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143 Alles so schön einfach hier! Benjamin, selbst langjähriger Soapfan und Mitarbeiter der Schülerzeitung, fragte die Psychologin Monika Weiderer, warum Marienhof, GZSZ und Co. derart großen Erfolg bei Jugendlichen haben. A3 Erkläre, was die Jugendlichen an Soaps so inte ressiert und worin die Gefahren liegen. 5 10 15 20 25 30 35 Medienwelten Benjamin: Frau Weiderer, warum schauen so vie le Ju gendliche Soaps? Monika Weiderer: Ein Grund ist sicher, dass es in ihnen vorwiegend um Gefühle geht. In den Soaps können Ju gendliche das nacherleben, was oft im eigenen Le ben kaum noch vorhanden ist: große Gefühle. Hinzu kommt, dass sie diese großen Gefühle bequem wieder ausschalten können. Der Druck auf die Fernbedienung reicht, die Gefühle auszuknipsen, wenn sie einem zu nahegehen. Das geht im eigenen Leben nicht. Benjamin: Viele Fans tun so, als ob die Soap-Figuren ihre besten Freunde wären, obwohl die Schauspieler die Zuschauer ja gar nicht kennen. Wie erklären Sie das? Monika Weiderer: Ein solches Vertrauen ent steht, weil die Figuren regelmäßig auf dem Bildschirm erscheinen und für den Fan da mit fast zu Freunden werden. Man kennt ihre Leiden besser als die des Nachbarn. Da durch entsteht der Eindruck beim Fan, er stünde mit den Serienhelden in einer zwischenmenschlichen Beziehung. Benjamin: Eltern, Lehrer und Politiker weisen häufig auf Gefahren hin, die hoher Fernsehkonsum mit sich bringt. Sind Soaps gefährlich? Monika Weiderer: Jugendliche könnten versuchen, die im Fernsehen vorgelebten Ideen und Verhaltensweisen auf das reale Leben zu übertragen. Ihre Versuche, die Serienhelden nachzuahmen, sind aber zum Scheitern verurteilt, denn die eigene Lebenswirklichkeit ist unendlich viel komplizierter und un vorhersehbarer! nach Peter Süß/Gabriele Kosack, S. 62-65 Wie kommt die Seife in die Oper? Seifenopern gibt es schon wesentlich länger, als wir in die Glotze gucken. Die erste hieß Ma Perkins und startete 1933 im amerikanischen Radio. Ein Manager des Waschmittelkonzerns Procter & Gamble hatte seine Frau beim Abwasch beobachtet. Die Arme spülte gerade – wie üblich ohne seine geschätzte Hilfe – das Frühstücksgeschirr und stellte dabei automatisch das Radio an, um sich abzulenken. Die ewigen Werbespots fand sie allerdings eher lästig. Der Manager [...] hatte plötzlich eine Idee: Wie wäre es, wenn man Reklame für Waschpulver und Seife durch kleine Spielhandlungen aufpeppen würde? Denn was bindet – so dachte der Manager – eine ge plagte Hausfrau besser an nerv tötende Werbespots als eine Fortsetzungsserie mit Situations komik, Schick salsschlägen und Liebesgeschichten? [...] Schnell entstand der entsprechende Name für jene neue Art von Endlosgeschichten im Radio: Soap Opera. Seife wie in Waschmittel – klar. Aber warum Oper? Nun, es muss in jedem Fall ähnlich hochdramatisch [...] zugehen wie in einer Oper, wo die beiden Hauptdarsteller in der Regel unglükklich in ein ander verliebt sind und sich erst ganz am Schluss [...] kriegen dürfen – oder auch nicht. Dann wird es be son ders tragisch, nämlich wenn einer stirbt, nicht ohne vorher noch ein langes, trauriges Ab schieds lied zum Da hin schmelzen gesungen zu haben. Die Zu schauer sind gerührt und schluchzen in ihre Taschentücher. Genau diesen Effekt wollten die Erfinder der Soap Opera auch. Und das am liebs ten jeden Tag in neuen Variationen, damit die Hausfrau wieder einschaltet und neben der Fortsetzung der rührenden Geschichten der Wasch mittelwerbung lauscht. nach Peter Süß/Gabriele Kosack, S. 46-49 A4 Fasse die Geschichte der Seifenoper mit eigenen Worten zusammen. 6645_1_4_2014_kap 4_layout 4 21.10.16 11:30 Seite 143 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge tu m d es C .C .B uc hn V er la gs | |
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