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139Umgang mit Texten und Medien Langeweile? Tu was! füllten Ort von einem Lokal zum anderen trotten, ob irgendwo ein Tisch für fünf Personen frei wurde – nee, nicht mit ihr! Irgendwie komisch, dass fast alles, was früher mal Spaß gemacht hatte, jetzt auf einmal die totale Öde war. Dass man sich so verändern konnte. Wer weiß, was da noch alles nachkam. Sie hätte gern gewusst, was ihre Eltern dabei empfanden – auf den Kirmessen, den Spaziergängen, im Freizeitpark. Falls sie sich genauso langweilten wie Caro in diesem Sommer, merkte man ihnen das jedenfalls nicht an. Sie hatten wie verrückt gequiekt, als das Kanu den Wasserfall runtersauste und sie alle nass geworden waren. Sie hatten sich halb totgelacht, als sie sich die altertümlichen Klamotten umhängten und die doofen Hüte aufsetzten, um sich mit Caro und den Zwillingen als „Westernfamily“ fotografieren zu lassen. Wenn sie das alles nur veranstalteten, um Caro und den Zwillingen einen Gefallen zu tun, mussten sie sich unheimlich verstellen können. Aber jetzt wollte Caro nicht mehr an die Familie denken. Dieser Tag gehörte ihr, nur ihr. Von der Musik angefeuert, tanzte sie ins Schlafzimmer der Eltern hinüber, stöberte im Kleiderschrank und zog das olivgrüne Satintop ihrer Mutter an, darüber die ärmellose Glencheckweste. Dazu die scharfen spitzen Stiefel mit den Pumpsabsätzen. Und ihren eigenen neuen Rock, den ihr Vater nur „Gesäßmanschette“ nannte. Sie probierte die Lippenstifte ihrer Mutter und entschied sich nach dreimal wieder Abwischen und Neuauftragen für einen mit Glossanteil in Gold. Jetzt noch die Augen. Tuschen, Kajalstriche, Lidschatten, Highlights oben unter die Augenbrauen. Fertig. Wen sollte sie zuerst anrufen? Anja war mit ihren Eltern noch an der Nordsee. Berit war irgendwo in Spanien. „Ja, guten Tag, hier ist Caro. Kann ich bitte mit Mareike sprechen?“ Aber auch Mareike war nicht zu Hause. Mareike habe sich, so berichtete Mareikes Mutter, mit Tana verabredet. Soviel sie wüsste, hätten sie ins Kino gehen wollen und hinterher noch zu einer Party. „Soll ich was ausrichten?“ „Nö, danke.“ Zu einer Party? Ins Kino? Bei wem sollte diese Party denn stattfinden, wo so gut wie alle verreist waren? Und wieso hatte Mareike nicht daran gedacht, Caro von dieser blöden Party zu erzählen? Wenn sie Tana mitnahm, hätte sie ebenso gut auch ihr, Caro, Bescheid sagen könne. Und so was nannte sich Freundin! Richtig schlecht war ihr vor Enttäuschung. Caro legte eine neue CD auf, drehte die Lautstärke noch höher. 45 50 55 60 65 70 75 80 Nu zu P rü fzw ec ke n Ei g nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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