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443Der 12. Oktober 1492 Der 12. Oktober 1492 Der 12. Oktober in Amerika und Spanien Im Bordbuch von Christoph Kolumbus heißt es unter dem Datum „11. und 12. Oktober“: „Wir kamen mit einer Stunden geschwindigkeit von 12 Seemeilen vorwärts und bis 2 Uhr morgens hatten wir 90 Seemeilen durchlaufen. Da die Karavelle ‚Pinta‘ schneller war als die anderen beiden Schiffe und mir vorgefahren war, so entdeckte man an Bord der ‚Pinta‘ zuerst das Land [...]. Als erster erspähte dieses Land ein Matrose, der Rodrigo da Triana hieß, wiewohl ich um 10 Uhr nachts vom Aufbau des Hinterschiffes aus ein Licht bemerkt hatte.“1 Anschließend wird weiter ausgeführt, dass Kolumbus das Licht als Anzeichen für nahe liegendes Land hielt. Folglich hätte er also als erster die unbekannte Insel gesehen. Die Nachricht von den Entdeckungen sprach sich nach seiner Rückkehr wie ein Lauffeuer in Europa herum. Obwohl von Anfang an die Bedeutung dieses Ereignisses allen bewusst war, wurde der Tag der Entdeckung für viele Jahrhunderte nicht gefeiert. Die Geschichte des 12. Oktober als Gedenkund Erinnerungstag (u M1 und M2) begann erst Ende des 18. Jahrhunderts. 1792 feierten italienische Einwanderer in den USA erstmals den „Columbus Day“. Sie gedachten dabei vor allem der Tatsache, dass es ein katho lischer Italiener gewesen war, der Amerika entdeckt hatte. Dies betonte, dass die Geschichte der USA eben nicht nur eine protestantisch-angelsächsische Wurzel hatte, sondern auch einen katholischsüdeuropäischen Ursprung. Im Jahre 1937 wurde der Kolumbus-Tag in den USA zu einem nationalen Feiertag erklärt. Seitdem feiern die US-Amerikaner jeden zweiten Montag im Oktober die erste Reise des genuesischen Seefahrers. Im Laufe der Zeit hat sich der Feiertag aber nicht nur von seinem festen Datum (dem 12. Oktober) gelöst, sondern sich auch seine Anbindung an die italoamerikanische Bevölkerung gelockert. Heute gilt der Tag als ein Fest der gesamten US-amerikanischen Nation. In Spanien und in Spanischamerika wurde viel später begonnen, den 12. Oktober zu feiern. Erst 1892 gab es in Spanien staatliche Gedenkveranstaltungen, und aus dieser Zeit stammen auch eine Reihe von Kolumbus-Denkmälern in Barcelona, Valladolid oder Madrid. Die Feier zur vierhundertsten Wiederkehr der ersten Kolumbus-Fahrt bedeutete aber noch nicht, dass der 12. Oktober zum nationalen Feiertag erklärt wurde. Dies geschah erst 1918, nachdem in Spanien und in Spanischamerika Initiativen entstanden waren, die einen gemeinsamen Feiertag für die „spanische Rasse“ bzw. das „Spaniertum“ forderten. So erklärten verschiedene hispanoamerikanische Staaten zwischen 1917 und 1928 den 12. Oktober zum Feiertag. Damit sollte der spanischen Kultur gedacht werden. Nur in Mexiko wurde von Beginn an betont, dass die zu feiernde „Rasse“ nicht die spanische, sondern die amerikanische sei. Diese – so die damalige Vorstellung – sei durch die Vermischung von Europäern, Indianern und Afrikanern entstanden. 1 Zitiert nach: Christoph Kolumbus, Bordbuch, Frankfurt am Main/Leipzig 2006, S. 42 f. i Lesezeichen mit der Darstellung der ersten Landung Kolumbus’ am 12. Oktober 1492. Das seidene Lesezeichen wurde auf der Weltausstellung in Chicago von 1893 gewebt. 32015_1_1_2015_Kap4_442-469.indd 443 01.04.15 11:04 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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