| Volltext anzeigen | |
7.1 Die Europäische Union – „in Vielfalt geeint“? 213 den, da hierfür Einstimmigkeit erforderlich ist. Stattdessen beruht die Zusammenarbeit auf einem neuen zwischenstaatlichen Vertrag. Die Schuldenkrise hat die EWU vor die schwerste Belastungsprobe seit ihrer Gründung gestellt. Nachdem die griechische Regierung das wahre Ausmaß der Staatsverschuldung ihres Landes offen gelegt hatte, ist es zu einem starken Anstieg der Zinsdifferenzen der Staatsanleihen der EWU-Mitgliedsländer gekommen. Die Renditen, die der Markt für die Abnahme von Staatsanleihen Griechenlands, Irlands, Portugals und Spaniens verlangt, sind darauf auf Niveaus gestiegen, die die zukünftige Finanzierung der Verschuldung dieser Länder ungewiss erscheinen ließ. Die Krise hat Schwächen in der Konstruktion der europäischen Währungsunion offen gelegt, die weitergehende Reformen der EWU notwendig machen. In Griechenland, Spanien, Italien und Portugal sind die Preise für Exportgüter seit den ersten Tagen der Währungsunion stark gestiegen, und zwar deutlich stärker als in den anderen Euroländern. Das bedeutet: Die Südeuropäer konnten ihre Erzeugnisse in der Eurozone immer schwerer verkaufen, während Länder wie Deutschland, Finnland und Österreich glänzende Auslandsgeschäfte machten. Innerhalb der europäischen Währungsunion ist das Problem für die betroffenen Länder nur schwer zu lösen. Denn: • es gibt keinen Ausgleich über den Wechselkurs. Normalerweise würde die Währung eines Landes mit wirtschaftlichen Problemen und Exportschwäche gegenüber der Währung einer boomenden Exportnation abwerten – aus einem einfachen Grund: Das eine Zahlungsmittel ist international gefragt, das andere weniger. Dadurch aber würden die Produkte (und auch die Dienstleistungsangebote, zum Beispiel im Tourismussektor) für Kunden aus dem Ausland erschwinglicher, was den Export gewissermaßen automatisch belebt. Zugleich würden die Importe teurer. Unter den Euroländern gibt es jedoch keine Wechselkurse mehr – also auch keine Abund Aufwertung. • es gibt keine eigenständige Geldpolitik. Eine nationale Zentralbank – wie früher die Deutsche Bundesbank – orientiert sich bei ihren geldpolitischen Entscheidungen im Regelfall auch an der jeweiligen konjunkturellen Situation im Land: Boomt die Wirtschaft, werden die Leitzinsen zumeist herauf gesetzt, um den Anstieg der Preise in Grenzen zu halten. Schwächelt die Wirtschaft, können die Zinsen gesenkt werden, was tendenziell die Investitionsbereitschaft der Unternehmen erhöht und die Konjunktur wieder ankurbelt. Krise der europäischen Währungsunion M 7 – M 11 Was wir wissen Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt m de s C .C .B uc hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
|
» Zur Flash-Version des Livebooks | |