Volltext anzeigen | |
4Aufgaben: Seite 176 175Umgang mit Texten und Medien Zwischen Inszenierung und Information 5 10 15 20 25 30 35 N24: Herr Kaltenbaek, wie sieht es denn aus in der Medienlandschaft? Wir lesen täglich Nachrichten, wir hören sie, wir sehen sie im Fernsehen: Wie beeinflussen Nachrichten – bewusst und unbewusst – unseren Alltag? Kaltenbaek: Nachrichten haben die Eigenschaft, dass sie uns einen Einblick in das Funktionieren der Welt geben. Sie haben Einfluss darauf, worüber wir nachdenken und wie wir über etwas nachdenken und wie wir darüber mit anderen kommunizieren. Wichtig ist noch, dass Nachrichten nicht nur Informationen für unsere eigene Lebensplanung bieten, sondern auch, dass wir auch einen großen Teil unseres Unterhaltungsbedürfnisses erfüllen. Denn Menschen haben das Bedürfnis, unterhalten zu werden, ein Bedürfnis nach Sensationen. N24: Oftmals, so kommt es einem zumindest vor, werden nur schlechte Nachrichten gezeigt: Katastrophen, Waldbrände, Hungersnöte. Warum ist das so? Kaltenbaek: Schlechte Nachrichten haben gegenüber guten Nachrichten oftmals einen gesteigerten Neuigkeitswert. Das heißt: Sie bieten etwas Neues. Wenn etwa gemeldet wird: „Heute ist in der Karibik wieder schönes Wetter“ oder berichtet wird, dass alle Atomkraftwerke auf der Welt ohne Störfälle gearbeitet haben, ist das zwar sehr beruhigend, aber nicht wirklich interessant. Schlechte Nachrichten nutzen sich aber auch ab, zum Beispiel wenn jeden Tag berichtet würde, dass wieder 25 000 Menschen weltweit an Unterernährung gestorben sind, dann würde das auch niemanden mehr so richtig interessieren. Der Wert einer Nachricht zeichnet sich dadurch aus, dass es irgendetwas besonders Neues gibt, etwas Ungewöhnliches, Überraschendes, in sich Geschlossenes. Diese Kennzeichen erfüllen leider die schlechten Nachrichten wesentlich besser als die guten Nachrichten. N24: Ein Kriterium ist also, dass es etwas Neues sein muss. Jetzt muss das Neue ja nicht unbedingt schlecht sein. Was sind denn gute Nachrichten in dem Sinne? Wie würden Sie die definieren? Kaltenbaek: Gute Nachrichten sind solche, die beim Leser, Zuhörer oder Zuschauer mit positiven Auswirkungen verbunden sind. Es sind Berichte über ein erfreuliches Ereignis, zum Beispiel wenn in einer Familie viele Kinder geboren werden, wenn es also eine Fünflingsoder Sechslingsgeburt gibt oder wenn die Arbeitslosenzahlen sinken, wenn weniger Schulden gemacht werden als angenommen oder wenn ein armer Schlucker mehrere Millionen gewonnen hat. Gute Nachrichten sind also Nachrichten, bei denen wir uns wohlfühlen, wo etwa gesagt wird, dass es jemandem besser geht. Es bleibt als Kennzeichen das Ungewöhnliche, das Überraschende der Nachricht – aber es hat sich etwas zum Guten gewendet. Fragen an Jesko Kaltenbaek, Medienpsychologe an der FU Berlin Warum sind gute Nachrichten wichtig? N u r zu P rü fz w e c k e E ig e tu m d e s C .C . B u c n e r V e rl a g s | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |