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… dann brauche ich Gewalt 203 Formen von Gewalt Wenn man von Gewalt spricht, denken die meisten so fort an Schlägereien, Prügeleien, Überfälle usw., also körperliche Gewalt. Doch Gewalt ist ein sehr komplexes Phänomen, das sich in mannigfachen Formen darstellt. Gewalt ist nicht nur etwas Negatives. Wir alle sind darauf angewiesen, dass der Staat uns mit seiner Ge walt vor Angriffen anderer schützt. Solche legitime (gesetzliche) Gewalt wird auch als Macht bezeichnet. Ohne Macht funktioniert kein Staat. Zu verurteilen ist die illegitime (ungesetzliche) Gewalt. Sie liegt vor, wenn jemand einem anderen mit Absicht Schaden zufügt. Dies kann ein körperlicher Schaden sein (Verletzung, Tötung), oder ein seelischer Schaden (Einschüchterung, Angsteinflößung). Auch Sprache kann gewalttätig sein (Schimpfen, Spotten, Beleidigen). Neben Gewalt gegen Personen gibt es Gewalt gegen Sachen (Sachbeschädigung, Vandalismus, Graffiti). Ge walt kann nicht nur direkt von Personen ausgeübt werden, sondern auch indirekt durch gesellschaftliche Strukturen (strukturelle Gewalt). So können ungleiche Lebensverhältnisse z. B. dazu führen, dass nicht alle Kinder gleiche Bildungschancen haben oder dass Frauen gegenüber Männern benachteiligt werden. Der Begriff Gewalt ist nicht zu trennen vom Begriff der Aggression. Er ist vom lateinischen Wort aggredi (annähern, angreifen) abgeleitet. Darunter versteht man die Verhaltensweise einer Person, die von der Ab sicht geleitet ist, zerstörend, schädigend oder verletzend auf andere einzuwirken. Aggressive Verhaltensweisen sind Schlagen, Töten, Bedrohen usw. nach Bernd Rolf, S. 91 Macht, Stärke und Gewalt Macht entspricht der menschlichen Fähigkeit, nicht nur zu handeln oder etwas zu tun, sondern sich mit anderen zusammenzuschließen und im Einvernehmen mit ihnen zu handeln. Über Macht verfügt niemals ein Einzelner; sie ist im Besitz einer Gruppe und bleibt nur solange existent, als die Gruppe zusammenhält. Wenn wir von jemand sagen, er „habe die Macht“, heißt das in Wirklichkeit, dass er von einer bestimmten Anzahl von Menschen ermächtigt ist, in ihrem Namen zu handeln. […] M2 M3 5 10 15 20 25 30 5 10 15 20 25 1 Beschreibe die Bilder. Nimm Stellung zu den dargestellten Ereignissen. ➜ M1 2 Welche unterschiedlichen Formen von Gewalt und Ag gression werden im Text M2 genannt? Ordne sie den Abbildungen in M1 zu. ➜ M1/M2 3 Erstelle eine Mindmap zu den in M2 genannten Formen von Gewalt und Aggression. Welche weiteren Formen kennst du? Ergänze die Mindmap. ➜ M2 4 Gib die Definitionen mit eigenen Worten wieder und erläutere sie an Beispielen. ➜ M3 5 Wende den Begriff der Macht auf das Beispiel des Klassensprechers an. Worin besteht seine „Macht“? ➜ M3 Stärke, im Gegensatz zur Macht, kommt immer einem Einzelnen, sei es Ding oder Person, zu. Sie ist eine individuelle Eigenschaft, welche sich mit der gleichen Qualität in anderen Dingen oder Personen messen kann, aber als solche von ihnen unabhängig ist. Stärke hält der Macht der Vielen nie stand; der Starke ist nie am mächtigsten allein, weil auch der Stärkste Macht gerade nicht besitzt. Wo der Starke mit der Macht der Vielen zusammenstößt, wird er immer durch die schiere Zahl überwältigt, die sich oft nur darum zusammenschließt, um mit der der Stärke eigentümlichen Unabhängigkeit fertig zu werden. […] Gewalt schließlich ist […] durch ihren instrumentellen [technischen] Charakter gekennzeichnet. Sie steht dem Phänomen der Stärke am nächsten, da die Gewaltmittel, wie alle Werkzeuge, dazu dienen, menschliche Stärke bzw. die der organischen „Werkzeuge“ zu vervielfachen […]. Hannah Arendt, S. 45-47 A u fg a b e n Gewalt Unter Gewalt (althochdeutsch waltan: stark sein, beherrschen) versteht man eine starke Einwirkung, die jemand auf Gegenstände oder den Körper bzw. die Psyche von Lebewesen ausübt. Von Gewalt geprägt sein können auch die Sprache (verbale Gewalt), gesellschaftliche Strukturen (strukturelle Gewalt) und politische Verhältnisse (Macht). Man unterscheidet zwischen legitimer Gewalt (z. B. Staatsgewalt) und illegitimer Gewalt (z. B. Beschädigung, Zerstörung, Tötung). Bernd Rolf, S. 91 IN F O Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d s C .C . B uc hn r V rla gs | |
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