Zwar gelang es in einigen Industriezweigen, das Vorkriegsniveau wieder zu erreichen und zu übertreffen; * Siehe Seite 419. i „Von den Sowjetmenschen lernen heißt siegen lernen ...“ Propagandaplakat, um 1952. Das sowjetische Originalplakat zeigt den Stalinpreisträger A. Tschutkich. Nu r z u P üf zw ck en Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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