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Dialog der Religionen 197 Ein gemeinsames Ethos In seiner Schrift Projekt Weltethos entwickelte der Theologe Hans Küng (*1928) im Jahr 1990 die Idee eines Weltethos und hob die Gemeinsamkeiten der Religionen hervor (s. S. 194-195). Davon angeregt verabschiedete 1993 das Parlament der Weltreligionen in Chicago die „Erklärung zum Weltethos“. Erstmals in der neueren Geschichte der Religionen verständigten sich damit Vertreter und Vertreterinnen aller Weltreligionen auf Kernpunkte eines gemeinsamen Ethos. Sie verpflichteten sich auch auf „vier unverrückbare Weisungen“. Die Thora der Juden, die Bergpredigt der Chris ten, der Koran der Muslime, die Bhagavadgita der Hindus, die Reden des Buddha, die Sprüche des Konfuzius: Sie alle bleiben die Grundlage für Glauben und Leben, Denken und Handeln für Hunderte von Millionen von Menschen. […] Ein Weltethos will das, was den Religionen der Welt trotz aller Verschiedenheiten jetzt schon gemeinsam ist, herausarbeiten und zwar in Be zug auf menschliches Verhalten, sittliche Werte und moralische Grundüberzeugungen. Anders gesagt: Das Weltethos reduziert die Religionen nicht auf einen ethischen Minimalismus, wohl aber stellt es das Minimum dessen heraus, was den Religionen der Welt schon jetzt im Ethos ge meinsam ist. Es ist gegen niemanden gerichtet, sondern lädt alle ein, Gläubige wie Nichtgläubige, sich dieses Ethos zu eigen zu machen und entsprechend zu handeln. Hans Küng/Karl-Josef Kuschel (Hrsg.), S. 9-10, 29, 31, 35, 38 M3 5 10 15 Die Religionen und das WeltethosM4 1. Verpflichtung auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor dem Leben 2. Verpflichtung auf eine Kultur der Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung 3. Verpflichtung auf die Kultur der Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit 4. Verpflichtung auf eine Kultur der Gleichberechtigung und die Partnerschaft von Mann und Frau Vier unverrückbare Weisungen: 1 Erläutere, was der Zeichner mit dem Bild zum Ausdruck bringen möchte. Welche Voraussetzungen müssten gegeben sein, damit der Dialog gelingt? ➜ M1 2 Erkläre, zu welchem Zweck Hans Küng einen Dialog der Religionen fordert. ➜ M2 3 Nenne die Formen des Dialogs, die Hans Küng unterscheidet. ➜ M2 4 Informiere dich über das „Projekt Weltethos“ und das Parlament der Weltreligionen. ➜ M3/M4/Infokasten 5 Erkläre den Zusammenhang zwischen dem Weltethos und den Weltreligionen. ➜ M3/M4/Infokasten Glossar: Bhagavadgita, Initiative, Konfuzianismus, Naturreligion, Taoismus, Weltreligionen A u fg a b e nN ur z P rü fzw ec ke n Ei g nt de s C .C . B uc hn er V er la gs | |
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