Volltext anzeigen | |
In diesem Kapitel erwerben Sie die Kompetenz, • die Hintergründe und Inhalte der NS-Ideologie und deren Umsetzung in die Praxis zu erläutern und zu beurteilen, • Anpassung und Widerstand im nationalsozialistischen Deutschland zu analysieren und charakterisieren, • zur Aufarbeitung von Schuld und Verantwortung nach 1945 Stellung zu nehmen. Zur Methoden-Kompetenz siehe Seite 320 bis 322 („Essay“) und Seite 331 bis 334 („Historischer Spielfi lm“). Zum Kompetenzerwerb im Hinblick auf Deutungen des deutschen Selbstverständnisses im 19. und 20. Jahrhundert lesen Sie Seite 347 bis 351 („Deutschlands Weg in den Nationalsozialismus – ein Sonderweg?“). Die Nationalsozialisten gestalteten nach der „Machtergreifung“ 1933 das öffentliche Leben grundlegend um – bis hin zu alltäglichen Gesten. Durch den Hitlergruß sollte die Bevölkerung ihr Einverständnis mit dem Regime ebenso bekunden wie durch das Hissen der Hakenkreuzfahne. Die Deutschen sollten eine „Volksgemeinschaft“ bilden und dem „Führer“ Adolf Hitler dienen. Eindrucksvolle Massenveranstaltungen inszenierten nationale Größe und den Führerkult. „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ war die Parole, nach der ab 1933 der Rechtsstaat und die Gewaltenteilung abgeschafft und der Einparteienstaat errichtet wurde. Die „Gleichschaltung“ 1933/34 beendete die Selbstständigkeit von Ländern, Organisationen und Behörden, staatlich kontrollierte Medien lenkten die öffentliche Meinung. Die Grundrechte des Einzelnen wurden nicht anerkannt, oppositionelle Parteien und Zeitungen verboten. In den Jugendorganisationen der NSDAP wurden Jungen und Mädchen zu treuen und willigen Gefolgsleuten des „Führers“ bzw. treusorgenden Müttern erzogen. Kennzeichen des Nationalsozialismus und seiner Ideologie waren der Antisemitismus und eine Rassenlehre, die sich mit der Vorstellung vom „notwendigen Kampf der Rasse um Lebensraum“ vermischte. Was mit einem radikaler werdenden Antisemitismus in den 1920er-Jahren begann, mündete in eine rücksichtslose und menschenverachtende Ausgrenzung und Vertreibung von Andersdenkenden und „Rassefeinden“. Ihren grausamen Höhepunkt erreichte die NS-Herrschaft mit dem Holocaust (Shoa), der sich bereits in den „Nürnberger Gesetzen“ von 1935 und dem „Novemberpogrom“ vom 9. auf den 10. November 1938 angekündigt hatte: die systematische Verfolgung und Ermordung von Millionen europäischer Juden in den Konzentrationsund Vernichtungslagern. Der am 1. September 1939 begonnene Zweite Weltkrieg war die Konsequenz der auf dieser Ideologie basierenden NS-Außenpolitik, die von der Revision des Versailler Vertrages ausging und auf Eroberung und Unterwerfung anderer Völker zielte. Gegen Krieg, NS-Herrschaft sowie die Judenverfolgung, die spätestens im Zweiten Weltkrieg zum „offenen Geheimnis“ wurde, regte sich zwar kein breiter Widerstand; die „Weiße Rose“, die Verantwortlichen des Attentats vom 20. Juli 1944, der Widerstand aus den Kirchen und der Arbeiterbewegung, die vielfältigen Formen der Ablehnung im Alltag, unangepasstes Verhalten oder Hilfe für die Verfolgten zeigen jedoch, dass nicht alle das Regime akzeptierten. Beendet wurde die NS-Diktatur erst durch die militärische Niederlage und die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945. Die zerstörten deutschen Städte waren nach Kriegsende das sichtbare Ergebnis der nationalsozialistischen Eroberungsund Vernichtungspolitik. Dennoch stand noch bis in die 1960er-Jahre ein großer Teil der Deutschen dem Nationalsozialismus positiv gegenüber. Vergessen und Verdrängen der nationalsozialistischen Vergangenheit überwogen. Vor allem fi el den meisten das Eingeständnis sehr schwer, dass die Zustimmung der Deutschen zum NS-Regime vorherrschend gewesen war, unangepasstes Verhalten oder gar Widerstand hingegen selten. Auf einen Blick Wichtige Namen • Winston Churchill • Adolf Eichmann • Georg Elser • Joseph Goebbels • Reinhard Heydrich • Heinrich Himmler • Adolf Hitler • Helmuth James Graf von Moltke • Benito Mussolini • Franklin D. Roosevelt • Hans und Sophie Scholl • Josef W. Stalin • Claus Schenk Graf von Stauffenberg • Harry S. Truman Wichtige Begriffe • Anti-Hitler-Koalition • Antikominternpakt • Antisemitismus • Bedingungslose Kapitulation • „Drittes Reich“ • Einparteienstaat • „Endlösung der Judenfrage“ • „Ermächtigungsgesetz“ • Euthanasie • Führerprinzip • „Gleichschaltung“ • „Hitler-Stalin-Pakt“ • Holocaust (Shoa) • Konzentrationsund Vernichtungslager • Kreisauer Kreis • Lebensraumpolitik • Nationalsozialismus • „Novemberpogrom“ • „Nürnberger Gesetze“ • Nürnberger Prozess • „Machtergreifung“ • Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) • „Rote Kapelle“ • Schutzstaffel (SS) • Sozialdarwinismus • Sturmabteilung (SA) • Völkermord • „Volksgemeinschaft“ • Wannsee-Konferenz • Warschauer Ghettoaufstand • Wehrmacht • „Weiße Rose“ • Widerstand • Zweiter Weltkrieg 263 32015_1_1_2015_Kap3_260-351.indd 263 01.04.15 11:00 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C . B uc hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |