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453Der 27. Januar als Gedenktag Warnung vor den Gefahren von Hass, Intoleranz, Rassismus und Vorurteil dienen wird, 1. beschließt, dass die Vereinten Nationen den 27. Januar eines jeden Jahres zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklären werden; 2. fordert die Mitgliedstaaten nachdrücklich auf, Erziehungsprogramme zu erarbeiten, die die Lehren des Holocaust im Bewusstsein künftiger Generationen verankern werden, um verhindern zu helfen, dass es in der Zukunft wieder zu Völkermordhandlungen kommt […]; 3. weist jede vollständige oder teilweise Leugnung des Holocaust als eines geschichtlichen Ereignisses zurück; 4. lobt die Staaten, die sich aktiv um die Erhaltung der von den Nazis während des Holocaust als Todeslager, Konzentrationslager, Zwangsarbeitslager und Gefängnisse genutzten Stätten bemüht haben; 5. verurteilt vorbehaltlos alle Manifestationen von religiöser Intoleranz, Verhetzung, Belästigung oder Gewalt gegenüber Personen oder Gemeinschaften auf Grund ihrer ethnischen Herkunft oder religiösen Überzeugung, gleichviel wo sie sich ereignen; 6. ersucht den Generalsekretär, als Beitrag zur Verhinderung künftiger Völkermordhandlungen ein Informationsprogramm zum Thema „Der Holocaust und die Vereinten Nationen“ aufzustellen und Maßnahmen zur Mobilisierung der Zivilgesellschaft für das Gedenken an den Holocaust und die Holocausterziehung zu ergreifen, um verhindern zu helfen, dass es in der Zukunft wieder zu Völkermord kommt […]. Zitiert nach: www.humanrights.ch/upload/pdf/070315_UNO_Resolution. pdf [Zugriff: 15. Mai 2012] 1. Beschreiben Sie die Gründe für die Erklärung des internationalen Holocaust-Gedenktages. 2. Arbeiten Sie Aufgaben und Selbstverständnis der UNO heraus. 3. Bei der Verabschiedung der Resolution bezeichnete UNOGeneralsekretär Kofi Annan den Gedenktag als „eine wichtige Mahnung an die universelle Lektion des Holocaust“. Erläutern Sie, welche Lektion damit gemeint ist. 4. In Deutschland und anderen Ländern steht die Leugnung des Genozid unter Strafe. Informieren Sie sich im Internet und/oder in Fachbüchern über die Argumente der Holocaust-Leugner. Nehmen Sie Stellung zu Bedeutung und Wirksamkeit einer strafrechtlichen Verfolgung. 5. Beurteilen Sie folgende These: Wenn der 27. Januar zum internationalen Gedenktag erhoben und damit auf die ganze Welt ausgedehnt wird, bedeutet dies nicht zugleich eine Entlastung für die Deutschen? M4 Offi zielle Erinnerung kontra Familiengedächtnis Die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann, die sich insbesondere mit den Themen Gedächtnis und Er innerung beschäftigt, schreibt 2010 zum Holocaust-Gedenktag: Der 27. Januar, der inzwischen Teil einer transnationalen Erinnerungskultur geworden ist, ist also selbst kein Datum, das in der Erfahrung der deutschen Bevölkerung verankert ist. Überhaupt kommt weder den nationalsozialistischen Verbrechen noch dem Holocaust im deutschen Familiengedächtnis eine bedeutende Rolle zu. Aus oral history Studien, die die Tradierung der NS-Zeit und des Holocaust in deutschen Familien untersucht haben, wissen wir, dass sich ein Hiat [eine Kluft] auftut zwischen dem offi ziellen Geschichtswissen, das inzwischen in den Schulen vermittelt wird, und den Erinnerungen, die in der Familie tradiert werden. Während die Themen Nationalsozialismus und Holocaust im Geschichtsunterricht eine zentrale Rolle spielen, kreist die Familienerinnerung weit gehend um Themen wie Bombenkrieg, Hunger, Flucht und Vertreibung, die ihrerseits in der Schule (noch) keinen Platz haben. […] Während sich die Holocaust-Erinnerungsgemeinschaft geographisch ständig erweiterte, wurde sie zugleich inhaltlich beschränkt. Diejenigen, die sich erinnern, werden immer mehr, diejenigen, die erinnert werden, werden dagegen weniger. Roman Herzog hatte ausdrücklich alle Opfer nationalsozialistischer Vernichtungspolitik ins Bewusstsein der Deutschen heben wollen. Von den Opfergruppen der Sinti und Roma, der Homosexuellen und den Opfern der Euthanasie ist im Zuge der Ausweitung der Holocaust-Erinnerung jedoch i Briefmarke der UNO zum 27. Januar 2008. Lesetipp Markus Tiedemann, „In Auschwitz wurde niemand vergast.“ 60 rechtsradikale Lügen und wie man sie widerlegt, Mülheim/Ruhr 1996 25 30 35 40 45 50 5 10 15 20 25 32015_1_1_2015_Kap4_442-469.indd 453 01.04.15 11:04 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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