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109Schreiben: Überprüfen und Sichern Erlebte Zeitgeschichte 1. Lesen Sie den folgenden Text von Max Frisch und erläutern Sie, inwieweit die Überschrift bei der Deutung des Textes hilft. Max Frisch Szene in Berlin, Sommer 1945 Jemand berichtet aus Berlin: Ein Dutzend verwahrloste Gefangene, geführt von einem russischen Soldaten, gehen durch eine Straße; vermutlich kommen sie aus einem fernen Lager, und der junge Russe muss sie irgendwohin zur Arbeit führen oder, wie man sagt, zum Einsatz. Irgendwohin; sie wissen nichts über ihre Zukunft; es sind Gespens ter, wie man sie allenthalben sehen kann. Plötzlich geschieht es, dass eine Frau, die zufällig aus einer Ruine kommt, aufschreit und über die Straße heranläuft, einen der Gefangenen umarmt – das Trüpplein muss stehen bleiben, und auch der Soldat begreift natürlich, was sich ereignet hat; er tritt zu dem Gefangenen, der die Schluchzende im Arm hält, und fragt: „Deine Frau?“ „Ja-.“ Dann fragt er die Frau: „Dein Mann?“ „Ja-.“ Dann deutet er ihnen mit der Hand: „Weg – laufen, laufen – weg!“ Sie können es nicht glauben, bleiben stehen; der Russe marschiert weiter mit den elf anderen, bis er, einige hundert Meter später, einem Passanten winkt und ihn mit der Maschinenpistole zwingt, einzutreten: damit das Dutzend, das der Staat von ihm verlangt, wieder voll ist. 2. Verfassen Sie eine alternative Überschrift. Vergleichen Sie Ihre Überschriften an schließend in der Klasse. 3. Entwickeln Sie in kleinen Gruppen eine Interpretationsskizze zum Text von Max Frisch auf der Basis der in Aufgabe 5 auf Seite 100 erstellten Mind-Map. 4. Arbeiten Sie mit einem Partner zusammen und erstellen Sie in Ihrem Heft eine Tabelle mit drei Spalten und der Überschrift „Der russische Soldat“. Sammeln Sie in der ersten Spalte alle Informationen, die im Text zum Soldaten gegeben werden. Reduzieren Sie in der zweiten Spalte das Verhalten des Russen auf zwei Handlungen und fassen Sie diese knapp zusammen. Formulieren Sie in der dritten Spalte mögliche Gründe für sein Vorgehen. Nehmen Sie dabei nur solche Gründe auf, die nicht im Widerspruch zu der im Text angelegten Figur stehen. 5. Interpretieren Sie Max Frischs kurzen Prosatext schriftlich. Stützen Sie Ihre Gliederung auf die in Aufgabe 3 entwickelte Interpretationsskizze. 6. Ergänzen Sie den Text von Max Frisch durch einen inneren Monolog des russischen Soldaten, den Sie nach dem Satz „der Russe marschiert weiter mit den elf anderen“ (Z. 17f.) einfügen. 5 10 15 20 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt u d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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