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181Umgang mit Texten und Medien: Das Zeitalter der Aufklärung als Grundlage des Sturm und Drang verstehen 1784 – Weltgeschichte: Fehlanzeige machen? Wenn ich bei dir bin, zerschmilzt meine Vernunft in einen Blick – in einen Traum von dir, wenn ich weg bin, und du hast noch eine Klugheit neben deiner Liebe? – Schäme dich! Jeder Augenblick, den du an diesen Kummer verlorst, war deinem Jüngling gestohlen. […] Wer kann den Bund zweier Herzen lösen oder die Töne eines Akkords auseinanderreißen? – Ich bin ein Edelmann – Lass doch sehen, ob mein Adelbrief älter ist als der Riss zum unendlichen Weltall? oder mein Wappen gültiger als die Handschrift des Himmels in Luisens Augen: Dieses Weib ist für diesen Mann? – Ich bin des Präsidenten Sohn. Eben darum. Wer, als die Liebe, kann mir die Flüche versüßen, die mir der Landeswucher meines Vaters vermachen wird? LUISE: O wie sehr fürcht’ ich ihn – diesen Vater! FERDINAND: Ich fürchte nichts – nichts – als die Grenzen deiner Liebe. Lass auch Hindernisse wie Gebirge zwischen uns treten, ich will sie für Treppen nehmen und drüber hin in Luisens Arme fliegen. Die Stürme des widrigen Schicksals sollen meine Empfindung emporblasen, Gefahren werden meine Luise nur reizender machen. – Also nichts mehr von Furcht, meine Liebe. Ich selbst – ich will über dir wachen, wie der Zauberdrach über unterirdischem Golde – Mir vertraue dich! Du brauchst keinen Engel mehr – Ich will mich zwischen dich und das Schicksal werfen – empfangen für dich jede Wunde – auffassen für dich jeden Tropfen aus dem Becher der Freude – dir ihn bringen in der Schale der Liebe. (Sie zärtlich umfassend.) An diesem Arm soll meine Luise durchs Leben hüpfen; schöner, als er dich von sich ließ, soll der Himmel dich wieder haben und mit Verwunderung eingestehn, dass nur die Liebe die letzte Hand an die Seelen legte – 3. Sowohl Luise als auch Ferdinand thematisieren die Aufhebung der Standes schranken. Arbeiten Sie die wesentlichen Unterschiede heraus. Ferdinand ist bereit, seine Liebe über alle gesellschaftlichen Konsequenzen zu stellen. Als er aufgrund der Intrigen, die sein Vater und dessen Helfer anzetteln, an Luises Liebe zweifeln muss, folgt er dennoch nicht den Auswegen, die sein adeliger Stand ihm erlaubt, sondern seinem Gefühl: Er vergiftet Luise und sich selbst. Im Tod erst erkennt er Luises Unschuld. 35 40 45 50 55 60 Thalia-Theater, Hamburg, 2002 ➝ 6 K abale und L ieb e Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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