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Warum glauben Menschen? 179 Erfahrungen des Göttlichen Dass es religiöse Erfahrungen gibt, ist keine Frage, wenn man darunter nicht etwas von vornherein ganz Unplausibles versteht, wie etwa Beobachtungen Gottes. […] Eine Begegnung kann als schicksalhaft erfahren werden, […] eine Katastrophe kann als Gericht erlebt werden. Solche Erfahrungen haben einen spezifisch religiösen Gehalt, wenn die größere Wirklichkeit als etwas Göttliches erscheint. Man erlebt z. B. eine nicht mehr zu erwartende Heilung oder Errettung aus Gefahr als Eingreifen Gottes und eine Wende des Lebens als seine Fügung. […] Der Glaubende erlebt die Welt schon im Licht seines Glaubens und deutet seine religiösen Erfahrungen mit dessen Vorstellungen. Ein anderer sieht dasselbe Ereignis, spürt darin aber nicht die Gegenwart eines Göttlichen oder erlebt es im Licht eines anderen Glaubens inhaltlich völlig anders. Franz von Kutschera, S. 184 Woher kommen religiöse Erfahrungen? Für viele Menschen besteht der Hauptgrund, an Gott zu glauben, darin, dass sie eine religiöse Erfahrung gemacht haben […]. Die Berichte beschreiben so etwas oft als überwältigende und den Glauben zwingend nahelegende Erlebnisse. Trotzdem kann man deren Status als Beweis für die Wahrheit religiöser Aussagen kaum beurteilen, weil sich derartige Erfahrungen oft auch im Zusammenhang mit emotional gesteigerten Zu stän den ereignen […]. Zusätzlich wird der Skep tiker auch leicht andere und nicht-religiöse Erklärungen für die fraglichen Ereignisse finden. […] Neuerdings hat unsere wachsende Kenntnis der Hirnfunktionen die Ansicht plausibel gemacht, dass es eine neurologische Basis für religiöse Erfahrung geben könne und dass wir sogar in der Lage seien, solche Zustände künstlich, z. B. durch Drogen, herbeizuführen. Es ist jedoch seit langem bekannt, dass chemische Veränderungen (wie sie auch durch Fasten ver ursacht werden) religiöse Erfahrungen erleichtern können. Solche Entdeckungen können keineswegs die Frage klären, ob eine objektive Realität hinter dem steht, was das Subjekt wahrzunehmen glaubt. David Papineau (Hrsg.), S. 110 M4 M5 5 10 15 5 10 15 20 1 Wertet die Statistik aus, indem ihr den Text zu Hilfe nehmt. ➜ M1 2 Diskutiert die Ergebnisse. Treffen sie auf eure Lerngruppe, euren Freundeskreis usw. zu? ➜ M1 3 Der Text schildert Probleme, die das menschliche Dasein mit sich bringt. Liste sie nacheinander auf, zum Beispiel: 1. einem Schicksal ausgeliefert sein, 2. … ➜ M2 4 Erkläre, warum der Glaube an einen guten und allmächtigen Gott für viele Menschen lebensnotwendig ist. ➜ M2 5 Formuliere Russells Standpunkt in eigenen Worten. ➜ M3 6 Grenze die Begriffe „Gewissheit“ (bzw. „Wissen“) und „Glauben“ voneinander ab. ➜ M3 7 Haltet die Merkmale einer religiösen Erfahrung in Stichworten fest. ➜ M4/M5 8 Fasst Coynes These zusammen und formuliert eine kurze Antwort. Begründet eure Meinung. ➜ M6 9 Nehmt in Gruppenarbeit Stellung zu einem „Wunder“ (Errettung aus Gefahr). Eine Gruppe argumentiert aus der Sicht eines Gläubigen, die andere aus der eines Nichtgläubigen. ➜ M4-M6 Glossar: Diskrepanz, Mentalität Zwischen Glauben und Wissen Es liegt unserer westlichen Mentalität nahe, die Wissenschaft anzubeten. Einige Wissenschaftler – und viele Nichtwissenschaftler – meinen, Forscher wüssten alles und die Wissenschaft sei der einzige Weg zur wahren und gesicherten Erkenntnis. Und doch wird jeder praktizierende Wissenschaftler einräumen, dass wir dieses sichere Wissen nicht besitzen. […] Wir können nur jeden Tag hoffen, dass wir uns der Wahrheit nähern. George V. Coyne. In: Der Spiegel 52/2000 M6 A u fg a b e n Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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