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träumten und brüteten Pläne. Die Sonne am jenseitigen Ufer, Staunzen1 flogen leise summend durch die dicke Luft, kleine Blutsauger, aber die abgehärteten Knaben störten die Stiche nicht mehr. Der Dreizehnjährige begann das Boot leicht zu schaukeln. Gleich wiegten sich die beiden anderen mit, auf und nieder, Wasserringe liefen über den Weiher, Wellen schlugen planschend ans Ufer, die Binsen schwankten und wackelten. Die Knaben schaukelten heftiger, dass der Bootsrand bis zum Wasserspiegel sich neigte, das aufgeregte Wasser ins Boot hinein schwappte. Der Kleinste, der Elfjährige, hatte einen Fuß auf den Bootsrand gesetzt und tat jauchzend seine Schaukelarbeit. Da gab der Älteste dem Zwölfjährigen ein Zeichen, den Kleinen zu schrecken, und plötzlich warfen sie sich beide auf die Bootsseite, wo der Kleine stand, und das Boot neigte sich tiefer, und dann lag der Jüngste im Wasser und schrie, und ging unter und schlug von unten gegen das Boot, und schrie nicht mehr und pochte nicht mehr und kam auch nicht mehr unter dem Boot hervor, unter dem Boot nicht mehr hervor, nie mehr. Die beiden Brüder saßen und auf den Ruderbänken in der Sonne, ein Fisch schnappte, sprang über das Wasser heraus. Die Wasserringe hatten sich verlaufen, die Binsen standen wieder unbeweglich, die Staunzen summten bös und stachen. Die Brüder ruderten das Boot wieder ans Ufer, trieben den Pfahl mit der Kette wieder in den Uferschlamm, stiegen aus, trabten auf dem langen Steindamm dahin, trabten stadtwärts, wagten nicht, sich anzusehen, liefen hintereinander, achteten der Weiden nicht, die ihnen ins Gesicht schlugen, nicht der Brombeersträucherstacheln, die an ihnen rissen, stolperten über Wurzelschlangen, liefen, liefen, liefen. Die Altwässer blieben zurück, die grüne Donau kam, und behäbig, rauschte der Stadt zu, die ersten Häuser sahen sie, sie sahen den Dom, sie sahen das Dach des Vaterhauses. Sie hielten, Schweiß überronnen, zitterten verstört, die Knaben, die Mörder, und dann sagte der Ältere wie immer nach einem Streich: „Zu Hause sagen wir aber nichts davon!“ Der andere nickte, von wilder Hoffnung überwuchert, und sie gingen, entschlossen, ewig zu schweigen, auf die Haustüre zu, die sie wie ein schwarzes Loch verschluckt. 2. „Brudermord im Altwasser“ lautet der Titel. Diskutiert in der Klasse, ob der Titel zur Geschichte passt. 3. Gib an, ob die unterstrichenen Adjektive attributiv, prädikativ oder adverbial ge braucht sind. 4. Suche im Text Beispiele für die Steigerung der Adjektive heraus. 5. Untersuche, wie die Natur beschrieben wird, und kläre, ob es einen Zusammenhang zwischen Handlung und Naturbeschreibung gibt. 57Sprachgebrauch und Sprachreflexion: Überprüfen und Sichern Land in Sicht! 1 die Staunze: österreichisch für: die Stechmücke 35 40 45 50 55 60 Nu r z P üf zw ck en Ei g nt m d es C .C . B uc h er V er la gs | |
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