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113 5 10 15 20 25 30 Q3 Gewalttaten sowjetischer Soldaten Der Bauer Karl Tiffert aus Lossen in Niederschlesien erinnert sich sieben Jahre nach Kriegsende an den Einfall der sowjetischen Armee: Am 4. Februar 1945, Sonntag, nachdem die Russen über die Oder gesetzt waren, kam es in und um Lossen zu Gefechten […]. Als die ersten russischen Panzer mit Infanterie ankamen, waren wir sofort Uhren, Ringe und andere Sachen los. Kurz darauf kam Infanterie an, und da war der Teufel los. Sofort wurden die ersten Frauen vergewaltigt, von Kindern von 12 Jahren bis zur Greisin über 80 Jahre, was ich selbst aus nächster Nähe gesehen habe. Mein zweites Dienstmädchen, Helene T., wurde von den Russen dreizehnmal hintereinander gebraucht. […] Setzte sich ein Mann für sie ein, wurde er erschossen oder erschlagen. […] Es gab fast keine Frau, die nicht geschändet wurde. Eine Greisin, Frau Rahn, viermal gebraucht. Frau Schneidermeister Pfeifer aus Jeschen erhängte aus Verzweifl ung ihre drei Kinder im Alter von acht bis dreizehn Jahren und sich dann selbst. Aus dem Dorf Jeschen wurden fast restlos alle männlichen Personen verschleppt und sind verschollen, ebenso aus Lossen, die da waren. Die meisten sind verschollen. […] Das Vieh war im Ganzen in einigen Stunden alles raus, sodass alle Wirtschaften bis auf einige Katzen leerstanden. Sämtliches Inventar wurde demoliert. Die evangelische Kirche war total ausgeräumt, in der katholischen Tabernakel1 erbrochen und sämtliche kirchlichen Sachen lagen verstreut im Park und Dorf im Dreck. Viele Gebäude angezündet. Zitiert nach: Theodor Schieder (Hrsg.): Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa, Bd. I/1: Die Vertreibung der Deutschen aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße, Bonn 1954, S. 432 1 Tabernakel: Dort sind in katholischen Kirchen die geweihten Hostien aufbewahrt. 1. Beschreibe mithilfe des Fotos Q2 die Atmosphäre, in der sich die Besetzung des Frankfurter Stadtgebietes abgespielt hat. 2. Die Gewalttaten sowjetischer Soldaten wurden zum Teil mit den deutschen Gräueltaten an der Zivilbevölkerung anderer Staaten entschuldigt. Nehmt Stellung dazu (Q3). 3. Erläutere, inwiefern Hitlers veränderte Denkweise immer noch seiner Rassentheorie entsprach (Q4). 4. Nenne Argumente gegen Hitlers Standpunkt (Q4). 5. Forsche nach Berichten über die letzten Kriegstage in deiner Heimatgemeinde. 6. Informiere dich über die Zahl der Kriegsopfer in den beteiligten Ländern. Unterscheide zwischen Soldaten und zivilen Opfern. 7. Siehst du den 8. Mai 1945 für die Deutschen als Tag der Besatzung durch feindliche Mächte oder als Tag der Befreiung von der Naziherrschaft? Begründe. Q2 Besetzung Frankfurts durch GIs der 5. US-Division Foto vom 29. März 1945, aufgenommen in der Berger Straße. Internettipp: www.hdg.de/lemo/html/ Nachkriegsjahre/DasEnde AlsAnfang/index.html Lesetipp: Karl Bruckner: Sadako will leben, Wien 1961 (Die 4-jährige Sadako überlebt die Atombombenexplosion über Hiroshima. Das Buch schildert, wie das Mädchen danach den schmerzlichen Alltag zu meistern versucht.) Q4 Hitlers geänderte Einstellung zu „seinem Volk“ In seinen Erinnerungen schreibt Heinz Guderian, zeitweiliger Chef des Generalstabs des Heeres, über Hitlers Denkweise am Kriegsende: Wenn der Krieg verlorengeht, wird auch das Volk verloren sein. Dieses Schicksal ist unabwendbar. Es ist nicht notwendig, auf die Grundlagen, die das Volk zu einem primitiven Weiterleben braucht, Rücksicht zu nehmen. Im Gegenteil ist es besser, selbst diese Dinge zu zerstören, denn das Volk hätte sich als das schwächere erwiesen und dem stärkeren Ostvolk gehöre dann ausschließlich die Zukunft. Was nach dem Kampf übrigbleibt, sind ohnehin nur die Minderwertigen, denn die Guten sind gefallen. Zitiert nach: Walther Hofer (Hrsg.): Der Nationalsozialismus. Dokumente 1933-1945, Frankfurt a. M. 502011, S. 260 5 10 4544_1_1_2013_058_119_kap02.indd 113 10.04.14 08:31 Nu r z u Pr üf zw ck n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn r V er la gs | |
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