Volltext anzeigen | |
173Umgang mit Texten und Medien Zwischen Inszenierung und Information 10 15 20 25 30 35 40 Das deutsche Fernsehen nutzt intensiv die Wissenschaft, um die Aufmerksamkeit junger und erwachsener Zuschauer zu binden. Die Wege, wie konkret das gemacht wird, unterscheiden sich allerdings deutlich. Wer Ordnung in diese Vielfalt zu bringen versucht, kommt nicht umhin, Kriterien zu nennen, auf die es mit Blick auf die Zuschauer und Macher ankommt. Zwei dieser Kriterien sind die Aktualität des Anlasses für einen Beitrag oder für eine ganze Sendung und die Herkunft dieses Anlasses. Es macht mit Blick auf die Zuschauer, die man erreichen will, und mit Blick auf die Organisation einer Redaktion einen entscheidenden Unterschied, ob ein Anlass aus der Wissenschaft selbst stammt (zum Beispiel ein Forschungsresultat) oder aus einem anderen Bezugssystem (zum Beispiel der Alltagswelt der Zuschauer). Außerdem entscheidend ist, wie viel Zeit zwischen einem Anlass und der Berichterstattung verstrichen ist. Jede Redaktion hat im Prinzip dasselbe Hauptproblem: Was senden wir heute? Wäre die Wahrnehmung nicht irgendwie organisiert, würde man auf diese Frage keine Antwort finden. Man findet kein Thema, wenn man nicht ungefähr weiß, wonach man sucht. „Nano“ sucht vorrangig nach neuen Forschungsergebnissen, von denen die Redaktion glaubt, dass sie nützlich sein könnten und/oder interessant für die Zuschauer. Das Problem dieser Redaktion besteht nicht darin, genügend neue Forschungsresultate zu finden. Das Problem dieser Sendung und jeder anderen, die neue Forschungsresultate als Anlass nutzt, besteht darin, die interessanten/nützlichen für den Zu schauer aus der überbordenden Fülle wöchentlich einiger tausend Forschungsresultate zu finden. Das Verkaufsargument von „Nano“ und ähnlicher Formate lautet: Seht her, es gibt etwas Neues aus der Wissenschaft, das zu wissen für euch nützlich oder interessant ist. Die Wissenschaft hat festgestellt, dass Marmelade Fett enthält, ergo, esst nicht so viel Marmelade. Solche Geschichten schaffen es bei Pro 7, Kabel 1 oder Vox niemals auf den Schirm. Grund: Sie sind nicht massenattraktiv. „Galileo“ nutzt die Welt der Wissenschaft völlig anders als „Nano“. Im Vordergrund steht zunächst Alltägliches: Zu Ostern werden Eier gegessen, da kann man doch mal die Frage beantworten, wie der menschliche Organismus ein Ei eigentlich verdaut. Pralinen isst fast jeder gern, da ist es doch mal interessant, wie die Dinger eigentlich gemacht werden. Bei „Galileo“ wird in allererster Linie versucht, die alltägliche Erfahrungswelt mit Wissenschaft und Technik zu verknüpfen. Wissenschaft wird als Dienstleister genutzt, um Fragen zu beantworten. Dieser Typus von Wissenschaftsoder Wissensformaten ist im Fernsehen weit verbreitet. Die Herausforderung solcher Formate besteht darin, immer wieMarkus Lehmkuhl Wissenschaft im deutschen Fernsehen Rangar Yogeshwar, der in Luxemburg geborene Wissenschaftsjournalist arbeitet u.a. bei „Quarks & Co“ (WDR) 2 Aufgaben: Seite 176 5 N u r zu P rü fz w e c k e E ig e tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |