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Gewissen – Spiegel der Gesellschaft 69 Das Gewissen als Spiegel der Gesellschaft Mit dem Gewissen bewerten wir unsere Entscheidungen. Aber woher kommt diese Gewissheit über das, was richtig und gut ist? Besitzen wir dieses Wissen bereits bei der Geburt oder haben wir es erst später erlernt? Im Laufe der Jahrhunderte haben Philosophie und Wissenschaft ganz unterschiedliche Antworten auf diese Frage gegeben. Fest steht: Die Anlage zur Ausbildung eines Gewissens gehört zum Menschsein dazu und ist damit angeboren. Aber man geht heute davon aus, dass die Fähigkeit, moralisch zu urteilen erst nach und nach ausgebildet wird. Kinder lernen durch ihre Erziehung das Gute vom Schlechten zu unterscheiden. Die Verbote, die Regeln und Tabus, die sie mit der Zeit bewusst oder unbewusst angenommen haben, werden zur „Stimme des Gewissens“. Ein Kind, das immer wieder von seiner Mutter darauf hingewiesen wird, wie schlimm Lügen sind, braucht irgendwann das Urteil der Mutter nicht mehr. Seine eigene „innere Stimme“ ersetzt die der Mutter. Doch die Werte in einer Gesellschaft und damit auch die Regeln und Erziehungsgrundsätze verändern sich mit der Zeit. So konnte vor 50 Jahren ein geheimer Kuss noch schwere Gewissensnöte nach sich ziehen. Ebenso gibt es auch in unter schiedlichen Kulturen verschiedene moralische Werte. So ist in vielen westlichen Ländern das Tragen freizügiger Kleidung keine Frage der Moral und damit keine Gewissensentscheidung mehr. In anderen Kulturen kann jedoch ein lo ckerer Kleidungsstil durchaus dazu führen, dass ihm oder ihr eindringlich ins Gewissen geredet wird. Infolgedessen ist das Gewissen der Menschen, ihr Wissen um „richtig“ oder „falsch“, auch ein Spiegel der Ge sellschaft, in der sie leben. Rita Sandbrink, S. 73 M2 5 10 15 20 25 30 35 40 5 10 Aus der Sicht des Staates Auf ein Volk mit bestimmten, stark verbreiteten gu ten Gewissen muss weniger aufgepasst werden, es ist vermutlich harmonischer und weniger konfliktträchtig verfasst und der Sanktionsund Reparaturapparat kann klein und preiswert sein. Das ist in Deutschland sicher nicht der Fall. Die neue Ellenbogen-, Arbeitslosenund Rentnergesellschaft ist disharmonischer denn je und der Sanktionsund Reparaturapparat ist groß und teuer, gerade jetzt, wo die Kassen leer sind und die öffentliche Verschuldung mit 2,5 Billionen ihren Grenzwert erreicht zu haben scheint. Rudolf Sponsel M3 A u fg a b e n 1 Verstoßen die dargestellten Personen gegen ihr Gewissen? Begründet eure Antworten. ➜ M1 2 Prüft, wie überzeugend die Argumente der Figuren sind. ➜ M1 3 Macht eine geheime Umfrage in eurer Klasse. Welche der aufgeführten Ansichten teilt auch die Mehrheit unter euch? ➜ M1 4 Stellt euch vor, ihr würdet die Figuren bei einem Interview fragen, ob sie kein Gewissen haben. Wie würden sie antworten? Spielt die Interviews in Rollenspielen nach. ➜ M1 5 Besprecht, ob die Rechtfertigungen der Figuren austauschbar sind. Würde der Bauarbeiter auch die Argumentation des Managers übernehmen und der Manager wie der Computerspieler argumentieren? ➜ M1 6 Vermutet, welche der Rechtfertigungen (M1) auch eure Eltern und Großeltern akzeptieren würden. Welche Argumente wären für sie vermutlich nicht in Ordnung? Stellt die Ergebnisse in einer Tabelle dar. ➜ M1/M2 7 Nennt die Werte, gegen die die in M1 dargestellten Figuren verstoßen. Sind diese Werte in unserer Gesellschaft noch allgemein anerkannt? ➜ M2 8 Muss die junge Frau auf dem Bild ein schlechtes Gewissen in Bezug auf ihre Kleidung haben? Begründet eure Antwort. ➜ M2 9 Diskutiert die Ausführungen über das Gewissen von Rudolf Sponsel. ➜ M3 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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