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163 Natur – schön und bedrohlich Marcel Pagnol berichtet in seinem Buch Eine Kindheit in der Provence, wie er sich als Junge in der einsamen Bergwelt der Provence verirrt. Diese Schlucht war genau wie die andere ein Dickicht von Sträuchern, besonders Sandelbäume und Rosma rin. Die Pflanzen hier schienen älter als alle, die ich bisher gesehen hatte; ich bewunderte einen Busch, der so hoch und breit war, dass er wie eine gotische Kapelle aussah, und Rosmarinstauden, die größer waren als ich. Wenig Leben gab es in dieser Einöde. Eine Grille zirpte matt, und drei oder vier himmelblaue Fliegen folgten mir unermüdlich und brummten wie schlecht gelaunte Erwachsene. Plötzlich glitt ein Schatten über das Buschholz. Ich hob den Kopf und sah den Kondor. Er war vom Zenit heruntergekommen und kreiste majestätisch. Die Spann weite seiner Flügel war sicher zweimal so groß wie die meiner ausgebreiteten Arme. Er entfernte sich nach links. Ich dachte, er sei aus bloßer Neugierde heruntergekommen, um einen Blick auf den Eindring ling zu werfen, der es gewagt hatte, sich in seinem Königreich zu zeigen. Aber ich sah ihn in einer großen Kurve auf meiner rechten Seite wieder auftauchen und stellte mit Schrecken fest, dass er einen Kreis zog, dessen Mittelpunkt ich war, und dass dieser Kreis immer enger und niedriger wurde. [...] Ich suchte mit den Augen – die er mir mit seinem gebogenen Schnabel aushacken wollte – eine Zu flucht. Welches Glück! Zwanzig Meter vor mir öffnete sich die Felswand in einem Spitzbogen. Ich hielt mein Messer in die Höhe, und während ich den Vogel mit angsterstickter Stimme beschimpfte, suchte ich in höchster Not das rettende Obdach zu erreichen. Marcel Pagnol, S. 52-54 A3 Gliedere den Text in Abschnitte und formuliere Überschriften. Wie wird Natur jeweils wahrgenommen? Schreibe die Geschichte zu Ende. 5 10 15 20 25 30 Im Norden geht die Sonne auf Seit Mitte der 1990er-Jahre wird in regelmäßigen Ab stän den für die Studie Jugend Report Natur das Wissen von Kindern und Jugendlichen im Alter von 11 bis 15 Jahren über Natur getestet – so auch wieder im Jahr 2010: Was dabei heraus kam, ist nur auf den ersten Blick lustig: So wussten nur sechs Prozent, dass das Junge vom Hirsch mit einem Reh nur entfernt verwandt ist und Kalb heißt – weder Rehkids noch Rehkitz, aber auch nicht Hirschling oder Bambi, wie tatsächlich einige antworteten. Auch legen Hühner danach im Durchschnitt 3,1 Eier pro Tag – bis zu elf, glauben manche. Und auf die Frage, wie die Früchte der Rose heißen, blieben sogar neun von zehn Kindern die richtige Antwort „Hagebutte“ schuldig. […] Für viele Kinder geht die Sonne im Norden auf. Oder doch im Süden? Oder eher im Westen? Nur knapp 60 Prozent der Elfbis 15-Jährigen wussten mit „Os ten“ die richtige Antwort […]. Demnach haben Kühe oft auch deutlich mehr als vier Zitzen. Und nur ein Fünftel der Kinder wusste, dass Milchvieh keine H-Milch im Euter hat. […] „Was für viele früher selbstverständlich war, nämlich im Sommer auf dem Bauernhof zu helfen oder selbst im Garten zu arbeiten, fällt heute unter die Rubrik exotisch“, sagte i.m.a.-Präsident [i.m.a. ist der Verein „information.medien.agrar“] Gerd Sonnleitner dazu. […] Landkinder schnitten bei der Befragung übrigens nicht besser ab als Stadtkinder. Und begleitende Umfragen von Marburger Studenten ließen ähnliche Tendenzen auch unter Erwachsenen erkennen. nach dpa in: der tagesspiegel, 10.06.2010 A4 a) Warum wissen die Jugendlichen so wenig über die Natur? Sammelt Gründe. b) Beantwortet selbst die Fragen des „Jugend report Natur“ (im Internet unter http:// wanderforschung.de/files/dreifachfrage bogen091268153426.pdf). Was ist leicht zu beantworten, wo habt ihr Schwierigkeiten? Diskutiert die Ergebnisse. Natur und Tiere 5 10 15 20 25 Ja! Ne in ! 6645_1_4_2014_kap 5_layout 4 21.10.16 11:41 Seite 163 Nu r z u Pr üf zw ck n Ei ge nt um d es C .C .B uc h r V er la gs | |
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