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141Umgang mit Texten und Medien Langeweile? Tu was! mit Cherry Brandy, die mit Kirschwasser und die mit Noisette. Anschließend ging sie in die Küche und machte sich sechs Toastbrote mit Butter. Darauf kam Brombeergelee. Knusper, knusper, Knäuschen. Was war eigentlich Knäuschen? […] Sie hatte bereits vier von den Brombeergelee-Toastbroten aufgeschnurpst, als ihr Handy klingelte. Caro stürzte hin und packte es mit ihren klebrigen Fingern. „Hallo, ja?“ Es war Jenny. „Endlich jemand, der zu Hause ist“, sagte Jennys Stimme. Sie klang irgendwie wütend. Oder eher sauer. „Ich hab’s auch schon bei allen anderen versucht, kein Schwein geht ran. Hör zu, Caro, ich geb am Freitag eine Abschiedsparty für die ganze Klasse. Das heißt für alle, die nicht verreist sind und kommen können. Kannst du?“ „Freitag? Klar, sicher. Kann ich“, sagte Caro eifrig. „Wo fahrt ihr denn dieses Jahr hin?“ Eine Abschiedsparty, bloß weil man in Urlaub fuhr – so was Affiges hatte man ehrlich noch nicht gehört. Typisch Jenny. Immer musste die sich aufspielen. Voriges Jahr war sie mit ihren Eltern auf die Seychellen geflogen, und das Jahr zuvor war sie im Grand Hotel in Velden am Wörthersee gewesen. Zicke! „Kiel“, sagte Jenny. „Aber das ist keine Ferienreise. Wir ziehen weg. Meine Großeltern haben uns dort eine Wohnung besorgt, ganz in ihrer Nähe. Meine Eltern lassen sich nämlich scheiden. Mein Vater ist schon ausgezogen, und meine Schwester und ich gehen mit meiner Mutter nach Kiel. Ich wollte euch alle noch mal sehen, ehe ich verschwinde.“ „Oh Scheiße, tut mir leid, echt“, sagte Caro. Was sollte man auch sonst sagen. Es tat ihr wirklich leid. […] Caro schämte sich dafür, dass sie eben noch neidisch auf Jenny gewesen war. „Wann soll ich kommen?“ „Ab sieben.“ Jennys Stimme war plötzlich ganz hoch und piepsig. Dann schniefte es wie bei jemandem, der fürchterlichen Schnupfen, aber kein Taschentuch hat. Das Einzige, was Caro noch verstehen konnte, war: „… so ein Mist, so ein gemeiner, verfluchter Mist …“ Dann wurde aufgelegt. Caro schnappte sich die beiden letzten Toasts und richtete sich im Wohnzimmer ein. Sie zog die Beine aufs Sofa und drückte auf die Fernbedienung. Auf dem Bildschirm rannten Zeichentrickfiguren. Caro bekam nicht mit, worum es ging; sie hatte sich in der zweiten Hälfte des Films eingeschaltet. Es interessierte sie auch nicht besonders. Arme Jenny. Es folgte ein uralter Liebesfilm mit einem komischen Diener, der fortwährend herumgrantelte und sich in alles einmischte, aber dann doch dafür sorgte, dass alles gut ausging. Kurz vor der Tagesschau wurde die Wohnungstür aufgeschlossen, und alle waren wieder da. Nils und Lars hatten jeder wieder irgendwelche gekauften Spielzeugteile umhängen, so Zeug, das flimmerte und quäkte, wenn man draufdrückte. 130 135 140 145 150 155 160 165 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge n um d es C C. B uc hn r V er la gs | |
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