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510 15 20 Herlinde Koelbl Die Wahrheit in Zeiten der Digitalisierung In der digitalen Welt ohne bleibende Negative gibt es keine nachweisbare Wahrheit mehr. Was bleibt, ist nur die subjektive Wahrheit des Fotografen, und die richtet sich nach seinem Wertesystem. Deshalb ist es wichtig, einen eigenen Standpunkt zu finden, diesen ständig zu überprüfen und von ihm aus die Dinge einzuordnen und zu beurteilen. Natürlich wurde auch früher schon gemogelt, ganz ohne Computer, nur war es schwieriger. Immer schon wurde Geschichte in Bildern verändert und korrigiert. Wenn in der Sowjetunion unter Stalin Politiker in Ungnade fielen, wurden sie einfach per Retusche entfernt. In der Modeund Beautyfotografie wurde die digitale Retusche gar zur Kunst erhoben. Models werden gestreckt, Taillen verschmälert, Busen gerundet, Kleider geschönt, Hintergründe ausgetauscht und Perspektiven verschoben. Es gibt kaum noch ein Bild, das nicht bearbeitet wurde. Eine artifizielle Wirklichkeit wird kreiert. Und natürlich erscheint auch in der Dokumentarfotografie die Welt nicht mehr, wie sie wirklich ist. Es ist ein schleichender Vorgang, störende Elemente werden wegretuschiert, manchmal sogar Situationen verfälscht. Die Spezialisten für Composing und Retusche, die einst mit Pinsel, Farbe und Schere Hand anlegen mussten, arbeiten heute am Computer. Die Veränderung eines Bildes, die früher Stunden oder Tage dauerte, ist jetzt mit wenigen Mausklicks möglich. 11. Erläutern Sie, wie und warum sich die Bedeutung des Begriffs Wahrheit im Zeitalter der Digitalisierung verändert. 12. Untersuchen Sie anhand von Beispielen, inwiefern die Werbung von den Möglichkeiten der Digitalisierung Gebrauch macht. 13. Erarbeiten Sie in kleinen Gruppen einen Verhaltenskodex für Berufe, die im Bereich der Fotografie und der Bilddigitalisierung tätig sind. Durch die Möglichkeiten digitaler Fotografie kann die Wirklichkeit so verändert werden, dass die Manipulation für den Betrachter nicht zu erkennen ist. Es ist deshalb ratsam, die Aussagen von Bildern nicht mehr grundsätzlich als Abbild der Wirklichkeit und damit als Wahrheit zu betrachten. 211Umgang mit Texten und Medien: Mediale Darstellungen untersuchen Zwischen Inszenierung und Information Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C . B uc hn er V er la gs | |
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