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279 Herrschaft und Propaganda Herrschaft und Propaganda „Volksaufklärung“ Die wirkungsvollste Form, die Gesellschaft nachhaltig zu beeinfl ussen, sah Hitler in der Propaganda. Sein „Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda“, Joseph Goebbels, schaltete Presse, Film und Rundfunk weitgehend gleich. Goebbels ließ zunehmend nur noch Informationen in Rundfunk und Presse verbreiten, die sein Ministerium für die Veröffentlichung freigab. Unerwünschte Presseorgane wurden zeitweise oder auf Dauer verboten. Filme, Bücher, Illustrierte und Zeitschriften unterlagen der Zensur. Vor allem den Rundfunk setzte Goebbels für seine Propaganda ein. „Volksempfänger“ waren für jeden erschwinglich und wurden zum Kauf empfohlen. Das Hören ausländischer Sender war hingegen verboten und gegen Ende des Krieges sogar mit der Todesstrafe bedroht. Die „Wochenschau“, die vor den viel besuchten Spielfi lmen ablief, wurde genau redigiert. Wie Goebbels selbst erklärt hatte, galt ein „neuer Begriff der Meinungs und Pressefreiheit“, der alle Berichterstattung an das „nationale und völkische Interesse“ band. Ein ausgeklügeltes Spitzelsystem, das ganz Deutschland überzog, diente nicht nur dem Aufspüren und der Ausschaltung von Regimegegnern, sondern auch der Erkundung der Volksstimmung. Dabei spielten die Blockwarte, zu deren Aufgaben die genaue Beobachtung der Bewohner der ihnen unterstellten Häuserblocks gehörte, eine wichtige Rolle. Gegenpropaganda sollte da einsetzen, wo sich Unzufriedenheit zeigte. „Wider den undeutschen Geist“ Auch Kultur und Kirche wurden „gleich geschaltet“. Christliche Feiertage wurden ihrer religiösen Bedeutung entkleidet und nach Belieben des Regimes umgedeutet. Weihnachten sollte sich aus einem Fest des Friedens zum Gedenktag der Wintersonnenwende, der Hoffnung des Wiedererstehens und der Freiheit Deutschlands entwickeln. Ein neuer Feierkultus entstand. Was echte Kulturgüter waren, legte die NSDAP fest: Rückbesinnung auf das germanische Erbe, die Verherrlichung der „arischen Rasse“ in allen Epochen der Geschichte. 1933 wurde zur Kontrolle des gesamten Kulturbetriebs die Reichskulturkammer eingerichtet. Jüdische Mitbürger, Marxisten und Pazifi sten verbannte die Partei als „Zerstörer arischen Erbes“ aus dem Kulturbetrieb. Am 10. Mai 1933 fanden in Berlin und anderen Universitätsstädten öffentliche Bücherverbrennungen statt. Wertvolle Kunstwerke, die nicht nationalsozialistischen Vorstellungen entsprachen, wurden als „entartete Kunst“ aus Museen und Galerien verbannt, beschlagnahmt, zerstört oder ins Ausland verkauft. 1937 wurde eine Auswahl eingezogener Kunstwerke zusammengestellt und als Wanderausstellung „Entartete Kunst“ in München und anderen Städten Deutschlands bei freiem Eintritt zur „Abschreckung“ gezeigt. Die betroffenen Künstler erhielten, soweit sie noch lebten und nicht emigriert waren, Ausstellungsund Arbeitsverbot. 1939 verbrannten die Nationalsozialisten in Berlin öffentlich 1 000 verfemte Kunstwerke. i Werbung für den Volksempfänger, 1936. Zwischen 1933 und 1941 stieg der Anteil der deutschen Haushalte mit Rundfunkgerät von 25 auf 65 Prozent. Joseph Goebbels (1897 1945): Chef-Ideologe des Nationalsozialismus und einer der führenden Politiker des „Dritten Reiches“, 1933 bis 1945 Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda und Präsident der Reichskulturkammer, beging am Kriegsende Selbstmord. 32015_1_1_2015_Kap3_260-351.indd 279 01.04.15 11:00 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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