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Das Ende der Antike: die Verwandlung der Mittelmeerwelt 101 Das wichtigste Ziel Justinians war die Rückeroberung der westlichen Teile des alten Römischen Reiches. Im Zuge der Völkerwanderung war dort eine Reihe unabhängiger germanischer Reiche entstanden. Diese Gebiete wollte Justinian nun wieder unter seine direkte Kontrolle bringen. Die Voraussetzung dafür bot die Schwäche der germanischen Reiche. Fast alle hatten mit inneren Konflikten zwischen der germanischen Minderund der römischen Mehrheit ihrer Bevölkerung zu kämpfen. Hinzu kam die Rivalität der germanischen Reiche untereinander, die sie daran hinderte, sich gemeinsam zu verteidigen. Dies nutzte Justinian, um zunächst 534/35 das Vandalenreich zu zerschlagen und Nordafrika wieder zu einer römischen Provinz zu machen. Anschließend wurde zwischen 535 und 553 Italien von den Ostgoten zurückerobert und 552 konnten die Feldherren Justinians sogar die Südküste des von den Westgoten beherrschten Spaniens besetzen. Damit war Justinian die Rückgewinnung wichtiger Kernländer des ehemaligen Weströmischen Reiches gelungen. Der Preis für diese Erfolge war allerdings hoch: Italien war durch den langjährigen Krieg gegen die Ostgoten völlig verarmt und verwüstet. Auch den übrigen Gebieten des Oströmischen Reiches ging es wegen der hohen Kosten der Kriege wirtschaftlich schlecht. Zugunsten der Rückeroberungspolitik im Westen hatte Justinian außerdem die Verteidigung der Nordund Ostgrenzen vernachlässigt. Im Osten führte dies dazu, dass sich Justinian den Frieden mit dem Perserreich der Sassaniden nur noch durch immer weiter steigende Geldzahlungen erkaufen konnte. Im Norden gingen die Balkangebiete allmählich an die über die Donau vordringenden Slawen und Bulgaren verloren. Die Konsequenz war das Ende der Rückeroberungspolitik nach dem Tod Justinians im Jahre 565. Die eroberten Gebiete im Westen gingen zumeist schnell wieder verloren. Nur Teile Italiens mit Rom und Ravenna sowie Karthago in Nordafrika blieben längerfristig unter oströmischer Herrschaft. Norditalien wurde schon 568 von den germanischen Langobarden erobert. Die Gründung des Langobardenreiches markiert den Schlusspunkt der germanischen Völkerwanderung. Justinians Nachfolger mussten ihre ganze Aufmerksamkeit der Verteidigung der Nordund Ostgrenzen widmen. Ihre Herrschaft konzentrierte sich zunehmend auf Konstantinopel und den Osten des Mittelmeerraums. Das westliche Mittelmeer hatte für sie keine große Bedeutung mehr. Aus der Osthälfte des ehemaligen Römischen Reiches entwickelte sich ein neuartiger Staat, der als Byzantinisches Reich bezeichnet wird und bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Türken im Jahre 1453 Bestand hatte. Mosaik aus der Kirche St. Apollinare Nuovo in Ravenna, Anfang des 6. Jahrhunderts. Das Mosaik zeigt den Palast des Ostgotenkönigs Theoderich in Ravenna. Ursprünglich war zwischen den Säulen der König mit seiner Familie und seinen Mitarbeitern abgebildet. Nach der Rückeroberung Italiens durch Kaiser Justinian wurden die Bildnisse entfernt und durch Vorhänge ersetzt. Die Rückeroberung des Westens Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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