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Gewissensfragen 61 Was soll ich tun? 1. Ich bin seit Jahren engagiertes Mitglied einer Tierschutzgruppe. Trotz unserer vielfältigen Aktionen werden in dem Forschungslabor in L. weiterhin Hunde zu Forschungszwecken gequält und getötet. Die Mehrheit unserer Gruppe hat beschlossen, dem nächst in das Labor einzudringen und die Tiere frei zu lassen. Soll ich bei dieser Aktion mitmachen? 2. Aus Überzeugung habe ich bisher niemals Pelz getragen: Der Aufwand bei der Pelztierzucht und die Käfighaltung stehen meiner Meinung nach in keinem Verhältnis zum Nutzen, es handelt sich schließlich um reinen Luxus. Nun habe ich von einer kürzlich verstorbenen älteren Bekannten, die ich sehr mochte, einen Fuchspelzkragen geerbt. Plötzlich stehe ich vor einem Dilemma: Ist es un mo ra lischer, den Pelz zu tragen oder ihn wegzuwerfen? 3. Wenn ich mit meinen Freunden weggehe, flirte ich gern mal mit anderen Frauen. Weil meine Freundin leicht eifersüchtig wird, verheimliche ich ihr das – auch damit sie sich keine Sorgen macht. Nun hat sie meine E-Mails gelesen, nachdem sie irgendwie mein Passwort herausgefunden hatte. Darunter war auch eine Mail von einer Bekannten, die meine Freun din völlig überinterpretiert hat. Sie sieht nicht ein, dass ich nichts von den Flirts erzähle, ich kann nicht verstehen, wie sie es wagen kann, meine Mails zu lesen. Was wiegt Ihrer Meinung nach schwerer? 4. Meine Mutter hat mich und meine Schwestern allein großgezogen. Letzten Sommer ist sie nach Portugal ausgewandert. Dort hat sie sich ein kleines Anwesen mit großem Garten gekauft und genießt die frischen Orangen und ihren Ruhestand. Ich gönne ihr dieses Leben, andererM3 1 Bearbeite die beiden Fälle, indem du das Schema von Toulmin anwendest. ➜ M1/Methodenkasten 2 Lest zunächst nur die Gewissensfrage und führt eine spontane Umfrage dazu durch. Begründet eure Antworten. Sammelt anschließend die Gründe für eure Entscheidungen und vergleicht eure Antworten mit der Antwort Rainer Erlingers. ➜ M2 3 Teilt euch in Gruppen auf. Jeweils eine Gruppe beantwortet einen der Fälle mithilfe des Toulmin-Schemas und eine andere Gruppe denselben Fall, indem sie wie Erlinger die Frage beantwortet. Stellt den anderen Gruppen die Ergebnisse jeweils vor und diskutiert die unterschiedlichen Lösungsmöglichkeiten sowie die eventuellen Schwierigkeiten, die bei der Bearbeitung der einzelnen Fälle aufgetreten sind. ➜ M3 Glossar: Stephen Toulmin seits wachsen die immer zahlreicheren Enkel quasi ohne Großmutter auf. Gibt es die moralische Verpflichtung einer vitalen Rentnerin, eine gute Oma zu sein? 5. Vor ein paar Wochen war meine Frau für drei Tage mit Freundinnen weggefahren und ich war mit unseren zwei Kindern allein. Wir haben uns bis auf den letzten Abend sehr gut verstanden. Unser elfjähriger Sohn Mark weigerte sich, abends sein Zimmer aufzuräumen. Es kam zu einer heftigen Aus einandersetzung zwischen ihm und mir, er rastete aus, schrie und beschimpfte mich. Ich war so erregt, dass ich ihm eine Ohrfeige verpasste, er weinte darauf fürchterlich, räum te aber sein Zimmer später auf. Mir tat das hinterher auch sehr leid, zumal wir unsere Kinder zu einem friedlichen Miteinander erziehen wollen. Als meine Frau durch unsere sechsjährige Tochter ein paar Tage später davon erfuhr, warf sie mir vor, unsere Prinzipien verraten zu haben und die Kinder mit Gewalt zu erziehen. Ich finde das nicht richtig, eine Ohrfeige ist doch nicht gleich Gewalt. M1/M3: Winfried Böhm, S. 158-159 A u fg a b e n Nu r z P rü fzw ec k n E ge nt um d es C .C . B uc hn e V er la gs | |
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