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131Umgang mit Texten und Medien: Überprüfen und Sichern Überraschendes 1. Der Druckfehlerteufel hat sich eingeschlichen und den folgenden Text ganz durcheinander gebracht. Stelle die richtige Reihenfolge wieder her. a) „Aber schlagen und hauen ist gleich!“ – „Verzeihung, dass ich auch hierin anderer Meinung bin. Sehen Sie, diese prachtvolle Standuhr schlägt die Stunden, aber sie haut sie nicht.“ b) Bei einem Festessen hatte Bismarck1 die Gattin eines ausländischen Diplomaten als Tischdame. Die etwas arrogante Frau suchte die deutsche Sprache als minderwertig hinzustellen, indem sie ihr den Vorwurf machte, im Deutschen gebe es für dieselbe Sache immer wieder verwirrend viele Ausdrücke, z.B. speisen und essen. c) „Aber in einem müssen Sie mir recht geben, Durchlaucht: Sicher und gewiss ist doch genau dasselbe!“ – „Ich bitte um Verzeihung, Gnädigste, dass ich auch hierin gänzlich anderer Ansicht bin. Nehmen wir einmal an, dass hier plötzlich ein Brand ausbricht, so würde es mir eine Ehrenpflicht sein, Sie gnädige Frau, sogleich an einen sicheren Ort zu führen, aber um himmelswillen nicht an einen gewissen Ort.“ d) Bismarck verteidigte sich: „Verzeihen Sie Gnädigste. Diese beiden Wörter sind nicht gleichbedeutend. Denn Christus speiste die fünftausend Mann, aber er aß sie nicht.“ e) „Das gebe ich zu, aber von den Wörtern senden und schicken ist doch sicher eines ganz überflüssig!“ –„Keineswegs. Denn Ihr Gemahl ist zwar ein Gesandter, aber kein Geschickter!“ 2. Erkläre, wie Bismarck vorgeht, um den Vorwurf der Diplomatenfrau zu entkräften. 3. Bestimme, ob es sich bei dem Text um eine Kalendergeschichte, eine Anekdote oder eine Parabel handelt. Begründe deine Meinung. Bertolt Brecht Der hilflose Knabe Herr K. sprach über die Unart, erlittenes Unrecht stillschweigend in sich hineinzufressen, und erzählte folgende Geschichte: „Einen vor sich hin weinenden Jungen fragte ein Vorübergehender nach dem Grund seines Kummers. ‚Ich hatte zwei Groschen für das Kino beisammen‘, sagte der Knabe, ‚da kam ein Junge und riss mir einen aus der Hand‘, und er zeigte auf einen Jungen, der in einiger Entfernung zu sehen war. ‚Hast du denn nicht um Hilfe geschrien?‘, fragte der Mann. ‚Doch‘, sagte der Junge und schluchzte ein wenig stärker. ‚Hat dich niemand gehört?‘, frage ihn der Mann weiter, ihn liebevoll streichelnd. ‚Nein‘, schluchzte der Junge. ‚Kannst du denn nicht lauter schreien?‘, fragte der Mann. ‚Nein‘, sagte der Junge und blickte ihn mit neuer Hoffnung an. Denn der Mann lächelte. 4. Wähle den passenden Schluss. Begründe deine Wahl. a) ‚Du Armer‘, sagte der Mann und gab dem Jungen einen Groschen. b) ‚Dann gib auch den her.‘ Nahm ihm den letzten Groschen aus der Hand und ging unbekümmert weiter.“ 5 10 1 Otto Graf von Bismarck, 1815–1898: Reichskanzler Deutschlands Nu r z u Pr üf zw ck n Ei ge nt um d s C .C . B uc hn r V er la gs | |
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